Drecksspiel: Thriller (German Edition)
die geröteten Augen zeugten von Anspannung und Schlafmangel.
»Matthias?«, fragte David und wandte sich wieder ihrem Mann zu. »Matthias Steinmann? Ihr Partner?«
»Ja … und nein«, sagte Rosenfeldt.
»Wohl eher nein.« Seine Frau ließ sich auf den freien Sessel neben David sinken.
»Nun«, sagte Rosenfeldt in das Knirschen des Leders hinein, »wir sind wohl die längste Zeit Partner gewesen.« Bedauern lag in seinen Worten, aber auch leiser Groll. »Wir werden uns trennen.«
»Sie meinen: Sie werden sich von ihm trennen?«, fragte David.
Rosenfeldt nickte. »Es gab Differenzen.«
»Und das sagen Sie mir erst jetzt?«
»Wieso hätte ich …?« Empört richtete Rosenfeldt sich auf. »Ich kenne Matthias seit der Schulzeit. Zu jeder Zeit war er ein verlässlicher Freund und Partner, auch wenn er manchmal … Also er war …« Er suchte nach dem richtigen Wort.
»Leichtlebig!«, vollendete Katharina Rosenfeldt den Satz für ihren Mann.
»Er war nicht immer so«, erklärte ihr Mann. »Aber der Erfolg, das Geld … Er genießt nun mal das Leben.« Nachdenklich richtete er sich das Haar. »Und das Risiko.« Sein Blick wich zum Fenster aus.
Draußen vereinten sich immer mehr Wolken zu einer schweren grauen Masse. Ein Windstoß trieb Laub über den gepflegten Rasen.
David kratzte sich die Narbe am Arm.
»Es ging um ein Projekt an der Kurfürstenstraße«, sagte Rosenfeldt schließlich. »Ein großes Projekt. Ein … Bordell.«
»Davon habe ich gelesen.«
»Ja, es ging durch die Medien, denn es sollte groß und luxuriös werden, spektakulärer als das Artemis am Funkturm. Und Matthias wollte sich daran beteiligen. Er war der Auffassung, dieses neue Bordell sei anders. Die Betreiber planten ihre Steuern zu zahlen, regelmäßige Gesundheitschecks durchzuführen, die Freier sollten nicht mehr als drei Drinks zu sich nehmen. Mich hat das alles nicht überzeugt. Woher kann man wissen, ob wirklich jede Frau hundertprozentig freiwillig da ist? Was das für das Ansehen unseres Büros …«
»Als wenn es nur darum gegangen wäre«, fiel ihm seine Frau ins Wort.
»Nein, natürlich, du hast recht.« Rosenfeldt nickte verlegen und die Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze. Mit dem Zeigefinger schob er sie wieder hoch. »Hauptsächlich ging es um den Berliner Wahlkampf, in den meine Frau in jenen Wochen involviert war. Es hätte sich in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gut gemacht, wenn man Katharina, die die Werte einer vornehmlich traditionellen Bürgerschaft vertritt, über ihren Gatten mit einem Bordell in Verbindung gebracht hätte. Das liegt auf der Hand, meinen Sie nicht auch?«
»Mhm.«
»Doch Matthias ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen, wie immer, wenn er sich für eine Sache begeisterte. Die Pläne waren weit gediehen, die Investitionen auch. Bis das Projekt von einem Tag auf den anderen begraben wurde. Es war von Bestechung die Rede – Behörden, Bauräte, Leute vom Gesundheitsamt. Meines Wissens gab es dafür sogar einen Hauptbelastungszeugen … Gott sei Dank gelang es, unseren Namen aus den Medien herauszuhalten. Aber das Kind war natürlich in den Brunnen gefallen, das Geld verbrannt. Und ganz geheim lässt sich so was natürlich nie halten. Ich weiß nicht, wie sie davon erfahren haben, aber einige unserer Klienten, konservative Unternehmer, stornierten ihre Aufträge.«
»Und das bedeutet für Ihr Büro?«
»Es wird weitergehen«, sagte Rosenfeldt mit Nachdruck, »aber fortan ohne Matthias.«
»Keine Entlassungen?«
»Nicht, wenn ich sie verhindern kann.«
David ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Er konnte sich daran erinnern, dass die Sache mit dem Puff an der Kurfürstenstraße monatelang durch die Berliner Medien gegangen war. »Ihnen ist bekannt, dass der Betreiber des geplanten Bordells Miguel Dossantos gewesen wäre.«
»Wer?«, fragte Rosenfeldt.
»Der Portugiese. Von den Medien lässt er sich gerne als Ehrenbürger vom Kiez hofieren.«
»Sie reden von diesem … Paten von Berlin ?«
»Öffentlich sollten Sie ihn besser nicht so bezeichnen.«
»Sondern?«
»Er selbst sieht sich als Unternehmer. Großunternehmer. In Sachen Immobilien. Aber eigentlich geht es um Prostitution. An 70 Prozent der Berliner Clubs, Bars, Bordelle und Studios ist er beteiligt – und wenn es nur in Form einer Teilhaberschaft ist, in deren Rahmen er kassiert. Man könnte es auch einfach Schutzgeld nennen. Aber nichts davon konnte ihm bisher nachgewiesen
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