Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines

Vom Netzwerk:

Blick auf Armand, der an einem Tisch saß. Es ging zu schnell, als dass sie hätte folgen können, aber Schnee sagte: »Ich weiß, wo sie sind.«
    Die Konturen eines Frauengesichts zeichneten sich in der Glaswolke ab. Die Gesichtszüge ähnelten einer um zwanzig Jahre gealterten Schnee. Messer aus Glas legten sich um ihre Stirn, eine verspiegelte Krone. Die übergroßen Augen blinzelten, und die strengen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich hätte erwartet, dass du fliehen würdest.«
    »Ich weiß«, sagte Schnee. Sie klatschte in die Hände, und das Glas zerbrach. Danielle sah das Gesicht zusammenzucken, und dann rieselte glitzerndes Pulver auf den Boden.
    »Deine Mutter?«, fragte sie Schnee.
    »Sie wusste bereits, dass ich wach bin.«
    »Du verspottest sie?«, fragte Talia.
    »Sie handelt impulsiv, wenn sie in Wut gerät. Ich will sicher sein, dass sie herauskommt und sich mir stellt.« Schnee wandte sich zur Tür. Die Steinzwergin machte einen Satz wie ein Hase, rammte die Finger ins Holz und riss es auseinander, genau wie sie es mit dem Fußboden getan hatte.
    »Man hätte sie auch einfach aufmachen können«, murmelte Talia. Sie warf einen Blick zur Decke hoch, wo ihre winzige. Spindelpeitsche immer noch über Schnees Sarg baumelte. Sie hatte sie nicht getragen, als sie sich mit Trittibars magischer Spore zurückverwandelt hatte. »Ich darf wohl nicht annehmen …«
    Schnee schnippte mit den Fingern, und die Peitsche zog sich aus dem Gips heraus. Bis sie in Talias Hand landete, hatte sie schon wieder ihre volle Größe.
    »Nett!« Mit grimmiger Miene wickelte Talia die Schnur wieder um die Spindel.
    Der Flur war leer. Schnee folgte ihren Zwergen durch die Tür und überließ es Danielle und Talia nachzukommen.
    »Was sind sie wirklich?«, raunte Danielle Talia zu.
    »Die Zwerge? Sie sind nicht gut, falls es das ist, was du wissen willst. Sie haben Schnees Mutter gefoltert, bevor sie sie umbrachten. Sie hat mir mal davon erzählt, als sie bei Weitem zu viel Bier intus hatte. Wind und Magie hielten Rose fest, während Feuer sie von den Füßen an aufwärts verzehrte.«
    Danielle warf einen Blick auf Charlottes Tür, als sie daran vorbeikamen. Zum Glück verlangsamten weder Schnee noch die Zwerge ihr Tempo. Trotz allem, was ihre Stiefschwester getan hatte, verspürte Danielle nicht das Verlangen, sie zu Tode gefoltert zu sehen. Falls Charlotte es schaffte, sich zu befreien, hoffte Danielle, dass sie so schlau wäre, sich zu verstecken, bis alles vorbei war.
    »Viel von Schnees Macht stammt von ihrer Mutter«, fügte Talia hinzu. »Sie versucht, die dunkleren Sprüche nicht zu benutzen, doch manchmal wagt sich ihre Magie in die Schatten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wovor sie mehr Angst hat, ihrer Mutter wieder gegenüberzutreten oder sie zu werden.«

Kapitel 14
    Der Wind trieb sie vorwärts, schob Danielle von hinten an, sodass jeder Schritt sich anfühlte, als ob sie bergab flöge, und sie ständig kurz davor war, kopfüber hinzufallen. Sogar Talia wirkte verwirrt.
    Zweimal wurden sie von Dunkelingen angegriffen, und beide Male machten Schnees Zwerge kurzen Prozess mit den Angreifern. Danielle versuchte nicht hinzusehen; grimmig und schadenfroh waren die Zwerge bei ihrem Zerstörungswerk.
    »Dort!«, sagte Schnee und zeigte auf eine unregelmäßig geformte Tür. Anders als die anderen Türen schien diese hier aus Stein zu bestehen. Einen Griff gab es nicht. Ein Messingviereck umrahmte ein winziges Schlüsselloch an der rechten Seite der Tür.
    »Die führt uns in die Hauptkaverne«, sagte Talia.
    Schnee senkte die Stimme. »Meine Mutter wartet. Sie wird versuchen, uns zu vernichten, sobald wir durch diese Tür gehen.«
    Talia kniete sich vor das Schlüsselloch. »Hey, Leuchtjunge! Steck mal einen Finger in das Loch hier, damit ich sehen kann, womit ich es zu tun habe!« Sie schaute angestrengt in das Loch, während der Zwerg aus Licht sich neben sie hockte und Danielle zwang, die Augen abzuwenden. »Ich sollte uns daran vorbeibringen können. Sieht nach einem typischen Elfenmechanismus aus. Sechs Zuhaltungen auf jeder Seite. Knifflig, aber –«
    Schnee berührte Talias Schulter und bedeutete ihr, zur Seite zu gehen. Die Steinzwergin ließ ihre Finger über die Tür wandern. Das kratzende Geräusch verursachte Danielle eine Gänsehaut.
    Genau wie den anderen fehlten auch dieser Zwergin jegliche erkennbare Gesichtszüge. Sie waren wie unfertige Puppen. Dennoch war die Wölbung ihrer