Drei Eichen (German Edition)
Huppendorfer als auch Hubert Fiederling nickten synchron, dann schilderte der dunkelhäutige Kommissar Haderlein kurz und knapp die Gründe des Treffens, woraufhin sich dieser die Fundstücke Fiederlings aushändigen ließ.
Nachdenklich drehte und wendete er die beiden Teile und betrachtete sie genauestens. »Der gelbe Fetzen hier kann auch nur irgendetwas sein«, er gab alles Huppendorfer zurück, »aber der Knochen könnte tatsächlich von einem Menschen stammen. Dann führen Sie uns mal bitte zur ominösen Fundstelle, Herr Fiederling.« Er bedeutete den beiden, bei ihm einzusteigen. Ein Allradfahrzeug wie sein Landrover kam auf einer Baustelle im Zweifel besser voran als ein ausschließlich frontgetriebenes Fahrzeug wie etwa Huppendorfers BMW .
Haderlein folgte den Wegweisungen Fiederlings, sodass sie über Nebenstraßen und Behelfswege schließlich den fast fertigen Kiesdamm der ICE -Strecke von Bamberg nach Erfurt erreichten. Hier bat Fiederling Haderlein, anzuhalten und auszusteigen.
»Hier, genau hier ist es!«, rief er, als sie an der Baustelle standen. Aufgeregt deutete er auf den Bahndamm, dem zu seinem Glück aus Laiensicht eigentlich nur noch die Gleise fehlten. Huppendorfer schaute zweifelnd an der ICE -Strecke entlang und hatte so seine Bedenken, wie Fiederling sich hier genaue Punkte gemerkt haben sollte. Der Damm sah von vorn bis hinten absolut gleich aus. Der Bauleiter bemerkte den Gesichtsausdruck Huppendorfers und deutete in den schmalen Grünstreifen zwischen Damm und ihrem Behelfsfahrweg. Und tatsächlich, jetzt sahen es auch Huppendorfer und Haderlein. Ein kleiner, unscheinbarer Pflock ragte dort keine zwanzig Zentimeter aus dem Boden.
»Der ist von mir«, sagte Fiederling selbstzufrieden. »Ich wusste schon, dass ich irgendwann hierher zurückkehren würde. An dieser Stelle haben wir die ersten Ladungen aus der Baugrube abgeladen. Die vom Streckenbau haben dann nur noch alles plattgemacht und in Form gewalzt.«
Dann war es jetzt also an der Zeit, die Riemenschneiderin ins Spiel zu bringen, dachte sich Haderlein und ging zum Landrover zurück. Als er die Tür zum Fond öffnete, bot sich ihm allerdings ein desaströses Bild. Riemenschneider würde in der näheren Zukunft kein Mindestmaß an Arbeitsfähigkeit erreichen. Das Ferkel lag mit ausgestreckten Füßen auf dem Rücksitz und schlief tief und fest. Der Kriminalhauptkommissar erkannte die Tiefschlafphase seines Ferkels in erster Linie daran, dass es laut und vernehmlich schnarchte. Er schob seine Hände unter Riemenschneider hindurch und hob das schnarchende Polizeischwein aus dem Wagen. Als er es neben der Bahnstrecke im Gras abgelegt hatte, kam den Behelfsweg ein VW Golf mit ziemlicher Geschwindigkeit heraufgeprescht, auf dessen Seitenflanken groß und deutlich das bekannte » DB « der Deutschen Bahn prangte.
Claudia Büchler brauchte doch länger im Büro, als sie gedacht hatte. Wie das halt immer so war. Man legte schnell mal etwas auf die Seite, und dann war es plötzlich für Jahre verschwunden. Dass dies mit großen DIN - A 2-Plänen auch passieren konnte, das war ihr so nicht klar gewesen. Schließlich fand sie die Papiere nach enervierendem Suchen im Schirmständer im Flur. Wie sie da hingekommen waren, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären. Hektisch packte sie ihre Skizzen und schwang sich zurück in ihren alten Renault. Den Papierkram pfefferte sie auf den Rücksitz, klemmte sich hinters Lenkrad und knallte die Fahrertür von innen zu. Wenn jetzt auch noch der Motor streikte – so wie des Öfteren –, würde sie aussteigen und schreiend durch Scheßlitz rennen. Doch der Renault tat ihr den Gefallen, prompt und ohne Misstöne anzuspringen, und sie machte sich erleichtert wieder auf den Weg nach Ludvag. Das zweite Mal an diesem Tag. Die Einhundertfünzig-Seelen-Ortschaft lag aber auch wirklich weit ab vom Schuss. Ohne den Steinbruch wäre sie niemals auf den Gedanken gekommen, dort hinzufahren, und dabei hatte man von dort oben eine gigantische Aussicht hinüber zum Gügel und bis Bamberg. Eine Dreiviertelstunde nach ihrer ersten Ankunft parkte sie ihren Wagen wieder an der gleichen Stelle.
Am Eingang des Steinbruchs war niemand mehr zu sehen. Wahrscheinlich waren alle Beteiligten in der Zwischenzeit eingetroffen und schon im Steinbruch mit Herrn Groh in Besprechungen vertieft. Sie klemmte sich die Papierrollen unter den Arm und lief, so schnell es ihre Fracht zuließ, durch die Zufahrt in den Steinbruch
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