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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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können sich ja vorstellen, wie das in der Politik so läuft, Frau Büchler. Da sagen die einem an einem Tag zu und haben den Termin gleich wieder vergessen.« Groh sah sich immer wieder nervös wartend um.
    Claudia Büchler beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und ihre Vergesslichkeit auszubügeln. Clax, das ist deine Chance, sprach sie sich Mut zu. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Herr Groh, dann würde ich gern noch einmal schnell in mein Büro fahren und meine Pläne holen. Ich habe sie in der ganzen Hektik vergessen.«
    Felix Groh hatte tatsächlich nichts dagegen. »Gar kein Problem, lassen Sie sich nur Zeit. Wenn die Herrschaften denn überhaupt noch eintreffen, werde ich sie vertrösten. Bloß keinen Stress, schließlich haben wir fast schon Ferien.« Er lachte.
    Spontan reichte ihm Claudia Büchler ihren Regenmantel. »Hier, falls es doch noch einmal zu schütten anfängt. In einer halben Stunde bin ich wieder da.« Sie lächelte ihn an. Seine entspannte Art schien sich langsam auch auf sie zu übertragen. Sie stieg in ihren R4, winkte noch einmal, wendete und fuhr zu ihrem Büro zurück. Sie beschloss, nicht zu hetzen. Dieser Groh hatte schon recht, warum sollte man sich wegen ein paar Politikern verrückt machen lassen, die selbst nicht pünktlich waren.
    Der Leiter der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bamberg, Felix Groh, schlüpfte probehalber in den Regenmantel, und siehe da, er passte besser, als er erwartet hatte. Im Moment schien zwar wieder die Sonne, aber man konnte ja nie wissen. Zum Glück trug er seine ledernen Wanderschuhe, damit der Matsch seine Hosen nicht zu sehr verschmutzte. Mit den Augen suchte er den Rand des Steinbruchs ab in der Hoffnung, irgendwo seine Tochter zu entdecken. Sie hatte keine Lust auf ein langweiliges Beamtentreffen gehabt und sich noch im Regen zum Blumenpflücken verabschiedet. Wusste der Kuckuck, wo das Töchterchen schon wieder war, aber tief in seinem Inneren war er doch froh und stolz, dass sie so selbstständig war.
    Na gut, wenn die hohe Politik nicht erschien, dann würde er sich erst einmal allein ein Bild von diesem aufgelassenen Kleinod machen. Er ging durch den schmalen Durchgang bis an das Ufer des grünblau schimmernden Sees hinunter, der sich in der Mitte des Steinbruchs gebildet hatte. Die Abendsonne warf ihr Licht nun fast waagerecht auf die steilen Abbrüche, sodass das karminrote Farbenspiel zu sehen war, für das der Ort so berühmt war. Lächelnd drehte er sich um und schaute an den Wänden des Steinbruchs entlang bis zum Eingang zurück, von wo aus er gekommen war.
    Als er dort vier Männer stehen sah, zuckte er zusammen. Aber warum erschrak er denn? Das mussten die Herren von der Staatsregierung sein, die ihn angerufen hatten. Er wollte auf sie zugehen, um sie zu begrüßen, als er bemerkte, dass die Herrschaften eigentlich gar nicht wie Offizielle oder Politiker aussahen. Sie waren ganz in Schwarz gekleidet und trugen für diese Tageszeit eher untypische Sonnenbrillen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, rief Felix Groh laut. Er bekam keine Antwort, jedenfalls keine, mit der er gerechnet hatte. Der vorderste der Männer hob etwas in die Höhe, das wie ein kleiner Bogen aussah. Der Mann links neben dem Bogenschützen rief ihm laut etwas zu. Sein Befehl schallte durch das romantische Ambiente des Steinbruchs von Ludvag. »Lauf!«
    Im gleichen Moment flog ein Pfeil in Felix Grohs Richtung. Nur seinem sportlichen Lebenswandel und seiner Vergangenheit als Fußballtorwart war es zu verdanken, dass er sich im letzten Moment instinktiv wegdrehen konnte, sodass der Pfeil an ihm vorbeisirrte. Eine Schrecksekunde lang beobachtete er, wie auch die beiden anderen Männer Bogen aus den schwarzen Taschen holten, die neben ihnen standen. Dann drehte sich Felix Groh um und begann zu laufen. Im Zickzack sprintete er nach links den alten Fahrweg hinauf, möglichst schnell weg von diesen Irren. Ob noch immer auf ihn geschossen wurde, bekam er nicht mit. Er rannte, bis er am Ende des Steinbruchs vor der steilen Felswand stand.
    Keuchend sah er sich um. Sie folgten ihm zwar durch das Gebüsch, aber er hatte sich einen respektablen Vorsprung herausgearbeitet. Hoffnung keimte auf, er könnte ihnen entkommen. Nur der gelbe Regenmantel störte. Er schwitzte in dem Ding wie ein Schwein, aber er hatte keine Zeit, es auszuziehen. Kurz entschlossen krallte er sich mit seinen Fingern in den feuchten Stein, während er mit seinen Schuhen in der Wand nach

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