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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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und Simply Red sind! Komm aus dem Quark, Lennox! Mir wird 's zuviel, ich haue ab und mache mich auf den Weg in die Stadt. N Taxi bezahlen, soweit kommt 's noch. Ich schätze, den letzten städtischen Bus werd ich verpaßt haben. Dann muß es eben ein Nachtbus sein. Es ist scheißkalt hier draußen. Ich gehe in den Busbahnhof am St. Andrews Square, um zu sehen, ob noch irgendein Bus in die umliegenden Abschaumgemeinden fährt, der mich in Colinton absetzen kann.
    Ich könnte Glück haben, denn es lungern noch ein oder zwei Leute rum. Ich sehe aus dem Augenwinkel einen Penner. Er schrammt an der Wand lang und sackt dann in einem Wartehäuschen zusammen. Aus den Augen des Penners scheint so etwas wie Angst zu schimmern, als sei ihm gerade aufgegangen, daß was immer er gesoffen hat nicht ganz ausreicht, um die grauenvolle Realität seines erbärmlichen Lebens vergessen zu lassen.
    Und ich kenne ihn.
    Alan. Alan Loughton. War Mitglied des Streikkomitees, damals in den alten Zeiten. Wie geht 's, wie steht 's AI, altes Haus? Wie geht 's, jetzt wo die Zechen seit zehn Jahren stillgelegt sind? Wie geht 's, jetzt, wo du nicht als großer sozialistischer Held dastehst, wie zu Hause im Städtchen, sondern als langweiliger alter Sauf-

    – Na hallo! Alan, stimmt 's! Was ist das denn? Ich nicke mit dem Kopf zu seiner goldenen Dose Carlsberg Special. – Kein Old Purple Tin? Willste uns etwa bürgerlich werden? Wir entwickeln wohl gesellschaftliche Ambitionen? Er sieht mich jetzt an, versucht mich klarer zu erkennen.
    – Bruce! Bruce Robertson, sage ich zu ihm. – Erinnerste dich an mich? Bin kurz vorm Streik zur Polizei gegangen! Wennde sie nich schlagen kannst, schlag dich auf ihre Seite, wie ich immer sag. Und selbst? Was treibst du heutzutage so? Zweifellos in die Politik gegangen. Warst ja immer ein großer Redner!
    Loughton grunzt ein unverständliches Wiedererkennen.
    – Scheint dir aber abhanden gekommen zu sein, Kumpel, eh? Das Reden wie mit Silberzungen. Na, ich muß flitzen, man sieht sich, ich drehe mich um und trolle mich über den Parkplatz des Busbahnhofs. Hinter mir höre ich ein gequältes Knurren blanker Agonie.
    Aber zwei Worte davon kann ich ... können wir ... ich heraushören.
    Drecksbulle.
    Das andere ist Best
    Nicht mir mir, ich laß mich von so nem Penner, so ner versoffenen Fotze nicht verrückt machen. Ich bin es, Bruce. Da sind keine anderen. Ich bin nicht derjenige, von dem er redet. Loughton. Ein Nichts. Ein Niemand. Eine Ansammlung von schwelenden sozialen Problemen, die darauf warten, bereinigt zu werden. Das ist der wahre Dreck, das ist der eigentliche Müll.
    Am anderen Ende des Busbahnhofs reden zwei Uniformspastiker mit einem Inspektor von Eastern Scottish Transport. Ich gehe zu ihnen hin.
    – Schön, Officers, ich zücke meinen Ausweis.
    – Aye, sagt einer von ihnen nervös.
    – Wie alt ist Ihre Oma? frage ich.
    – Dreihundertzweiundsechzig, antwortet er.
    – Feine Loge. Dougie Miliar immer noch Stuhlmeister?
    – Aye ...
    – Also, Officer ...?
    – Cameron, Sir.
    – Also, P. C. Cameron, ich schlage vor, Sie und Ihr Kollege hier nehmen mal die Finger aus dem Arsch. Ist Ihnen die Politik der Zéro Tolérance gegenüber Rechtsverstößen und Ordnungswidrigkeiten im öffentlichen Raum ein Begriff? – Ja ... wir stottert er. Ein grünschnäbliger Schwachkopf.
    – Ich nehme an, Sie sind hier Streifenpolizisten? – Ja, Sir.
    – Freut mich, das zu hören. Drüben am Busbahnhof ist ein beschissener Penner, ich zeige in Loughtons Richtung. – Er hat Fahrgäste angepöbelt, mich eingeschlossen. Ihr sehnappt euch die Fotze, oder ihr kriegt's von beiden Seiten, einmal von der Polizei und einmal von der Bruderschaft. Kapiert?
    – Jawohl, sagt einer von ihnen nervös, dann zu dem anderen: – Gehen wir.
    Die zwei Uniformspastiker rennen über den Asphalt und ergreifen den verstörten Loughton.
    Ich hab Loughton immer gemocht, aber wie mir scheint, ist es mit ihm bergab gegangen seit den unbeschwerten Jugendtagen damals beim Bergarbeiterstreit. Das Beste, was ich für ihn tun kann, ist, in der Fotze alte Erinnerungen aufleben zu lassen, und zuzusehen, wie die arme Sau von den Jungs in Blau in einen Streifenwagen gezerrt wird, war fast wieder wie in alten Zeiten.

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