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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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in alte Gewohnheiten verfiel. Sie hielt den Kopf gesenkt und den Blick starr auf ihren Schatten gerichtet, einen geschrumpften Doppelgänger aus Dunkelheit, der über die ausgetretenen Pflastersteine der Straße stapfte. Die Sonne wärmte ihren Körper und ließ Schweißperlen auf ihre Stirn treten. Sie ging dichter an Talia heran. »Das Haus meiner Stiefschwestern ist –«
    »Im Händlerviertel, in der Hauptstraße«, sagte Talia. Sie lächelte Danielle kurz zu. »Du glaubst doch nicht etwa, dass Prinz Armand mit nur einer einzigen Kutsche und einigen wenigen Wachen zu seinem Schutz nach dir suchen kam, oder?«
    Schnee summte vor sich hin, als sie sie die Straße hinunterführte und sich auf einer Seite hielt, um einem von einem Maulesel gezogenen Wagen und anderem Verkehr auszuweichen. Kleine Kinder wuselten herum, machten Besorgungen oder führten Aufträge für ihre Herren aus. Dienstboten eilten vorbei mit Lebensmitteln für die Mahlzeiten des Tages. Danielle konnte es sich gerade noch verkneifen, einer buckligen Frau zuzuwinken, die Obst verkaufte. Die alte Mira war eine Freundin ihres Vaters gewesen, vor langer Zeit, und hatte Danielle immer heimlich ein paar Süßigkeiten in den Korb gesteckt, wenn sie Besorgungen für ihre Stiefmutter machte.
    Schnees Erscheinung zog mehr als nur ein paar anerkennende Blicke auf sich. Die Art, wie sie jeden anlächelte und absichtlich im Zickzack lief, um durch die Pfützen zu patschen, machte die Sache nicht besser.
    »Würdevolles Auftreten, Mylady!«, raunte Talia ihr zu.
    »Ach, spar dir deine Steifheit für den Palast!«, erwiderte Schnee. Sie hob die Stimme und begann ein altes Trinklied zu singen, das von einem Seemann und einer vierarmigen Meerjungfrau handelte.
    »Wir sind hinter einer möglichen Mörderin her!«, rief Talia ihr ins Gedächtnis.
    »Falls irgendjemand zu genau hinguckt, kann ich ihn immer noch auf die ein oder andere Weise ablenken«, tat Schnee ihre Bedenken ab und berührte dabei ihr Halsband.
    »Wenn du die Strophe mit dem Seetang zu Ende singst, wirst du die halbe Stadt ablenken«, sagte Danielle.
    »Ich liebe diese Stelle!« Schnee holte tief Luft, warf einen schnellen Blick auf Talia und biss sich auf die Lippen.
    Als sie nach Osten abbogen, trug ein Windstoß den Geruch blutigen Fleischs durch die Straße. Der Großteil der Fleischer und Gerber und Kürschner drängte sich auf diesem Straßenabschnitt zusammen; Blut-und-Gekröse-Gasse nannten die Leute ihn.
    Danielle war in Sichtweite des Palasts aufgewachsen, aber an einem schlechten Tag konnte der Gestank seinen Weg über die ganze Strecke bis hin zum Händlerquartier finden. Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie Charlotte zum ersten Mal nach einem besonders heißen Sommertag das Fenster offen gelassen hatte.
    Weiter vorn schleckte ein Köter mit schwarzem Fell aus einer Pfütze. Er sah hoch, als sie sich näherten, und fletschte die Zähne. Danielle lächelte und streckte die Hand aus, um ihm den Nacken zu kraulen.
    »Vorsicht, Prinzessin!«
    »Jäger würde mir nichts tun.« Danielle rubbelte den Hals des Hunds so fest, dass seine Ohren zu schlackern begannen. Der Ordnung halber knurrte Jäger Talia und Schnee noch einmal an, dann rollte er sich mit dem Rücken in die Pfütze, damit Danielle ihm auch den Bauch kraulen konnte.
    Schnee streichelte dem Hund das Kinn und kicherte, als er ihr Handgelenk ableckte.
    Talia räusperte sich. »Hochgeborene Damen tollen nicht herum! Schon gar nicht mit räudigen Hunden auf der Straße!«
    »Ein ordentliches Herumtollen würde dir auch nicht schaden!«, schoss Schnee zurück. »Dann ist er halt dreckig und stinkt nach Eichhörnchen, na und? Er ist immer noch ein besserer Umgang als mancher Adlige, den ich kenne!«
    Ein paar Straßen weiter, und sie hatten die Hauptstraße erreicht, und Danielles Herz begann schneller zu schlagen. Sie war zu Hause. Da war das Haus von Samuel dem Weinhändler, dessen Fenster immer noch mit Brettern vernagelt waren, um seinen ältesten Sohn daran zu hindern, sich nachts rauszuschleichen und Matilda die Straße runter zu besuchen. Ein Stück weiter stand das Haus, wo Mary Bloomfield mit ihren Enkelinnen wohnte, den Leuten wahrsagte und ihnen magische Abwehrzauber aus Glasstückchen und Eisenschrott verkaufte.
    Danielle lächelte, als die das Haus ihres Vaters erblickte, ein großes, vom Wetter mitgenommenes Gebäude mit verblassten Schindeln und blauen Fensterläden. Das Haus sah ungefähr genauso aus wie die

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