Drecksau
Umgehungsstraße zu kommen. Deep Purples »Highway Star«, die Originalversion von Machine Head, dröhnt aus den Boxen. Ich hab das Auto, die geile Braut, jetzt fehlt mir nur noch ne Nase Koks! Ein Glück, daß wenig Verkehr ist, denn es fällt mir schwer, die Straße im Auge zu behalten, während sie da neben mir sitzt, in diesem Mantel, der über den Oberschenkeln aufspringt und die Strumpfhalter enthüllt. Ich war schon fast soweit, daß ich dachte, Scheiß drauf, ich muß an der nächsten Ausfahrt raus und auf irgendnen Feldweg fahren und noch n bißchen was von meinem Überstundenschotter verbraten.
Was mich komischerweise davon abhält ist ihr Gequengel, das ich mir anhören muß. Ihr kommen plötzlich Bedenken wegen des Projekts. – Irgendwie weiß ich nicht bei der Sache, sagt sie, sich eine Zigarette anzündend.
– Komm, Ciaire, du kriegst gutes Geld dafür. Außerdem, sieh's doch mal als Weiterbildung an, als ne neue Erfahrung, die dich in deiner beruflichen Entwicklung weiterbringen kann, argumentiere ich. Ich hör mich an wie Toal im Gespräch mit nem segelohri-gen, blutigen Anfänger von Uniformspastiker, ehe er ihn runter nach Drylaw schickt. – Ist n ganz braver Hund. N Schäferhund. Ein Collie, scheißenochmal. Das sind liebe, folgsame Hunde, sind bekannt dafür. Und ich garantiere dir, das Video ist nur für den Privatgebrauch. Für Hector und mich. Zwei Riesen, Ciaire. Ist doch dickes Geld.
– Aye ... na schön.
Ein Glück, daß Hector gut bei Kasse ist. Die Bauern klagen immer über ihr schweres Los, aber du triffst nie einen, der pleite wär. Sie stellen praktisch die einzige Berufsgruppe, die mit der Polizei gut auskommt. Sie haben das Eigentum, und unser Geschäft ist es, Eigentum zu schützen. Also neigen sie dazu, instinktiv wohlwollender uns gegenüber zu sein, als die meisten anderen. Wie wir neigen sie zu hohen Depressions- und Selbstmordraten. Sind die jahreszeitbedingten Depressionen bei ihnen. Seht euch bloß diesen Ted Moult aus dem Werbefernsehen an.
Wir fahren von den Straße ab auf einen Kiesweg, der zum Bauernhof führt. Hector hat die quietschenden Reifen des Volvo gehört und kommt hinaus, um uns in seiner üblichen herzlichrobusten Art zu begrüßen. Er ist der richtig archetypische Bilderbuchlandmann: stämmig, rotbackig, weißes Haar und weißer Bart, Tweedjacke, Cordhose und Stiefel.
– Hallo, Bruce.
– Hector.
Er macht Augen wie Untertassen. – Und wie darf ich diese bezaubernde junge Dame nennen?
– Ciaire, sagt sie.
Sein Gesicht erglänzt noch röter. – Es ist mir ein aufrichtiges Vergnügen und eine Ehre, mein Liebling, sagt er, hakt sich bei ihr ein und geleitet sie zum Range Rover. Ich folge mit Kamera und Stativ. Es ist schlammig, verdammt schlammig, und ich versuche, auf meine neue hellbraune Hose aufzupassen.
– Ist das Ihr Hof? fragt Claire Hector.
– Alles mein, mein Schatz, alles mein. Hectors Haus.
– Von der Straße zur Stadt da unten, er bleibt stehen und macht mit dem freien Arm eine ausholende Bewegung rüber zu den häßlichen, verödeten braunen Hügeln, die sich vor uns erheben, – bis ganz runter zum Fuß von den Bergen da.
Ciaire lächelt ihn beeindruckt und taxierend an. Die Kleine wird es in ihrem Gewerbe bis ganz an die Spitze schaffen. Sie hat die instinktive Gabe der hochklassigen Hure, Werte richtig einzuschätzen.
Hector pfeift, und ein Collie schießt aus dem Nichts auf uns zu wie eine Lenkrakete. Gerade als man denkt, er würde mit uns kollidieren, bremst er ab und umkreist uns mehrere Male mit aufgeregtem Kläffen.
– Das ist Angus, sagt Hector stolz und tätschelt das japsende, begeisterte Vieh.
Wir steigen in den Range Rover.
– Es ist eisig, sagt Ciaire und zündet sich eine neue Zigarette an.
– Angus hier wird dich aufwärmen, sage ich, als ich nach ihr auf den Rücksitz klettere und dem Hund den Beifahrersitz überlasse.
Ciaire betrachtet zweifelnd ihren männlichen Hauptdarsteller.
– Silbermedaille bei der Royal Highland Show '95, eh, Bursche, sagt Hector liebevoll zu dem Hund und läßt den Wagen an.
Der Köter lehnt sich rüber und fängt an, mit seiner Sandpapierzunge meine Hand abzulecken. – Er mag dich, Bruce, stellt Hector fest und gibt Gas.
Der Feldweg führt in Serpentinen über vereisten Boden, zwischen eisverkrusteten Baumreihen hindurch auf eine Lichtung und dann bergab auf die Scheune zu. An der abschüssigen Stelle löst sich der Weg in ein matschiges Schlammloch auf, das nicht
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