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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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hinein, bis das Gelände vor ihr ausgebreitet lag. Sie schaute sich um. Angestrengt versuchte sie etwas zu erkennen oder zu hören, aber bis auf ein paar Vogelstimmen war es ruhig, und niemand war zu sehen.
    »Hallo, ist hier jemand?«, rief sie, doch niemand antwortete. Bitte nicht. Die konnten mit ihrer Besprechung doch nicht schon fertig sein! Sie ging den abschüssigen Weg hinunter und um den blau schimmernden kleinen See herum. Mehrmals rief sie noch nach Herrn Groh, aber niemand meldete sich. Eine halbe Stunde später, die sie mit Warten und sinnlosem Herumstehen verbracht hatte, verließ sie ratlos den Steinbruch. Sie erklomm eine Anhöhe in der Nähe und schaute noch einmal frustriert zum Gügel hinüber, zur Kapelle, die nicht weit von der Giechburg hoch über Scheßlitz thronte. Dann ging sie zu ihrem Auto zurück, warf die Pläne enttäuscht auf den Rücksitz des Renaults und knallte wütend die Beifahrertür zu. Gut gemacht, Clax, dachte sie sich. Als hätte es jemand auf sie abgesehen, setzte in diesem Moment wieder heftiger Regen ein. Noch einmal blickte sie frustriert zum Eingang des Steinbruchs zurück in der Gewissheit, dass da heute etwas gnadenlos an ihr vorbeigelaufen war.
    »Au weh, die schwarzen Sheriffs der Bahn«, meinte Huppendorfer amüsiert. »Die haben bestimmt Angst, dass wir ihre noch nicht vorhandenen Kupferkabel klauen.«
    Nun, so falsch lag er mit der Einschätzung der Stimmungslage der beiden grimmig dreinschauenden Männer des Sicherheitsdienstes gar nicht. In regelmäßigen Abständen hatte man auf der Baustelle Kameras installiert, um etwaige Diebe oder Saboteure abzuschrecken, und genau eine solche Kamera hatte sie jetzt entdeckt und sogleich den Sicherheitsdienst informiert. Haderlein zeigte den Männern seinen Ausweis und informierte sie über den Grund ihres Hierseins.
    »Eine Leiche in unserem Kiesbett? Das soll wohl ein Witz sein«, sagte einer der beiden Sicherheitsleute. »Und wie wollen Sie herausfinden, ob das stimmt? Ich sehe hier jedenfalls keine Spürhunde. Oder wollen Sie mit der Hand nach Knochenresten graben?« Er grinste abfällig, während sein schweigender Mitarbeiter sehr relaxt an dem Golf lehnte.
    Wortlos drehte Haderlein sich um und weckte die Riemenschneiderin auf, indem er seine Mineralwasserflasche aus dem Auto holte und deren Inhalt dem Ferkel langsam über den schnarchenden Kopf schüttete. Schon nach wenigen Sekunden sprang es auf und quiekte protestierend. Die beiden Sicherheitsleute kriegten sich vor Lachen nicht mehr ein. Ein Polizeiferkel hatten sie auch noch nie erlebt. Dieser späte Nachmittag versprach weit weniger langweilig zu werden, als sie gedacht hatten.
    Riemenschneider hatte für ihren Teil nicht nur mit einem brummenden Schädel und leichten Gleichgewichtsschwankungen zu kämpfen, sondern hatte auch ein anderes, viel dringenderes Problem: Ihre Blase musste schnellstmöglich entleert werden. Sie riss sich zusammen und tippelte unter dem Gekicher der beiden Sicherheitsleute auf einen kleinen Strauch zu. Als sie allerdings das Bein hob, forderte der Restalkohol seinen Tribut. Sie fiel auf die Seite und blieb hilflos liegen, um sich eben in dieser Position zu entleeren. Die Männer vom Sicherheitsdienst kriegten sich nicht mehr ein, Haderlein schloss genervt die Augen, und Hubert Fiederling glaubte sich für einen Moment nicht mehr bei der Kriminalpolizei, sondern bei einem Wanderzirkus. Verwirrt schaute er zwischen den Kommissaren hin und her. Schließlich fasste sich Haderlein ein Herz, ging zu Riemenschneider, hob sie hoch und stellte sie wieder auf ihre Beine.
    Einer der beiden Bahnbediensteten hatte inzwischen sogar sein Handy aus dem Handschuhfach geholt, um die Szenerie für immer festzuhalten. »Ein besoffenes Polizeischwein, das wird mir niemand glauben«, lachte er und machte ein Foto nach dem anderen.
    Haderlein ging auf die Knie und strich seiner Riemenschneiderin beruhigend über den Kopf. Inzwischen schien sie einigermaßen wach zu sein, aber noch immer keinen Plan zu haben, was sie hier sollte. Von einer klassischen Dienstfähigkeit konnte man bei Riemenschneider in ihrem jetzigen Zustand jedenfalls nicht reden. Egal, sie mussten es versuchen. Haderlein gab Huppendorfer ein Zeichen, woraufhin sich dieser ebenfalls hinhockte und Riemenschneider die beiden Fundstücke vor den Rüssel hielt.
    »Such, Riemenschneider, such«, flüsterte Huppendorfer dem Ferkel ins Ohr, aber das machte keinerlei Anstalten, sich in die Arbeit zu

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