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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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noch! kreischt sie.
    – Ich verteidige ihn nicht, ich finde nur, wir sollten erst mal nichts überstürzen, sage ich kurz. – Wenn Cliff wirklich überführt ist, uns beide so gedemütigt zu haben, dann, glaub mir, wird mich keine Macht, keine beschissene Macht auf Erden davon abhalten, ihn mit bloßen Händen zu zerreißen. Glaub mir das, sage ich, sie fest ansehend, und mir tut Bladesey beinahe leid, als der Haß ihre Augen trübt. – Aber wir müssen sicher sein.
    – Ich bin sicher! Ich bin so beschissen sicher ... Oh, Bruce ... stöhnt sie leise, mit verzerrtem, traumatisiertem Gesicht. Plötzlich sieht sie mich forschend an. – Was meinte er da von Videos? Er hat irgendwas über Videos gesagt! Was sollte das!
    Ich tue so, als müßte ich schwer schlucken. – Sieh mal, Bunty ... es ist... Gott, das ist so schwierig.
    – Sag es mir!
    – Cliff war ... Cliff und ein paar Jungs von der Loge ... sie ... Sie sieht mich entgeistert an.
    – Die kriegten immer Videos von einem Kerl aus der Loge. Irgendein Bauer. Ist wirklich nicht meine Szene. Ich wußte selbstverständlich, was das für welche waren, aber ich dachte, na ja, ist schließlich deren Sache. Cliff wollte sie sich hier ansehen, er wollte nicht, daß du was davon erfährst. Er hat offenbar gedacht, du würdest Einwände dagegen haben.
    – Was für Videos ...
    Ich gehe an den Schrank hinter dem Fernseher und ziehe ein paar von Hectors Allerfeinsten heraus. – Es sind pornographische. Ich hab sie mir selbst nie angesehen, aber ich kann mir denken, was drauf ist.
    – Ich wußte es! Ich will sie sehen. Leg eins davon ein!
    – Bunty, ich glaube nicht, daß das so klug wäre.
    – Oh doch, ich will alles wissen! Ich will alles über ihn wissen. Über sein wahres Ich! schluchzt sie.
    Ich sträubte mich pro forma, aber Bunty ließ sich nicht abbringen. Wir schauen kurz in Vibratormassaker rein, und sie rennt auf die Toilette kotzen, als ich gerade in Stimmung komme. Sie hat genug gesehen. Ich beruhige sie ein bißchen und rufe ihr schließlich ein Taxi, das sie nach Hause bringt. Ich war sicher, daß sie die Polizei anrufen und offiziell Anzeige gegen Bladesey erstatten würde. Ich versuchte es ihr halbherzig auszureden, drängte sie sanft, Cliff bei seiner Mum anzurufen und ihm eine Chance zu geben, seine Seite der Angelegenheit zu schildern und alles erdenkliche verlogene Blabla unter der Sonne, aber ich wußte, daß ihr Entschluß feststand.
    Nach dem Tee ruft mich Gus aus der Loge an und teilt mir mit, daß man vorhat, Bladesey zur Befragung aufs Präsidium zu bestellen. Gute Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Später hinterläßt mir Bunty eine Nachricht, um mir mitzuteilen, daß sie mit Craig zu ihrer Mutter gefahren ist. Sie wollte nicht im Haus sein, wenn er aus Newmarket zurückkommt.
    Das bringt mich in ausgezeichnete Verfassung für die Feier heute abend, und das vorangegangene Debakel mit diesem dummen Hund ist jetzt der Daily Record vom letzten Dienstag. Ich habe Ray Lennox meine zweite Eintrittskarte gegeben, und nachdem wir uns auf ein Pint im Antiquary getroffen haben, fahren wir ins Sheraton zu Tom Stronachs Sportlerbankett. Ich bin eine Spur verunsichert, da ich Stronach seit unserem kleinen Nachbarschaftsstreit um den Lautstärkepegel am ersten Weihnachtstag nicht mehr gesprochen habe.
    Ich werd mich zwar besaufen, nehme aber trotzdem den Wagen; falls ich zu dicht bin, gehe ich ihn später abholen. Ich schalte das Autoradio ein. Es ist diese Céline Dion, und sie singt den gräßlichen Song, den, den sie ursprünglich gar nicht singen wollte. Lennox salbadert von irgendwelchem Scheiß in der Abteilung, und Dion verstummt, nur um von den Eurythmies abgelöst zu werden. Lennox labert davon, daß Gus ihn auf dem Kieker hat.
    Jetzt winselt mir Annie Lennox im Radio ins eine und Schwuli Lennox auf dem Beifahrersitz ins andere Ohr.
    Zu meiner Überraschung begrüßt Stronach mich herzlich. Anscheinend will er die Vergangenheit ruhen lassen, vielleicht spürt er aber auch, daß es mir zuzutrauen ist, ihm seinen großen Abend zu versauen, wenn man mir dämlich kommt. Ich nehme mit Lennox unverfroren an Stronachs Tisch Platz, was ihm nicht besonders schmeckt, da er sich in Gesellschaft des früheren englischen Nationalstürmers Rodney Dolacre befindet. Wunder über Wunder: Dolacre hat sich tatsächlich zu dieser Feier herbemüht. Dalglish und Souness waren leider verhindert; beide steigen noch mehr in meiner Achtung. Ich bin erstaunt, daß

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