Drei Engel für Armand
übers Geländer, bevor sie sich rühren konnten. Eine leuchtende Faust drosch einen dritten gegen die Wand. Die beiden Übrigen ergriffen die Flucht und sprinteten den Laufgang hinunter wie verängstigte Kaninchen.
Danielle drehte sich zu Schnee um, die mithilfe ihres Messers schon die meisten Schlingpflanzen von ihrem Bein abgeschnitten hatte. Die Dornen hatten ihre Hose zerfetzt, die weiße Haut darunter war jedoch unversehrt.
Talia schnaubte und trat zurück. »Vielleicht sollten wir einfach nur zusehen. Lass uns wissen, wenn du Hilfe brauchst!«
Schnee zeigte auf Stacia. Genau wie die Schlingpflanzen bei Schnee griff die Wasserzwergin durch das Gitter des Laufgangs nach oben und packte Stacias Beine.
Stacia schrie. Die Zwergin kletterte hoch und hob Stacia über ihren Kopf, um sie vom Laufgang zu werfen.
»Sie kann fliegen, schon vergessen?«, fauchte Talia. »Das wird uns gar nichts bringen!«
Schnees Reaktion darauf bestand in einem kaum merklichen Blinzeln. Die Zwergin drehte sich um, ging zum Ende der Brücke und schickte sich an, Stacias Körper gegen die Kavernenwand zu schmettern.
Stacia tauchte ihre Hände in den Rücken der Zwergin.
Schnee keuchte und taumelte zurück. Talia ließ das Messer fallen und fing sie an den Armen auf.
Danielle beobachtete, wie das schäumende Wasser der Zwergin wolkig und still wurde. Frost breitete sich über ihrem Körper aus und ihre Bewegungen wurden langsamer. Stacia entwand sich ihrem Griff und ließ sich auf die Füße fallen, wobei sie eine Hand im gefrorenen Rücken der Zwergin eingetaucht ließ. Die Zwergin versuchte sie zu erreichen, doch Stacia stieß die Hand noch tiefer hinein. Schnell waren sogar die Finger der Zwergin steif gefroren.
Stacia ging einen Schritt zurück, zog die Hand heraus und presste sie an die Brust. Eine weitere Gruppe Dunkelinge strömte zu ihr hin, hob die Zwergin hoch und stieß sie übers Geländer. Sie fiel herunter und zerschellte auf den Felsen am Seeufer.
Schnee fuhr bei dem Aufprall zusammen, dann atmete sie tief durch. »Das hat wehgetan!«
Der Windzwerg begann zu blasen. Danielles Haare wurde nach hinten gerissen und sie musste sich am Geländer festhalten, um nicht ins Straucheln zu geraten. Schnee lenkte ihren Wind nicht auf Stacia, sondern auf den Turm. »Was machst du da?«
»Der siebte Zwerg hat Armand gefunden«, rief Schnee. »Macht euch bereit!«
Talia schaute sich um. »Bereit wofür?«
Die Steinzwergin setzte einen Fuß aufs Geländer und sprang. Der Wind brauste mit ihr mit und riss Danielle in seinem Sog fast übers Geländer. Mit offenem Mund starrte sie der Statue nach, die mit rudernden Armen wie ein Pfeil durch die Luft schoss und in die Seite des Turms krachte. Die Zwergin rutschte herunter und landete auf einer der Brücken. Die Goblins auf der Brücke zogen ihre Waffen.
Der Kampf war kurz. Danielle wandte sich ab, denn sie musste an den armen Diglet denken, der die Hecke in Elfstadt bewacht hatte. Es dauerte nicht lange, bis die Brücke sich knarrend vom Turm zu lösen begann.
»Sieht aus, als ob sie eine Etage unter uns landen würde«, meinte Talia.
Metall kreischte wie unter Schmerzen, und dann schwang die Brücke nach unten, schnell genug, um geradewegs durch den Laufgang zu krachen. Aber die Baumeister der Herzogin verstanden ihr Handwerk: Der Laufgang hielt, wenngleich Danielle den Aufprall selbst aus einer Ebene Entfernung in den Beinen spüren konnte. Wasser spritzte aus dem Gitter unter ihr.
»Schnee!«, rief Talia.
Stacia hatte es sich zunutze gemacht, dass Schnee kurzfristig von dem Geschehen auf der Brücke abgelenkt worden war, und hatte einen erneuten Angriff gestartet. Stachlige Schlingpflanzen wanden sich jetzt um Schnees Arme, zerrten sie zum Gitter herunter, wo weitere Pflanzen nach ihrem Hals griffen. Der Feuerzwerg streckte die Hände aus, um zwei der Schlingpflanzen zu packen. Als er sie einen Moment später wieder öffnete, rieselte schwarze Asche aufs Wasser. Er packte noch zwei, und Schnee war wieder frei.
Talia stieg übers Geländer und ließ sich herunter, bis sie vom Rand des Laufgangs hing, schwang dort mit den Beinen vor und zurück und sprang auf die Brücke hinunter.
»Jetzt du, Prinzessin!«, rief sie nach oben.
Danielle ging auf Schnee zu. »Bist du sicher, dass du sie aufhalten kannst?«
Schnee warf einen Blick hinter sich. Ihre Augen waren blutunterlaufen und die Nähe zu den Flammen hatte ihre Haut gerötet. Sie war am Weinen, aber ihre Stimme war hart
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