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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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leise: »Sind Sie noch dran?«
    »Ja.«
    Sekunden vergingen, in denen sie vermutlich an ihrer blutigen Lippe nagte und überlegte, wie sie beginnen sollte. »Ich hatte am Dienstag sturmfreie Bude. Meine Eltern waren nicht da. Und deshalb sind wir, also Shirin und ich …« Wieder verstrichen Sekunden. »Also, wir sind zu einem Konzert in die Stadt reingefahren. Meine Eltern hätten mir das niemals erlaubt, und Shirins Eltern … Sie haben sie ja kennengelernt, oder?«
    »Mhm.«
    »Die sind so was von streng. Wenn Shirin ihnen alles erzählen würde …«
    »Also war der Dienstag nicht das erste Mal?«
    »Nein«, sagte sie, »aber wenn meine Eltern das erfahren … Das dürfen sie echt nicht wissen. Ich kriege höllischen Ärger.«
    »Dir ist schon bewusst, dass deine Freundin vermutlich gerade richtigen Ärger am Hals hat?«
    Abermals schwieg sie betroffen.
    David entriegelte seinen Wagen und klemmte sich hinters Lenkrad. Er startete den Motor. Die kühle Brise aus der Klimaanlage war eine Wohltat für seinen müden, verschwitzten Körper.
    Er fragte: »Wie seid ihr nach Berlin gefahren?«
    »Mit dem Taxi. Aber wir sind kurz nach elf wieder bei mir gewesen. Shirin ist sofort nach Hause gegangen, damit ihre Eltern keinen Verdacht schöpfen.«
    »Wo genau seid ihr gewesen?«
    »In Kreuzberg. Im Lido . Und danach … danach noch in einer Kneipe. Die Fette Ecke. Sie ist …«
    »Ich weiß, wo die Kneipe ist. Ist euch dort etwas aufgefallen?«
    »Nein.«
    »Niemand, der euch komisch vorkam?«
    »Nein, sonst hätte ich doch …« Empörung ließ ihre Stimme lauter werden. »Sonst hätte ich doch was gesagt.«
    »Bis vor wenigen Minuten hast du auch nicht gesagt, dass ihr gar nicht zu Hause gewesen seid.«
    »Ja, ja«, japste sie und bemühte sich, wieder leiser zu sprechen, »aber ich dachte, das alles spielt keine Rolle, weil … weil … Shirins Vater ja gleich am nächsten Tag ein Lösegeld bezahlt hat und … Ich dachte, Shirin kommt jetzt wieder zurück. Ich konnte doch nicht wissen, dass … dass …«
    »Keine Sorge, euer heimlicher Trip ist nicht der Grund für Shirins Entführung.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    Der Mann mit dem Cockerspaniel spazierte vorbei und warf einen Blick ins Wageninnere. David nickte ihm freundlich zu.
    »Aber Sie dürfen meinen Eltern trotzdem nichts verraten«, flüsterte Maria.
    David antwortete nicht.
    »Werden Sie …«, ihre ängstliche Stimme war kaum zu verstehen, »werden Sie es ihnen erzählen?«
    »Wenn es sich machen lässt, behalte ich euren Ausflug für mich.«
    »Hm«, seufzte sie.
    David gab Gas.
    *
    Zurück im Erdgeschoss, steuerte Toni zielstrebig das kleine Büro des Club Amour an. Als er das unterdrückte Schluchzen der Putzfrauen vernahm, die Leylas Leiche gefunden hatten, verlangsamte er unwillkürlich seine Schritte.
    »Mensch!« Fluchend krachte Theis in seinen Rücken.
    Toni stolperte gegen die Holztheke und schlug sich die Kniescheibe an. Der PC-Monitor schwankte und kippte nach vorne.
    Sein Kollege fing den Bildschirm auf. »Was sollte das denn?«
    Toni sank auf den Stuhl und hielt sich das schmerzende Knie. »Mir ist was eingefallen.«
    »Was?« Theis hievte den Monitor zurück auf den Tisch und fegte sich Staubflocken vom karierten Hemd.
    »Ich wollte …« Tonis Gedanken überschlugen sich.
    Die offene Haustür gab den Blick frei auf die Straße. Die ersten Journalisten hatten sich hinter der Absperrung eingefunden. Blitzlichter zuckten durch die Nacht. Der Wagen des Gerichtsmediziners bahnte sich einen Weg durch die neugierige Meute.
    Toni sagte: »Ich wollte Dr. Wittpfuhl noch etwas fragen.«
    »Was denn?«
    »Ist egal. Er ist eh schon weg.«
    Theis schob irritiert seine wulstigen Augenbrauen zusammen.
    Toni rieb sich die Kniescheibe. »Geh du schon mal vor.«
    Sein Kollege setzte zu einer Erwiderung an, doch dann zuckte er mit den Achseln und betrat das von Neonröhren hell erleuchtete Hinterzimmer. Er stellte sich den beiden Putzfrauen vor und fragte: »Als Sie vorhin zur Arbeit gekommen sind, haben Sie da jemanden, der verdächtig wirkte, das Gebäude verlassen sehen?«
    Toni hielt die Luft an.
    Die Frauen reagierten nicht.
    Stattdessen erklärte die Streifenbeamtin, die sich ebenfalls noch im Raum befand: »Frau Piecek spricht kein Deutsch und Frau Staszynski nur sehr schlecht. Sie müssen langsamer reden.«
    Theis grunzte verstimmt. »Na gut, also, Frau Staszynski, haben … Sie … vorhin … jemanden … gesehen?«
    »Nein,

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