Drei Engel für Armand

Brust eindeutig weiblich, ebenso wie die Rundung ihrer Hüfte. Danielle fragte sich, ob das eine absichtliche Wahl von Schnees Seite oder einfach die Natur der Zwerge war.
    »Macht euch bereit!«, sagte Schnee.
    Danielle nickte und versuchte sich an die Dinge zu erinnern, die Talia sie über Schwertkampf gelehrt hatte. Sie zwang sich dazu, sich zu entspannen, und lockerte den Griff um das Heft ihrer Waffe. »Kleine, präzise Bewegungen«, flüsterte sie.
    Steinfinger glitten in den Spalt an der Seite der Tür. Fels zerbröckelte und ließ einen Schauer aus Staub und Erde niedergehen.
    Danielle versuchte, nicht an das letzte Mal zu denken, als sie gegen Rose und Stacia gekämpft hatten. »Was werden sie tun, wenn wir durch die Tür gehen?«
    »Wir werden es möglicherweise mit weiteren Dunkelingen zu tun kriegen«, sagte Talia. »Die Dunkelinge scheinen nicht viel Selbstständigkeit zu haben und offenbar keine Skrupel, Menschen anzugreifen. Vielleicht beschwört Rose aber auch etwas Neues herbei. Manchmal ist es besser, nicht erraten zu wollen, was kommt. Du bereitest dich auf das Bekannte vor, und das Unbekannte durchbohrt dich, bevor du merkst, dass du falsch geraten hast.«
    »Danke! Jetzt fühle ich mich gleich schon viel besser!« Sie versuchte an Armand und ihren gemeinsamen Sohn zu denken. Was immer Rose und Stacia ihnen entgegenwerfen mochten – sie musste überleben.
    »Bleib dicht bei mir!«, schärfte Talia ihr ein. »Ich werde mein Möglichstes tun, dich zu beschützen. Suche nach einem Weg, um zum Turm der Herzogin zu kommen! Die Zwerge werden unsere Gegnerinnen hoffentlich beschäftigen, während wir uns reinschleichen, um deinen Mann zu holen.«
    Die Steinzwergin trat zurück und rieb sich die Hände. Ein gutes Stück des Steins an der linken Türseite war von ihr ausgemeißelt worden, sodass die schwarzen Angeln zu sehen waren. Die Zwergin duckte sich zum Sprung, machte einen Satz nach vorn und krachte mit der Schulter in die Tür. Das Geräusch war entsetzlich; sogar Schnee zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu.
    Nach zwei weiteren solcher Angriffe kippte die große Tür langsam nach außen. Die Steinzwergin trat durch die Türöffnung, gefolgt von ihren Gefährten.
    »Subtilität war noch nie Schnees Stärke«, bemerkte Talia, aber wegen des Klingelns in ihren Ohren konnte Danielle sie kaum hören.
    Auch Schnee eilte durch das Loch in der Wand, Talia hielt sich dicht hinter ihr. Danielle atmete tief durch, hob das Schwert und folgte ihnen, stieg über die auf dem Boden liegende Tür und sprang auf den metallenen Laufgang auf der anderen Seite hinunter.
    Als Danielle zum letzten Mal hier gewesen war, hatte sie unter der Macht von Stacias Fluch gestanden. Den Kopf ehrerbietig gesenkt, hatte sie keinen Blick für die wahre Größe der Kaverne der Herzogin gehabt.
    Sie standen in mehr als halber Höhe an der Seite der mächtigen Höhle. Von hier oben waren die Gestalten, die am Fuße des Turms der Herzogin hin und her huschten, kaum mehr als Insekten. Der Anblick des Turms selbst verschlug Danielle den Atem. Er erhob sich wie ein Stalagmit aus der Mitte des Sees und war fast so breit wie der Palast zu Hause. In der Nähe der Mitte wurde der Turm etwas schmaler, nahm dann wieder an Umfang zu und verschmolz irgendwann mit dem Fels darüber. Geländer und Plattformen umgaben den Turm, ebenso wie mehrere leichte, schmale Brücken, die ihn mit den Kavernenwänden verbanden. Andere Brücken waren wie Zugbrücken hochgezogen und lagen flach am Turm an. Wenn die Herzogin es wünschte, konnte sie jede einzelne Brücke hochziehen, sodass der Turm nur noch vom See aus zugänglich war.
    Danielles Schwert spiegelte die blauen Funken des Wassers wider, das durch den Laufgang unter ihren Füßen floss. Die Laufgänge waren wenig mehr als breite Abflussrinnen mit Gittern darüber, die vom Licht des darunter vorbeiströmenden Wassers beleuchtet wurden, bevor dieses sich spiralförmig in den See ergoss. Laufgänge und Rohre und Stützbalken überzogen die Kavernenwände wie das Werk einer riesigen, metallspinnenden Spinne.
    Die gewaltige Tür, die die Zwergin demoliert hatte, hatte das Geländer zerschmettert und den Laufgang selbst eingebeult, sodass jetzt ein Wasserrinnsal über die Seite tröpfelte. Danielle konnte hören, wie das Metall sich unter dem Gewicht der Zwerge verformte.
    »Achte auf den Feind, nicht auf die Landschaft, Prinzessin!«, fuhr Talia sie an und zeigte mit dem Messer an Danielle