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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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gelegentliches Essen und eine leidenschaftliche Nacht ,hatte er gestern erst gedacht.Aber das stimmte nicht. Jessica hatte ihm lediglich über seinen Ärger und den Verlust hinweggeholfen. Das begriff er in dieser Sekunde. »Es spielt keine Rolle.«
    »Sei verdammt noch mal ehrlich zu mir. Wenigstens einmal.«
    »Ich bin ehrlich zu dir.« Noch während er die Worte aussprach, stieg wieder das schlechte Gewissen in ihm hoch.
    Caro nickte grimmig. »Das nennst du also Vertrauen?«
    Es war egal, was er antwortete. Also blieb er still.
    Das Licht der Nachttischlampe fiel auf die Bilder an der Wand. Sie zeigten Caro und David während ihres ersten gemeinsamen Urlaubs, ausgelassen am Strand von Mykonos. Ihr Hochzeitsfoto, Arm in Arm, lachend, glücklich. Jan wenige Tage nach der Geburt, zahnlos, aber schon mit dichtem Haar. Seine ersten Schritte. Selbst sein erstes Wort hatte Caro mit einem Foto festgehalten, indem sie über den Kopf ihres Sohnes eine Sprechblase geklebt hatte. Darin stand Papa.
    »Als du vor anderthalb Jahren abgehauen bist«, sagte sie, »das war wegen ihr, oder?«
    »Caro …«
    »Oder war es eine andere?«
    Er schüttelte den Kopf. Er bückte sich nach seinen Klamotten und kleidete sich an. Seine Blöße war ihm plötzlich unangenehm. Er hasste sich selbst.
    Ja, er hatte Caro und Jan vor anderthalb Jahren verlassen. Aber nein, nicht weil Jessica oder eine andere Frau in sein Leben getreten wäre. Sondern weil er schon damals befürchtet hatte, die Vergangenheit hätte ihn eingeholt. Hals über Kopf hatte er das Weite gesucht, war untergetaucht, verschwunden. Ohne ein Wort des Abschieds.
    Zur gleichen Zeit erkrankte Jan, gerade zweieinhalb Jahre alt, an Fieber und Husten, die üblichen Symptome einer Grippe. Doch zu den Halsschmerzen gesellten sich bald Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen und Atemstörungen. Nach unzähligen Tests und Untersuchungen gab es keine Erklärung, nur einen Verdacht, der sich mehr und mehr erhärtete: Der Junge litt unter dem rätselhaften Verschwinden seines Vaters und der Verzweiflung seiner Mutter. Jans seelische Konflikte manifestierten sich auf der körperlichen Ebene, so zumindest hatten es die Ärzte Caro erklärt. Erst als seine Beine und seine Gesichtsnerven unter wiederholten Lähmungserscheinungen litten, wurde die Poliomyelitis erkannt – aber da war es zu spät.
    Jans Atem- und Kreislaufzentrum, sein Rückenmark und sein Knochenwachstum waren bereits in Mitleidenschaft gezogen worden, als sich Davids Befürchtungen als grundlos herausstellten und er zu seiner Familie zurückkehrte, ohne Antworten, noch schweigsamer als zuvor.
    Während Jan in der Klinik mit dem Tod rang, herrschte eine Fremdheit zwischen Caro und David, die sie nie wieder überwinden konnten. Bis Caro vor drei Monaten entschieden hatte, sie halte es nicht mehr aus. Sie halte ihn nicht mehr aus. Ihn, seine Geheimnisse, sein Schweigen.
    »Caro«, sagte er jetzt, »du musst mir vertrauen.«
    »Rede du nicht von Vertrauen!«
    »Ich möchte dich und Jan nicht verlieren, ich …«
    »Dann tu was dafür!« Sie raffte das Laken enger um ihren Leib. »Oder glaubst du, weil du seine Behandlungskosten zahlst, ist dein Teil erledigt?«
    »Das mache ich, weil …«
    »… du dein schlechtes Gewissen beruhigen möchtest!«
    Ihre Worte sprudelten im Zorn aus ihr heraus, er nahm sie ihr nicht übel. Aber auch er selbst hatte sich diese Frage schon gestellt.
    Und die Antwort war: Caro hatte recht. Er hatte ein schlechtes Gewissen.
    Aber natürlich war da noch so viel mehr. Du bist wie ein Fremder für mich.
    Caro sah ihn erwartungsvoll an.
    Er wusste nicht, wo er anfangen sollte.
    Sie schnaufte resigniert, als habe sie nichts anderes erwartet. »Du solltest jetzt besser gehen.«
    Aus ihren Worten sprach Endgültigkeit. Plötzlich wollte David reinen Tisch machen, endlich die Wahrheit sagen, nicht nur über seinen Job, der ihn – trotz seines eisernen Prinzips: Nichts Ungesetzliches! – viel zu oft an den Rand der Legalität führte. Auch über den verdammten Einsatz vor fünf Jahren, über die Gräuel und über das tote Kind. Über seine Schwester Alexandra. Seine überstürzte Flucht – und darüber, wer er wirklich war.
    Sei vorsichtig, Markus.
    Doch die Wahrheit würde noch mehr Gefahren heraufbeschwören.
    Er schwieg.
    »Geh jetzt!«, sagte Caro.
    Er zog seine Schuhe an und hob sein Telefon auf. An der Tür drehte er sich noch einmal um. Caro wandte den Blick ab. David wusste nur zu gut, wie Hass

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