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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Akte vor ihr, bis er eins und eins zusammenzählte und begriff. Was dann folgte, war ein so legendärer Lachanfall, dass er sogar den Dienststellenleiter Robert Suckfüll außerplanmäßig aus seinem Glaskasten lockte. Ein wahrlich absonderlicher Anblick bot sich ihm an diesem Abend in seinem Büro. Aber wie sehr er auch den sich vor Lachen am Boden krümmenden Huppendorfer und die unfroh dreinschauende Honeypenny zu verstehen versuchte, es gelang ihm nicht. Und leider Gottes machte sich auch keiner der beiden die Mühe, ihm die Situation zu erklären.
    Georg Fiesder saß gerade mit ein paar CSU -Kreisratskollegen feuchtfröhlich bei Bier und Schäufela im Schwanenbräu in Ebing, als ihn sein Schicksal in Form eines sehr entschlossenen Kriminalhauptkommissars Haderlein mit zwei Kollegen der Bamberger Bereitschaftspolizei ereilte. Haderlein hatte die beiden Kollegen gebeten, ihre MP s auszupacken und Fiesder damit auf den Leib zu rücken. Für die Verhaftung eines schlichten Bauunternehmers war das zwar reichlich übertrieben, aber es würde eine sagenhaft imposante Show abgeben. Außerdem verstand Georg Fiesder den Anblick von Schnellfeuerwaffen wahrscheinlich sowieso besser als einen sauber ausgefüllten Haftbefehl.
    Somit wurde der renitente Firmenchef Georg Fiesder mitsamt schwarzem Hut im Schwanenbräu in Ebing verhaftet und abgeführt. Haderlein hatte im Gastraum noch laut und deutlich »Verhaftung wegen Mordverdachts in vier Fällen« hinausposaunt, woraufhin die umsitzenden Biertrinker und Schäufela-Esser in eine erschrockene Starre verfallen waren. Der Ansehensverlust in der Öffentlichkeit würde bei dem halsstarrigen Fiesder mehr Wirkung zeigen als alle Haftbefehle dieser Welt zusammen, da war sich Haderlein relativ sicher.
    Fiesders Gezeter von der Ebinger Wirtschaft bis zu seiner Zelle in Bamberg war grenzwertig, eigentlich kaum zum Aushalten. Als sie die Nervensäge endlich in ihrer Zelle abgeliefert hatten und diese verschlossen wurde, waren alle Beteiligten froh. Haderlein hatte beschlossen, den netten Herrn über Nacht erst einmal schmoren zu lassen. Eine Nacht ließ die Gesetzeslage gerade noch zu. Da konnte Fiesder mit Anwalt, Tod und Teufel drohen, wie er wollte, er blieb erst einmal in Gewahrsam.
    Leonhard Sachse war einer der Letzten, der an diesem denkwürdigen Abend die weiträumig abgesperrte Fläche um das Windrad herum verließ. Die Spurensicherung hatte wirklich alles aus dem Dreck geholt, durchgesiebt und analysiert, was sie nur finden konnte. Und das hatte gedauert. Als Sachse schließlich seinen fünften Sack mit knöchernem Inhalt eingeladen hatte und die Doppeltüren seines Leichenwagens schloss, ließ er seinen Blick noch einmal über den Platz schweifen. Vier Leichen plus Vespa plus ein Jagdgewehr hatte die Polizei im Boden gefunden. Welcher Irre war hier bloß unterwegs gewesen?, fragte Sachse sich erschüttert, so etwas hatte er noch nie erlebt. Insgesamt hatte das Wochenende für ihn bisher aus fünf Toten und viel zu wenig Schlaf bestanden, und es war noch nicht zu Ende. Immerhin hatte er mit diesem Huppendorfer geklärt, dass er einen anderen Bestatter informieren würde, sollten heute oder morgen noch mehr Leichen auftauchen. Er würde seine Skelette jetzt zu Siebenstädter nach Erlangen kutschieren, das würde bestimmt auch wieder ein Erlebnis der besonderen Art werden. Und anschließend – halleluja! – würde er nach Hause fahren, Eileen einen langen Kuss geben, sich im Schlafzimmer einschließen und ein Jahr lang pennen. Wie ein Toter sozusagen.
    Bernd Schmitt saß mit seiner Ute auf der Bank vor ihrer gemeinsamen Mühle, das Gerüst direkt über ihren Köpfen. Es war eine sternenklare Nacht, perfekt dafür geeignet, alle Hormone herunterzufahren und sich ausschließlich und entspannt auf die elterliche Zukunft vorzubereiten. Lagerfeld hatte zwischenzeitlich beschlossen, sich zu freuen und seine innere Einstellung grundsätzlich dahin gehend, also in Richtung Freude, zu verlagern. Der Versuch war zwar ehrenvoll, allerdings mühselig und nicht auf die Schnelle zu realisieren, lag doch diese Art von Leben genau in entgegengesetzter Himmelsrichtung zu dem, das er bisher geführt hatte. Kinder. Tja, das hatte er nun davon. Aber das hätte ihm eigentlich schon vorher klar sein müssen. Wenn man sich mit Frauen einließ, hatte man auch die Konsequenzen zu tragen. Kinder. Ute von Heesen bemerkte die innere Umstrukturierung ihres Bernds zwar, hielt es aber für besser, keine

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