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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ihrer Stirn und streckte das Kinn nach vorne. Das Klebeband zwackte, doch im nächsten Moment baumelte ein Zipfel von ihrer rechten Wange herab. Der Schweiß musste den Kleber gelöst haben.
    Hannah spannte ihre Kiefer an. Das Klebeband straffte ihr Gesicht. Sie stemmte die Zähne auseinander. Ratschend riss das Band von ihren Lippen. Ihr Mund war frei. Sie schnappte nach Luft und hustete, weil es in ihrer Kehle brannte, aber die Erleichterung, endlich wieder normal atmen zu können, überwog den Schmerz.
    Sie lauschte in die Stille des Hauses. Eine unnatürliche Stille. Sie leckte sich die trockenen Lippen, doch ihre Zunge war nicht minder ausgedörrt.
    »Philip?«, krächzte sie.
    Keine Antwort.
    »Bootsmann?«
    Auch kein freudiges Hundegetrappel.
    Wo steckten die beiden bloß?
    Und wo war … Oh Gott, Millie!
    Hannahs Herz fing an zu rasen.
    Millie ist drüben im anderen Zimmer ,versuchtesie sich zu beruhigen, und sie schläft. Sie schläft, sonst nichts.
    Trotzdem zerrte sie aufgeregt an dem Klebeband, mit dem ihre Hände und Füße an den Stuhl fixiert waren. Doch anders als in ihrem Gesicht gab es an diesen Stellen nicht nach, schnitt stattdessen tiefer in ihre Haut.
    Die Haustür krachte. Schritte näherten sich dem Wohnzimmer.
    Hannah atmete erleichtert durch. Endlich kehrte ihr Mann zurück. Endlich hatte dieser dumme Scherz ein Ende. Albern war Philip ja manchmal. Nicht richtig verrückt, aber lustig. Du bist unmöglich! Dafür liebte sie ihn, aller Probleme zum Trotz, die sie die letzten Monate geplagt hatten und …
    Wem machst du was vor?
    Die Wohnzimmertür schwang auf.
    »Philip?«, flüsterte sie.

Sechs
    Nachdem David die Villa verlassen hatte, ging er nicht zu seinem Wagen, sondern in die entgegengesetzte Richtung.
    Rosenfeldts Worten zufolge hatte Shirin, wann immer sie bei ihrer Freundin zu Besuch gewesen war, den kürzesten Heimweg gewählt. Dieser führte nach zweihundert Metern links in die Taubertstraße. Die Herrenhäuser dort waren ebenfalls von Mauern umgeben oder duckten sich hinter Zäunen und unter hohen Tannen.
    Die Eichen, die die Straße säumten, waren anders als in Moabit ordentlich beschnitten, die Gehwege deshalb vom Laternenlicht erhellt. Trotzdem parkten entlang der Bürgersteige nur vereinzelt Autos. Die meisten Limousinen standen auf den Grundstücken.
    David überholte einen Rentner mit einem Dackel. Das Hecheln des Hundes stand dem seines korpulenten Herrchens in nichts nach. Die Hitze hielt sich beständig in der Luft. Sterne blinzelten vom wolkenlosen Himmel herab auf quakende Frösche in künstlich angelegten Gartenteichen. Vögel zwitscherten. Grillen zirpten. Irgendwo surrte ein Rasensprenger.
    Ein Mercedes 300 SL bog mit heulendem Keilriemen aus einer Toreinfahrt. David wartete, bis der Oldtimer an ihm vorbeigefahren war, dann überquerte er die Menzelstraße zum Leo-Blech-Platz. Von dort ging die Richard-Strauss-Straße ab, zu deren beiden Seiten sich abermals Grundstücke mit Villen und stattlichen Einfamilienhäusern erstreckten. Kneipen oder Restaurants suchte man vergeblich.
    Unter einem Busch erledigten zwei Rehpinscher ihr Geschäft. Ihr Frauchen war mit einem Handy beschäftigt. Sie sah auf, als David sie passierte, grüßte freundlich und winkte dem Fahrer eines Audis, der an ihnen vorüberfuhr, bevor sie sich wieder ihrem Smartphone widmete.
    Nach einem halben Kilometer traf die Richard-Strauss-Straße auf die Lassenstraße, in der Shirins Freundin Maria mit ihren Eltern lebte. Die Villa der Familie Lantz glich in ihrem Bungalowstil einem grobschlächtigen Betonklotz, der die 70er überdauert hatte. Ein ähnliches Ungetüm war der schwarze Chrysler, der in der hell erleuchteten gepflasterten Auffahrt parkte. Die Rosenfeldts hatten Davids Kommen angekündigt, doch obwohl die Zeit drängte, machte er kehrt.
    Sicher ist sicher.
    Er schritt einen alternativen Heimweg ab, der Shirin über die gesamte Länge der Richard-Strauss-Straße geführt hätte.
    Eine Katze kreuzte maunzend den Bürgersteig. Ein weiterer Hundehalter führte einen Vierbeiner aus, dessen Rasse vor lauter Fell unmöglich zu entschlüsseln war. Einige Meter vor David schlenderte ein verliebtes Pärchen Arm in Arm. Ruhig, aber keineswegs verlassen lag das Viertel vor ihm. Es war inzwischen kurz vor Mitternacht, und David war mindestens drei Hundehaltern und einem Paar begegnet, außerdem waren mehrere Autos an ihm vorbeigefahren. In den meisten davon hatten wahrscheinlich Anwohner gesessen,

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