Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
ins Gedächtnis.
    »Und dieses Kind ist mein Enkel«, fügte die Königin hinzu, und ihre Züge wurden mild. »Der zukünftige Thronerbe.« Sie drückte Danielle noch einmal an sich und lächelte. »Du hättest Theodores Gesicht sehen sollen, als ich ihm sagte, dass es ein Junge ist! Er sprach gerade mit Hauptmann Grant darüber, ein paar Kanonen mehr auf der Nordmauer aufzustellen. Mitten in der Sitzung hat er alle weggeschickt!
    Offenbar ist es nicht königlich, mit Tränen in den Augen vor seinen Männern zu stehen.«
    Ein misstönendes Kratzgeräusch unterbrach sie. Schnee zog einen schweren Schemel durchs Zimmer und stellte ihn vor den Spiegel. »Ich bin so weit.«
    »Komm!«, sagte die Königin und legte sanft eine Hand auf Danielles Schulter. »Lass uns meinen Sohn finden!«
    Das Heft ihres Schwerts stieß Danielle unter die Rippen, als sie versuchte, der Aufforderung der Königin Folge zu leisten. Sie zog den Gürtel herum und setzte sich.
    Schnee beugte sich herab, so nah, dass ihr Atem Danielle am Ohr kitzelte. »Schau in den Spiegel! Denk an deinen Mann! Jede Erinnerung tut es, aber je lebhafter, umso besser.«
    Das Erste, was ihr in den Sinn kam, trieb ihr die Röte ins Gesicht. Sie schob diese Erinnerung beiseite, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Schnee ihre Gedanken sehen konnte. Stattdessen versuchte sie sich an den Tag nach dem Ball zu erinnern, als Armand zu ihrem Haus gekommen war. Sie erinnerte sich an das Gefühl seiner Hand auf ihrer, als er ihr in seine Kutsche half. Ihre Stiefschwestern hatten geschrien, ihre Stiefmutter getobt, aber Danielle hatte es kaum gehört.
    Erst als die Tür geschlossen wurde und die Pferde sich mit trappelnden Hufen in Bewegung setzten, hatte sie zu glauben begonnen, dass dies real war. Die unvergossenen Tränen von Jahren rollten ihre Wangen hinunter. Sie wischte sich das Gesicht ab, drehte sich weg und hoffte, dass Armand es nicht sah.
    Durchs Fenster sah sie, wie Charlotte und Stacia auf der Straße standen und sich Blutlachen um ihre Füße bildeten. Danielle schauderte. Dass ihre Stiefmutter all die Jahre so gemein zu ihr gewesen war, war schlimm genug, aber dass sie ihre eigenen Töchter verstümmelte …
    Armand griff an ihr vorbei, zog die Vorhänge zu und sperrte diesen Teil ihres Lebens aus. Danielle stockte der Atem, als sie das frische Blut an seinen Ärmeln sah. Leuchtend rote Tropfen befleckten auch den weißen Satin seiner Hose.
    »Es tut mir so leid!«, flüsterte Danielle. »Meine Stiefmutter, sie –« Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen das in kaltem Wasser einweichen, bevor die Flecken sich festsetzen. Wir können bei Helenas Apotheke drüben in der Gartenstraße Halt machen. Wasserschlangengift wird das Blut aufspalten und die Flecken lösen, und dann kann ich –«
    Erst da merkte sie, dass der Prinz lachte. Seine Schultern wackelten und er hielt sich die saubere Hand vor den Mund. Verwirrt rückte sie von ihm ab.
    »Bitte sei nicht beleidigt, Liebes«, sagte Armand. Er sah an seinen Kleidern hinunter. »Das ist doch nichts. Ich mochte diesen Aufzug sowieso noch nie. So viel Goldzwirn … Ich komme mir vor wie ein Piratenschatz!« Ein neuerlicher Lachanfall packte ihn.
    Langsam wurde aus Danielles Verwirrung Ärger. »Was ist so komisch?«
    »Ich habe mein ganzes Leben umgeben von politischen Machenschaften zugebracht«, erwiderte Armand, immer noch kichernd. »Meine Eltern waren ihrem einzigen Sohn gegenüber stets loyal und beschützten ihn mit Zähnen und Klauen, aber von den zahllosen Tanten, Onkeln, Vettern, Basen und anderen Verwandten, die über Lorindar verstreut waren, konnte man das nicht behaupten. Verrat und Intrigen waren so sehr Teil meiner täglichen Kost wie Wildbret und Fisch.«
    Ein unprinzliches Schnauben entwich seiner Nase. »Am heutigen Tag bin ich endlich einer Familie begegnet, die meine eigene freundlich aussehen lässt!«
    »Das ist gut!«, sagte Schnee und schreckte Danielle aus ihren Erinnerungen auf und brachte sie zurück in die Gegenwart. Danielle fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen; sie spürte noch Armands Berührung, hörte noch sein Lachen. War es die Macht des Spiegels, die den Erinnerungen solche Lebendigkeit verlieh?
    Danielle spannte die Beinmuskeln an und stemmte sich gegen den Eindruck, in den Spiegel zu stürzen. Ihr Spiegelbild schien zu wachsen, als ob das Glas auf sie zufiele.
    Schnees Stimme war eine zarte Brise auf Danielles Wange. »Spieglein, Spieglein, lüpf die Schatten, zeig mir

Weitere Kostenlose Bücher