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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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dieser Energie von Handfläche zu Handfläche zu spüren, während er drückte und plusterte. Eine Wärme, der Äther stets erleuchtet und warm, ein wenig knisternd vor Elektrizität, aber nein, nicht knisternd. Bloß weiche Wärme und Licht, und jetzt konnte er seine rechte Hand eintauchen und den Haken durch diese Wärme schwingen. Er spürte, wie es zog, und zwar nicht dort, wo er erwartet hatte, nicht an seinem Schwanz, sondern tiefer in den Weichteilen, an irgendeinem Grund, und das war das Schöne an der Geistheilung. Sie fand dierichtigen Stellen, die Quellen, und füllte sie wieder auf. Sie ließ sich nicht von den Oberflächen täuschen. Und der Haken brauchte keine Kette. Er schwang dort ganz allein.
    Galen atmete tief in die Heilung aus. Tief und tiefer, sinkend, der Haken ein Art Schmetterling, der in ihm flatterte, und als er aufwachte, hämmerte seine Mutter an die Tür, und seine Wange lag in einer Speichelpfütze.
    Hm, sagte er. Hm. Noch fand er keine Worte. Er wischte sich die Wange an einer sauberen Kopfkissenstelle ab und rollte sich auf den Rücken.
    Und schließ nicht immer die Tür ab, brüllte sie.
    Hm, sagte er, und ihre Schritte entfernten sich auf der Treppe.
    Galen war, als würde er aus einem tiefen Brunnen klettern. Wenn er am Nachmittag schlief, konnte ihn das richtig schaffen.
    Er setzte sich auf die Bettkante, die Welt drehte sich noch ein bisschen. Erneuerte sich, alle Erscheinungen fügten sich wieder zusammen. Er öffnete die Handflächen nach oben und versuchte, ein paar Zentimeter in der Luft zu schweben, solange die Welt nicht auf der Hut war, sich noch nicht wieder gefestigt hatte.
    Komm schon, sagte er. Er beschwor den Äther, seinen Po anzuheben, doch die Schwerkraft hielt ihn fest, und es war zu spät. Die Welt hatte sich erneuert. Er war nicht schnell genug gewesen. Scheiße, sagte er. Ich muss schneller werden.
    Er sah sich nach einer Unterhose um. Mehrere auf dem Fußboden verstreut, ungefähr ein Dutzend, und er wusste nicht mehr, welche die saubere von diesem Nachmittag war. Also nahm er sich die nächstbeste in der Hoffnung, es sei die richtige.
    Er zog T-Shirt und Shorts an, was weh tat, cremte die Beine mit Aloe ein, eine herrlich kühlende Erleichterung, und schnürte die Schuhe, war aber noch immer so benommen, dass er sich wieder hinlegte.
    Galen!, rief seine Mutter.
    Er stand auf und taumelte zur Tür, die Stufen hinunter ins Esszimmer. Sie hatte den Tisch mit Kerzen gedeckt, obwohl es noch gar nicht dunkel war. Teller an den Stirnseiten des langen Tisches, das alte polnische Porzellan mit den rot und blau bemalten Rändern. Ein großes rundes Sauerteigbrot in der Tischmitte, eine weiße Creme.
    Ich habe Zwiebeldip gemacht, sagte sie.
    Er ging zum Tisch und schaute sich den Dip an. Weiß mit braunen Streifen, den Zwiebeln. Cracker auf einem Holzbrett und Gemüseschnitze. Brokkoliröschen und Blumenkohl, ganze Karotten und Paprikastreifen.
    Ich habe dir was Vegetarisches gemacht, sagte sie. Frisches Gemüse, nicht mal gekocht.
    Danke, Mom, sagte er. Das sieht toll aus. Er nahm sich einen Teller und häufte Gemüse und Cracker und einige Brocken Sauerteigbrot darauf, dann einen Schlag Dip. Er kam um vor Hunger. Wow, sagte er.
    Er setzte sich, und seine Mutter sah zufrieden aus. Danke, Mom, sagte er wieder. Dann dippte er ein Brokkoliröschen und steckte es sich in den Mund. Cremig und köstlich, der Brokkoli schön knackig. Er machte dieAugen zu und summte. Das passierte nur beim leckersten Essen.
    Nahrungsaufnahme war eine Meditation, eine Gelegenheit. Er saß hochaufgerichtet, gerade auf seinem Stuhl, das Kronenchakra geöffnet, und ließ das Essen durch sich hindurchsurren. Mit geschlossenen Augen tastete er nach seinem Teller, tauchte die Finger in den köstlichen Dip und sog an ihnen, atmete das Brot ein, bevor er es aß, kaute geräuschvoll Paprikastreifen, so saftig und frisch.
    Herrlich, sagte er.
    Wollen wir die Teller an den Kamin mitnehmen?, fragte seine Mutter.
    Gern, sagte er. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Er nahm sich noch mehr Gemüse, und dann gingen sie ins Wohnzimmer mit dem Flügel und den hohen Decken. Genau in der Mitte des Hauses war eine riesige Feuerstelle aus Granitplatten aus der Sierra Nevada, davor ein paar Läufer. Galen legte sich hin, Ellbogen auf einem Kissen, und aß weiter. Seine Mutter legte sich hin und sah ihn an.
    Wo sind wir?, fragte sie. Das war ihr Spiel, seit er denken konnte.
    In den Bergen, sagte er. Vor

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