Drei Engel für Armand
rechts und links davon: drei Stockwerke, von denen das unterste als Werkstatt und Schaufensterfront diente. Die großen Läden zu beiden Seiten der Tür konnten hochgeklappt werden, um den Männern und Frauen im Inneren Schatten zu spenden, während sie gleichzeitig ihrem Vater einen Platz gaben, um seine Waren feilzubieten.
Heute Morgen waren die Läden alle verschlossen. Das Haus schien zu schlafen. Zu schlafen oder tot zu sein. Das glänzende Schild, das dieses Haus als das von Charles de Glas, Meister der Glasarbeiten, ausgewiesen hatte, war schon lange verschwunden. Die leere Stange, an der es einst hing, war braun von Rost.
Das oberste Fenster, direkt unter der Dachspitze, war zugenagelt: Dort war Danielles Zimmer gewesen.
Jetzt, wo sie hier waren, wurde Schnee wieder vernünftig. Mit erhobenem Kopf führte sie ihr Gefolge zur nächsten Haustür, wo Andrew der Silberschmied mit seinen Söhnen arbeitete. Danielle und Talia warteten ein paar Schritte hinter ihr, während Schnee einen Armreif begutachtete.
»Meine Schwester, die Lady Bethany Celeste O’Dette von Emrildale, hat einmal die allergeschmackvollste Vase von einem Glasbläser hier in der Nähe erstanden«, sagte Schnee. »Wisst Ihr, wo ich ihn finden kann?«
Erik, Andrews ältester Sohn, schob sich die Ponyfransen aus den Augen. »Das müsste Meister de Glas nebenan gewesen sein. Der ist jetzt seit etwas mehr als zehn Jahren tot.«
»Wie bedauerlich!« Schnee hielt den Armreif ans Licht, rümpfte die Nase und legte ihn wieder hin. »Wie sieht es mit seiner Witwe oder Kindern aus? Gibt es irgendjemand, von dem ich vielleicht noch eines seiner Stücke erwerben könnte? Möglichst etwas Größeres und Teureres als Bethanys Vase.«
»Tut mir leid, Mylady«, sagte Erik. »Seine Familie hat noch eine Zeit lang hier gewohnt, aber seit einiger Zeit ist es so, wie Ihr es jetzt seht: alles zugesperrt und verlassen.«
»Aber, was ist mit –« Danielle biss sich auf die Lippen und besann sich auf ihre Rolle. Wo hielten sich ihre Stiefschwestern auf, wenn nicht hier?
Erik fasste sie genauer ins Auge, aber Schnee beugte sich herab, um nach einer silbernen Rosenbrosche zu greifen, und Erik fand interessantere Dinge zur Betrachtung.
»Ich nehme die hier.« Schnee langte in ihre Tasche, wühlte darin herum und zog eine kleine Goldmünze heraus. »Ich habe Rosen schon immer gemocht.« Sie drehte die Münze in der Hand um. »Und Ihr seid sicher, dass die Familie nicht hier ist?«
Erik leckte sich die Lippen. »Es heißt, Danielle habe den Prinzen geheiratet, aber ich weiß nicht recht, ob ich das glauben soll. Die Leute erzählen gern Geschichten, wisst Ihr«, fügte er mit der ganzen Weisheit eines dreizehnjährigen Jungen hinzu. Er zögerte. »Es ist ein seltsamer Ort, dieses Haus. Mein Onkel Cowen sagt, dass der Geist der Stiefmutter da oben in der Dachkammer gefangen ist, verdammt dazu, ein Jahr für jeden Tag des Elends zu bleiben, den sie Danielle durchmachen ließ. Natürlich glaubt Cowen auch, dass ihm die Elfen die Zähne klauen, falls er mit offenem Mund schläft.«
Er drehte sich um und blickte mit finsterer Miene ins Haus. »Jede Nacht wickelt er sich einen Verband um den Kopf, bevor er zu Bett geht. Der Mann ist nicht ganz richtig im Oberstübchen, das sage ich Euch!«
Schnee steckte ihm die Münze in die Hand. »Ich danke Euch, junger Herr.«
Danielle warf einen Blick über die Schulter, als sie Schnee vom Laden weg folgte. Schon eigenartig, wieder hier zu sein, Erik zu sehen, wie er Silber verkaufte und Schielaugen nach der weiblichen Kundschaft machte, genau wie immer. »Er hat mich nicht wiedererkannt.« Hatte sie sich so sehr verändert?
Talia zeigte mit dem Daumen auf Schnee. »Wenn du willst, dass dich die Leute bemerken, dann darfst du nicht sie mitnehmen.«
Sie blieben vor dem Haus von Margaret Weaver stehen, gegenüber von Danielles altem Haus. Margaret bestätigte, was Erik gesagt hatte. Das Gebäude war verlassen, und das seit mindestens einer Woche, obwohl sie manchmal nachts Geräusche daraus hörte. Sie nahm an, dass es Ratten oder andere Tiere waren. »Das jüngere Mädchen, Stacia, hat eine Zeit lang versucht, sich um das Haus zu kümmern, aber sie wusste nichts von Haushaltsführung. Keine Ahnung, wo sie jetzt hingezogen sind.«
Margaret starrte Danielle an. Obwohl Danielle einen großen Teil der vergangenen Jahre weggesperrt zugebracht hatte, hatte ihre Stiefmutter sie wenigstens einmal am Tag ausgeschickt, um Lebensmittel
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