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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Kollegen tauschten amüsierte Blicke, während sie auf Toni warteten.
    Stumm streifte er sich die Latexhandschuhe und den Mundschutz über, dann raschelten sie zu dritt dem Tatort entgegen.
    Theis fragte: »Wo sind eigentlich die anderen Frauen, die hier arbeiten?«
    »Der Laden macht abends um acht Uhr dicht«, erklärte Blundermann.
    »Heißt das, sie sind vorhin nach Hause gegangen und haben nicht bemerkt, dass eine Kollegin tot auf dem Zimmer liegt?«
    »Unwahrscheinlich. Der Gerichtsmediziner glaubt, das Opfer ist erst seit anderthalb oder zwei Stunden tot. Maximal.«
    »Was hatte das Opfer so spät alleine in dem Puff zu suchen?«, fragte Theis.
    Toni hätte ihm den Grund nennen können, aber er hielt den Mund. Natürlich, denn alles andere wäre … Ja, was? Dumm?
    Blundermann hob die Schultern.
    »Und wer hat die Leiche gefunden?«, fragte Theis.
    »Die Putzfrauen«, sagte Blundermann. »Es war ein ziemlicher Schock für sie.«
    Sein Tonfall ließ Toni aufhorchen. »Inwiefern?«
    »Erinnert ihr euch an den Knochenmann?« Blundermann war vor Jahren an der Ergreifung eines Serienmörders beteiligt gewesen, der seinen Opfern die Haut vom Körper gezogen hatte. »Das hier ist schlimmer.«
    *
    Auf dem Weg ins Wohnzimmer rätselte David, was genau ihm so befremdlich erschien.
    Der Raum war keineswegs protzig eingerichtet, beherbergte nicht einmal einen teuren Fernseher oder eine Hi-Fi-Anlage. Die nussbraune Ledercouchgarnitur auf dem Perserteppich wirkte geschmackvoll und nahm obendrein nur einen kleinen Teil des Zimmers ein. Ergänzt wurde sie durch einen antiken Sekretär aus Kirschholz, eine Vitrine sowie farblich abgestimmte Skulpturen und Vasen unterschiedlichster Herkunft. Auch die Ölgemälde an der Wand ließen mit ihren Landschaftsmotiven keinen Zweifel an der Weltläufigkeit ihrer Besitzer. Jedes Einrichtungsstück schien seine eigene Geschichte zu besitzen. Einige davon hatten die Rosenfeldts bereits in den Zeitungsinterviews erzählt, die David ergoogelt hatte.
    Er schob sein merkwürdiges Gefühl auf die Müdigkeit, die ihm trotz des Kaffees noch immer zu schaffen machte. Und auf Katharina Rosenfeldt, die auf der Couch saß und sich kaum Mühe gab, ihre Verzweiflung zu verbergen. Ihr blondes Haar war unfrisiert, die Augen von Tränen gerötet. Mit den Fingern hielt sie ein Taschentuch fest umklammert, als wäre es ihr letzter Halt in einer aus den Fugen geratenen Welt. Die elegante Person, als die sie sich sonst den Medien präsentierte, war allenfalls zu erahnen.
    Ihr Mann hatte sich besser im Griff. Er kippte den goldenen Inhalt eines Cognac-Schwenkers in seinen Mund. Während er schluckte, stellte er das kleine, bauchige Glas zurück auf den Tisch neben eine Flasche Château Montifaud. Er stemmte sich aus der Couch, zog sein Jackett glatt und strich sich über das gegelte Haar – vor langer Zeit einstudierte Gesten, derer er sich selbst wahrscheinlich nicht einmal mehr bewusst war. Sein Handschlag war kräftig.
    »Vielen Dank, dass Sie so schnell kommen konnten, Herr …« Das Zittern in Rosenfeldts Stimme verriet, wie es tatsächlich um ihn stand. »Also, Richard erwähnte Ihren Namen, aber ich …«
    »Gross«, sagte David.
    »Ja, natürlich, also …« Rosenfeldts Blick blieb an dem Tattoo auf Davids Unterarm hängen. »Ihre Hilfe bedeutet uns sehr viel, und Sie sollten wissen …«
    »Ich weiß«, unterbrach David. Geld mochte sehr wohl von Bedeutung sein. Aber die korrekte Abwicklung war Richards Angelegenheit.
    Unaufgefordert ließ sich David auf der Couch nieder. Auf verzweifelte Menschen wirkte es beruhigend, wenn ihr Gegenüber saß. »Herr Rosenfeldt, bitte, erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Ich nahm an, Sie wüssten …«
    »Nein, ich möchte, dass Sie es mir erzählen. Bitte.«
    Rosenfeldt sah irritiert zu Richard, der am Sekretär lehnte, die Arme über Kreuz legte und beschwichtigend mit dem Kopf nickte.
    Rosenfeldt strich über seinen Anzug und trat neben den Tisch. Er zögerte, als spielte er mit dem Gedanken, sein Glas neu mit Cognac zu füllen. Dann aber griff er nach einem Foto, das ein hübsches, blondes, kühn und sorglos lächelndes Mädchen von etwa 15 oder 16 Jahren zeigte. »Shirin wurde entführt. Unsere Tochter. Am Dienstag. Vorgestern Abend.«
    Jetzt war es David, der erstaunt zu Richard schaute. Dieser nickte erneut. Ich sagte dir doch, die Zeit rennt uns davon.
    »Wo wurde sie entführt?«, fragte David.
    »Auf dem Nachhauseweg von ihrer Freundin. Maria

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