Drei Engel für Armand
entsprossen der Bronze.
Als sie an der Wand des Raums entlangging, erkannte Danielle, dass jede Klinke sie weiter durch die Jahreszeiten führte. Auf der gegenüberliegenden Seite gediehen an einer Klinke Eichenblätter, die so dünn waren, dass sie sich den Finger daran schnitt. An späteren Türen hingen Eicheln, und als sie sich dem Ende des Kreises näherte, fand sie verwelkte Blätter an den Türen vor, wie mitten im Herabfallen eingefangen.
»Ich hasse Elfen!«, brummte Talia. Sie ging zu einer der Herbsttüren und stieß die fallenden Blätter an. »Und Rätsel hasse ich auch. Es ist Frühsommer, heißt das dann, dass wir eine der Sommertüren aussuchen sollen?«
»Was ist mit dem Feuer?« Danielle lief zur Mitte des Raums. Ein eingesunkener Kreis, umrandet von einem ununterbrochenen Ring aus Marmor, enthielt das Feuer. Dicke Scheite waren zu einer Pyramide angeordnet, doch schien das Holz nicht zu brennen. Der Rauch roch nach Ingwer und Zimt.
»Was hast du vor, die Türen niederbrennen?«
»Ich weiß nicht.« Danielle streckte die Hand aus, aber die blauen Flammen waren viel zu heiß. »Vielleicht ist das Feuer ja ein Teil des Rätsels. Die Flammen könnten die Farbe wechseln* wenn wir die richtige berühren, oder der Rauch könnte auf die Tür zuströmen, die wir brauchen, oder –«
»Das bezweifle ich«, sagte Talia. »Wahrscheinlicher ist es, dass die Herzogin das Feuer benutzt, um diesen Raum zu überwachen. Vor einem Jahr oder so hatten wir einen Spionageversuch im Palast. Eine der Kerzen im Thronraum brannte mit einem eigenartigen Rosastich. Wir dachten, es sei etwas im Wachs. Ich tauschte die Kerze aus und brachte sie Schnee. Nicht dass ich gedacht hätte, jemand würde die Flammen als Kristallkugel benutzen, aber …« Sie wandte den Blick ab. »Na ja, Schnee mag Rosa. Aber als sie das erste Mal den Docht anzündete, berichtete sie uns, dass auf der anderen Seite der Flamme ein Elb zusah.«
»Wieso sollte die Herzogin uns beobachten wollen?«, fragte Danielle.
»Zu ihrer privaten Belustigung, nehme ich an«, meinte Talia. »Ich bin sicher, es ist ein großartiges Schauspiel, den armseligen Menschen dabei zuzusehen, wie sie herumstolpern, diskutieren und einen albernen Plan nach dem anderen ausprobieren, bis wir schließlich eine Tür aufmachen und unser Verderben entfesseln.« Sie blickte finster aufs Feuer. »Arrogante Elfenbi –«
»Augenblick mal!«, unterbrach Danielle sie. Sie starrte in die Flammen. »Bist du dir sicher, dass sie uns beobachtet?«
»Sie muss wissen, was da draußen auf der Brücke vor sich geht«, antwortete Talia. »Wahrscheinlich weiß sie, dass wir es an ihren Goblins vorbei geschafft haben. Ja, ich bin mir sicher.«
Danielle richtete sich auf. Elfen mussten doch nach den Regeln spielen! »Herzogin!«, hob sie an. Sie sprach so bestimmt, wie es ihr möglich war, indem sie versuchte, Königin Beatrices Art zu reden nachzuahmen, wenn diese Hof hielt. »Ich bin Danielle Whiteshore, zukünftige Königin von Lorindar. Ich bin in Eurem Zuhause festgehalten worden wider meinen Willen, und ich möchte mit Euch reden!«
Sie nahm Talias Arm und ging auf die nächstgelegene Tür zu.
»Was soll das?« Talia wand sich los.
»Auch die Herzogin muss den Vertrag befolgen«, sagte Danielle. »Wenn ich sterbe, wird sie wissentlich ein Mitglied der königlichen Familie ermordet haben.« Sie legte die Hand auf die Klinke.
»Bist du sicher?«
Danielle zwang sich zu einem Grinsen. »Vertrau mir!«
Talia verdrehte die Augen, versuchte aber nicht, Danielle wegzuziehen.
Danielle hielt den Atem an. Sie wusste, dass sie recht hatte. Sie musste einfach recht haben! Die Rolle der Herzogin in diesem Spiel war charakterisiert durch ihre Unwissenheit, ihre bereitwillige Blindheit bezüglich der Identität Danielles und Armands. Sie öffnete die Tür.
Dahinter lag nichts als Schwärze. Sie hörte, wie Talia ihre Armbrust bereitmachte. Mit einer Hand am Schwert trat Danielle durch die Türöffnung.
Ihr Fuß berührte Stein. Eine Sinfonie von Gerüchen ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gebratenes Lamm, frisches Brot und irgendeine Art süßer, fruchtiger Soße oder Marmelade. Ein weiterer Schritt, und die Dunkelheit begann zu schwinden. Ein Kronleuchter schwebte in der Schwärze vor ihnen. Drei Kerzenringe hingen von Schnüren aus geflochtenem Gold; zwischen den Kerzen baumelten tropfenförmige Kristalle und fingen das Licht wie winzige Sterne ein.
Danielle ging weiter, bis
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