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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Handgelenk ein; Danielle spürte den Schnitt kaum. So scharf war Schnees Klinge, dass erst, als Danielle den Arm versuchsweise beugte und streckte, die Haut sich teilte und das Blut auf ihre Finger zuzulaufen anfing.
    Schnee verfuhr genauso mit Talia und dann mit ihrem eigenen Unterarm, anschließend legte sie ihre Hand auf die Danielles und Talia die ihre auf die Schnees, sodass deren Hand zwischen den Händen Talias und Danielles lag. Blut rann über ihre Hände und tropfte auf den Boden.
    Schnee schloss die Augen und flüsterte:
    »Blut des Lebens, Blut des Bindens,
    hört mich, blendendes Licht, blendende Dunkelheit,
    Magie der ersten Weltendrehung,
    fließendes Wasser, brennendes Feuer.
    Erwache, Erde, mit uraltem Leben.
    Hört mich, Winde der Winterkälte!
    Teilt mein –«
    Schnee wurde rot. »Ich meine, teilt unser Blut, das ich -das wir freiwillig geben, verdammt!« Sie fuhr sich übers Gesicht und lächelte verlegen, ehe sie zu Ende sprach. »Durch diesen Bund rufen wir euch herbei!«
    Schnee lockerte ihren Griff und ging einen Schritt zurück und bedeutete den anderen, dasselbe zu tun. Danielle bewegte sich vorsichtig und blickte unterdessen um sich in der Erwartung, etwas geschehen zu sehen. Ihre Hand war steif und der Schnitt hatte zu brennen begonnen. »Wann werden wir wissen, ob es funktioniert hat?«
    Die Öllampen über der Tür wurden heller. Das Licht der kleinen Feuer floss zusammen und wuchs zu einer kleinen Sonne an.
    »Was geschieht da?«, fragte Danielle und schirmte ihre Augen ab.
    »Sie kommen.« Schnees Blick war glasig, als ob sie das Geschehen aus weiter Entfernung beobachtete.
    Plumpe Gliedmaßen traten rudernd aus dem Licht heraus, bewegten sich mit der Unbeholfenheit eines Neugeborenen. Bald packten diese Gliedmaßen das Rohr fester. Ein kleiner, vierschrötiger Mann, der ganz aus Licht bestand, ließ sich behutsam auf den Boden herunter. Seine Züge waren vage und verschwommen. Winzige Schattenpunkte ließen Augen erahnen, wohingegen eine dunklere Stelle möglicherweise ein Mund war. Danielle musste blinzeln, um ihn anzusehen.
    Andere folgte ihm. Die Öllampen brannten noch, doch im Vergleich zu dem Zwerg wirkte ihr Licht schwach und trüb. Wieder kamen die Flammen zusammen, doch nur um gleich darauf zu ersterben, als eine zweite Gestalt heruntersprang und sich zu ihrem Gefährten gesellte. Dieser Zwerg behielt die seltsamen gelben Flammen der Lampen; blaues Flackern strich über seine Extremitäten, wenn er sich bewegte.
    Wasser sickerte aus der Wand und nahm die Form einer schlanken Frau an. Ihr langes Haar war ein Miniaturwasserfall, der um ihre Taille herum in weißem Sprühregen endete. Jede ihrer Bewegungen wurde von einem leisen Plätschern begleitet wie von einem Bach im Frühling.
    Schnees eigener Schatten erhob sich mit reptilienhafter Geschmeidigkeit vom Boden. Bald war er das perfekte Gegenstück zu dem Mann aus Licht. Er trat weg und ließ Schnee ohne Schatten zurück.
    Fußbodendielen zersplitterten zu Schnees Füßen; Danielle ergriff ihr Schwert und sprang zurück, und sogar Talia zückte ihr Messer. Schnee lächelte bloß und ging einen Schritt von dem rasch größer werdenden Loch weg.
    Dunkelgrüne Steinfinger streckten sich aus. Mit einer Eleganz und Mühelosigkeit der Bewegung, die denen Talias in nichts nachstand, kletterte eine Statue aus dem Boden und gesellte sich zu den andern. Ihre Haut war so fein poliert, dass Danielle auf ihrem nackten Rücken die Spiegelung des Zimmers sehen konnte.
    Eine plötzliche Brise ließ den Mann aus Feuer heller werden, obwohl Danielle kein Anzeichen für ihren Ursprung erkennen konnte.
    »Was sind sie?«, flüsterte Danielle.
    »Wind, Feuer, Wasser und Erde«, antwortete Schnee. »Licht und Dunkelheit. Die Urelemente unserer Welt, herbeigerufen und zu Fleisch geworden.«
    Danielle behielt die Hand am Schwert. »Ich dachte, sie wären sieben.«
    Schnee streckte den Finger aus, und die zerbrochenen Überreste des Sargs begannen über den Boden zu wirbeln. »Das siebte Element ist die Verkörperung der Magie. Sie ist ein bisschen zu wild für eine eigene Gestalt, deshalb wird sie in mir bleiben. Sie wird mir die Kraft geben, die ich brauche, um deinen Mann zu finden und meiner Mutter gegenüberzutreten.«
    Sie ging auf die Glaswolke zu, die die Form eines einzigen Spiegels anzunehmen ‚begann. Schnee machte sich diesmal nicht die Mühe zu reimen. Bruchstückhafte Bilder flimmerten vor ihr. Danielle erhaschte einen flüchtigen

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