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Dreck: Roman (German Edition)

Dreck: Roman (German Edition)

Titel: Dreck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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hatte, war das alles völlig abwegig.
    Bis zum Ende dieser Inkarnation musste Galen allein sein. Das erkannte er jetzt. Andere Menschen waren das Problem. Sie bedeuteten Ablenkung und Bindung. Sie bedeuteten Krach. Er brauchte Stille. Er musste über ganze Leben hinweg zurücklauschen, und das erforderte eine Ruhe, die nicht eintrat, solange noch irgendjemand in der Nähe war. Die letzte Inkarnation sollte in einer Höhle stattfinden, und diese Plantage war seine Höhle, abgeschottet von der Außenwelt. Niemand würde hier nachsehen. Wenn erst die letzte Bindung in Form seiner Mutter gekappt wäre, dann wäre er hier sicher. Er musste hämmern und graben und diesen letzten Kampf bestreiten, weil es sein innerer Kampf war, der in der Welt Gestalt annahm. Dieses Geschenk hatte er empfangen, einen äußeren Weg, um die innere Reise zu inszenieren und zu vollenden, die letzte Reise vor der Ruhe. Er errichtete eine Festung gegen alle Ablenkung. Wenn sie weg war, würde er sich auf die Erde setzen und über all die sich wandelnden Formen des Selbst und des Seins hinweg lauschen, und auch wenn er nicht wusste, was danach kam, weil er dort noch nicht gewesen war, wusste er, dass alles darauf hinauslief.

 
 

 

 
    S eine Mutter kurbelte länger am Traktor herum, als er für möglich gehalten hätte. Also war dies ihr letzter Akt. Sie sagte nichts. Es würde keinen weiteren Versuch geben, sich auszugraben oder die Planken zu lockern. Wenn der Traktor nicht ansprang, war es das. Dann bliebe ihr nichts mehr.
    Galen lauschte dem Kurbeln aufmerksam, denn er wusste, dass dies eine Meditation war, ein Geschenk, das sie ihm auf ihrem Weg hinaus hinterließ. Ein merkwürdiges Geräusch und ein mächtiges, weil es zurückreichte in seine und ihre Kindheit. Es war ein Geräusch, das seine Reise über verschiedene Leben hinweg einläuten konnte, ein Kabel, das er greifen konnte, das in die Finsternis zurückgewickelt wurde.
    Danke, sagte er. Ich ehre und akzeptiere dieses Geschenk.
    Mit seiner Mistgabel und seiner Dreckschicht war er für eine symbolische Reise gewappnet, und seine Mutter war der Auftakt.
    Das Geräusch schwächer mit jedem Aufwärtskurbeln, beim Herunterdrücken stark, und es gab ein Husten jedes Mal, wenn der Kolben durchgedrückt wurde. Beim Husten trat Galen vor, trat mit dem linken Fuß in eine Furche. Beim Aufkurbeln schwang er zurück, beim Runterdrücken trat er wieder vor. Ein Tanz.
    Galen ging tiefer in die Hocke, setzte die Schritte fester und fester, hielt den Speer in seiner rechten Hand. Im Takt stampfte er vorwärts, schüttelte seinen Speer, fühlte die Hitze in sich aufsteigen, der ganze Körper schweißnass. Er musste den richtigen Laut finden, die richtige Stimme, passend zum Schritt, und er hatte Angst, es zu probieren, Angst, den falschen Ton rauszubringen und den Augenblick zu verderben. Etwas baute sich auf hier, er steuerte darauf zu. Das war das Geschenk seiner Mutter für ihn. Er wusste nicht, ob es eher ein Grunzen oder eher ein Ho werden sollte. Das Ho feierlicher, aber das Grunzen authentischer. Oder ein Aah , eher wie ein Schrei. Er versuchte, das Geschehen einfach geschehen zu lassen.
    Heraus kam ein Grunzen, ein leises Hu . Und das fühlte sich gut an. Und richtig. Es war echt, nur ein leises Grunzen, der erste Laut eines Menschen, ein Frühlaut. Er schüttelte seinen Speer und grunzte tief aus dem Bauch, tief aus seinem Wurzelchakra, seiner Basis, seinem Chi.
    Das Grunzen erschütterte die Geistermauern in ihm, der lange Kehlakkord verband seine Stimme mit seinem Chi, selbst die Lungenwände bebten, und der gute Geruch der Erde, sein Wegweiser, war jetzt bei ihm, immer bei ihm, der Dreck der Erde, und er langte hinunter mit seiner kaputten Hand, schöpfte Erde und warf sie sich in den Mund, heulte auf vor Schmerz, ein Auflodern der zerquetschten Hand, und er heulte und grunzte und kaute die Erde, und der Schmerz stieg ihm in Wellen in den Kopf, die Hand eine pulsierende Masse, sodass ersie vor sich ausstreckte, als Wegweiser in die Geisterwelt.
    Wir sehen sie nicht, aber wir bewegen uns jeden Augenblick eines jeden Tages in ihr. Der Trick bestand darin, mitten im Traum aufzuwachen und trotzdem weiterzuträumen, dann konnte man kämpfen. Um aufzuwachen, musste man die Illusion einreißen, und seine Hand eignete sich dafür. Die Kurbelei des Traktors eignete sich dafür.
    Das Kurbeln, das Wumm bei jeder Umdrehung, das hustende Geräusch und der Kolben, seine Mutter eine Art Schamanin,

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