Drecksspiel: Thriller (German Edition)
kann.«
»Mhm.«
»Diese ganze Sache nimmt sie sehr mit.«
Auf dem Weg zurück in die Hagenstraße wurde David begleitet vom Gesang der Vögel in den Bäumen und dem Gequake der Frösche in den Teichen. Zwei Autos fuhren an ihm vorbei. Er grüßte einen Mann mit Cockerspaniel. Trotz der späten Stunde vergnügten sich in einem Garten zwei Kinder auf Schaukeln.
Als David seinen Wagen erreichte, summte sein iPhone. Flieg, flieg, fahr aus der Haut.
Er hob ab. »Hallo, Maria.«
*
Toni brauchte dringend eine Zigarette.
Auf dem Weg nach unten begegnete ihm Dr. Franziska Bodde, die Leiterin des Tatort- und Erkennungsdienstes beim LKA, der auch für die Berliner Kriminalpolizei die Spurensicherung übernahm. Nie ließ sie es sich nehmen, den Tatort eines Mordes höchstpersönlich zu begutachten.
Sie trug Jeans, eine schlichte Bluse und Sneakers, ihr langes schwarzes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Mit ihrem spitzen Kinn und den schmalen Lippen wirkte sie in freundlichen Momenten wie Helen Mirren, in stressigen Zeiten eher wie Margaret Thatcher. Streng, eisern und unerbittlich, was in Toni jedes Mal unangenehme Erinnerungen an seine Ex heraufbeschwor.
Er fragte: »Dr. Bodde, können Sie uns schon was sagen?«
»Ich kann Ihnen sagen, dass ich Ihnen im Augenblick nicht sehr viel sagen kann.« Die Kriminaltechnikerin deutete ein bedauerndes Lächeln an, während sie in einen Plastikoverall schlüpfte. »Ihnen ist sicher klar, dass wir an diesem Tatort eine Unmenge an Spuren vorfinden werden.«
»Nichts was uns einen ersten Hinweis auf den Mörder geben könnte?«
Sie überlegte kurz. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen hilft, aber meine Mitarbeiter haben mir gerade berichtet, dass das Opfer kurz vor seinem Tod noch Geschlechtsverkehr hatte. Auf dem Bett haben sie relativ frische Spermaspuren entdeckt.«
Nein, das half Toni ganz und gar nicht weiter. Sein Puls schlug noch schneller.
»Sie war eine Prostituierte«, gab Theis zu bedenken, der zu ihnen ins Treppenhaus trat. »Das Sperma kann von einem ihrer Freier stammen.«
Nein, das konnte es nicht. Du bist der Einzige, mit dem ich es ohne mache ,hörte er Leyla sagen. Das weißt du doch.
Der Schweiß kroch sein Rückgrat hinunter. »Relativ frisch? Was genau heißt das?«
»Genauer können wir es erst im Labor bestimmen«, sagte Dr. Bodde, »aber es dürfte nicht älter als zwei oder drei Stunden sein.«
Theis drehte sich zu dem Gerichtsmediziner um, der Leylas Zimmer verließ. »Herr Dr. Wittpfuhl, was sagen Sie?«
Der Mediziner stieß ein widerwilliges Stöhnen aus, aber er kehrte noch einmal mit ihnen zum Tatort zurück. Er ging vor dem Leichnam in die Knie, schob Leylas steife Oberschenkel auseinander und kniff die Augen zusammen. »Könnte hinkommen.«
»Könnte es der Mörder gewesen sein?«, fragte Toni. »Während er das mit ihr gemacht hat?«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.« Der Mediziner erhob sich. »Es bleibt dabei: Mehr nach der Obduktion.« Ohne ein Wort des Abschieds verließ er den Raum.
»Wann?«, rief Toni ihm hinterher, bemüht nicht allzu verzweifelt zu klingen.
»Morgen Mittag.« Dr. Wittpfuhls Stimme hallte durch das Treppenhaus.
Dr. Bodde nickte zustimmend. »Bis dahin dürften auch wir die ersten Spuren ausgewertet haben.«
Toni zerrte am Kragen seines Overalls. Morgen Mittag … würde er eine verdammt gute Erklärung brauchen, weshalb sich ausgerechnet seine Fingerabdrücke zuhauf am Tatort befanden. Hatte er sie nämlich nicht, diese Erklärung, würde folgen, was in solchen Situationen immer folgte: eine DNA-Analyse, Vergleiche mit den Haaren, die man am Tatort gefunden hatte, den Hautpartikeln, dem Sperma. Seine Haare, seine Hautpartikel, sein Sperma. Schlüssige Indizien. Haftbefehl. Mordanklage.
Verfickte Scheiße!
Es sei denn, er trieb bis dahin Leylas wahren Mörder auf.
Plötzlich hatte er es eilig.
»Wo willst du hin?« Theis hielt nur mühsam Schritt mit ihm.
Toni raffte den Plastikanzug zusammen. »Mit den Putzfrauen sprechen.«
*
David hatte Mühe, das Mädchen zu verstehen.
»Meine Eltern«, flüsterte Maria, »sie sollen nicht …«
»Ich weiß«, unterbrach er.
Sie verfiel in beklommenes Schweigen.
»Kannst du jetzt reden?«
»Ich bin alleine auf meinem Zimmer, aber …« Es knackte, als sie ihre Hand über das Telefon schob. »Ja, Mama«, ihre Stimme klang dumpf wie aus weiter Entfernung, »ich gehe gleich ins Bad. Ich zieh mich nur noch um.« Nach einem weiteren Knistern fragte sie
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