Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
sie Hannah antreiben. Das Windspiel bimmelte.
    Lauf weiter! Schneller!
    Hannah hielt ihren Blick geradeaus gerichtet, während sie an dem alten Verschlag vorbeihastete. Was immer sich im Innern befand, sie wollte es nicht sehen. Sie wollte nur noch weg, weg von diesem Irren. Und sich und Millie in Sicherheit bringen.
    Ihre Tochter zitterte.
    »Millie«, flüsterte Hannah, »mein Würmchen, alles wird wieder gut.«
    Um ein Haar wäre sie auf den kleinen weißen, haarigen Körper getreten, der unter Wildsträuchern verborgen lag.
    Hannah erstarrte.
    Bootsmann!
    In seinem Fell klaffte eine große, blutige Wunde.
    Trauer umkrampfte Hannahs Herz. Sie widerstand dem Impuls, vor ihrem Hund niederzuknien. Bootsmann war tot.
    Und wenn du dich nicht beeilst …
    Sie stolperte weiter.
    Ein zorniger Fluch aus dem Ferienhaus signalisierte ihr, dass der Dreckskerl ihre Flucht entdeckt hatte.
    Hannah rannte in den Wald.

Vierundzwanzig
    Langsam kam David wieder zu Sinnen.
    Seine Wut war verraucht. In seinem Arm lag Caro. Ihr gleichmäßiger Atem kitzelte an seiner Brust. Vor den Fenstern schien sich der Sturm zu beruhigen. Nur ein leises Grollen war aus der Ferne zu hören, begleitet von flackerndem Wetterleuchten. Wenn es nach David gegangen wäre, hätten sie ewig so liegen bleiben können.
    Caro murmelte. »Was war das?«
    »Was?«
    »Das gerade eben.«
    »Was glaubst du?«
    »Verdammt guter Sex.«
    »Könnte man so sagen.«
    Sie zwickte ihm in die Seite. »Könnte?«
    »Okay, es war verdammt guter Sex.«
    »Schön.« Mit einem Schnurren kuschelte sie sich dichter an ihn.
    Sie lauschten dem Regenwasser, das von den Häuserdächern tröpfelte. Der Mond blinzelte zwischen den Wolken hervor. Er tauchte das Schlafzimmer in schimmerndes Licht und ließ die Kupferbeschläge des alten Kleiderschranks funkeln.
    Caro hatte ihn einst in einem Kreuzberger Möbellager entdeckt, wo er unter einer dicken Staubschicht ein trauriges Dasein gefristet hatte. Sie hatte ihn zu einem Spottpreis erstanden und in wochenlanger Kleinarbeit abgeschmirgelt, aufpoliert und schließlich neu lackiert. Jetzt wirkte der Schrank mit seinen Ornamenten erhaben und zeitlos elegant. Caro hatte schon immer ein Auge für Schönheit gehabt.
    David fielen die Augen zu. Er träumte etwas, doch er vergaß die wirren Bilder, sobald Caros Stimme ihn in die Realität zurückholte.
    »David?«
    »Mhm.«
    »Und jetzt?«
    Als wenn er die Antwort wüsste.
    »Weißt du«, sagte sie, »ich will nicht, dass …«
    Er verschloss ihren Mund mit einem Kuss, in der Hoffnung, sie würde wie er den Moment genießen und alle Zweifel und Fragen vergessen.
    Sie rollte sich auf die Seite und stützte sich auf den Ellbogen. »Versteh mich bitte nicht falsch, David, es ist nur …« Im Zwielicht des Zimmers konnte er ihren Blick nur erahnen. »Ich bin in einer intakten Familie aufgewachsen.«
    »Ich weiß.«
    »Und du weißt, ich wünsche mir, Jan würde es ebenso ergehen. Ich finde, er sollte einen Vater haben.«
    »Er hat einen Vater.« David streichelte ihre Schultern. »Und ich bin für euch da. Jederzeit.«
    Caro berührte die Tätowierung auf seinem Arm. »Kannst du dich noch erinnern, was du dir mal geschworen hast? Als du mir von deinen Eltern erzählt hast?«
    »Mhm.«
    »Du wolltest deinem Sohn ein besserer Vater sein. Das hast du gesagt.«
    »Ich bin ihm ein besserer Vater. Und ich schlage ihn nicht.«
    »Nein, ja, natürlich, aber …«
    Plötzlich wurde David klar, dass es ein Fehler gewesen war, seiner Frau in die Wohnung zu folgen. Er hätte es niemals so weit kommen lassen dürfen.
    »Manchmal«, flüsterte sie, »bist du so weit weg und …«
    »Ich bin bei euch. Wann immer ihr mich braucht.«
    »… und dann bist du wie ein Fremder für mich.«
    »Ich bin dein Mann.«
    »Trotzdem fällt es mir schwer«, ihre Hand löste sich von seinem Arm, »dir zu vertrauen.«
    Was sollte er ihr darauf antworten? Du kannst mir vertrauen? Er hätte es aufrichtig gemeint und sich trotzdem verdammt mies dabei gefühlt.
    »Ja«, sagte sie, »du bist, also, es ist, als wäre alles … Ach, ich weiß auch nicht.« Seufzend fiel sie zurück ins Kissen.
    David beugte sich vor und gab ihr einen Kuss. Aber die Leidenschaft, mit der Caro noch vor wenigen Minuten seine Zunge verschlungen hatte, war erloschen.
    Er ging ins Bad. In dem Spiegelschränkchen, einem kunstvoll verzierten Holzrequisit, das seine Frau ebenfalls vor dem Sperrmüll bewahrt hatte, fand er jene Shampoos, After Shaves und

Weitere Kostenlose Bücher