Drei Engel für Armand
entlockte dem Troll einen überraschten Aufschrei.
»Im Gegenzug«, fuhr sie fort, »werde ich dich am Leben lassen.«
Ihre Hände zitterten vor Angst und Wut. Der Troll war stark genug, um sie entzweizureißen, aber es war nicht Brahkop, den sie fürchtete. Was ihr Angst machte, war die Erkenntnis, dass sie jedes Wort ihrer Drohung auch so meinte. Noch nie zuvor hatte sie etwas töten wollen, aber sie würde ihm ihr Schwert in die Kehle jagen, wenn es sein musste.
»Wir brauchen ihn nicht«, raunte Schnee ihr zu.
Langsam drehte Danielle ihr das Gesicht zu.
»Ich kann Armand finden.« In ihrer Stimme lag kein Zweifel.
»Da hast du’s«, sagte Brahkop. Er machte einen Schritt zurück und entwand sein Haar behutsam Danielles Griff. »Problem gelöst. Wir können uns alle entspannen und –«
»Ich will, dass du von diesem Ort verschwindest«, sagte Danielle und hielt ihr Schwert auf seine Brust gedrückt.
»Was soll das?«, fragte Brahkop.
»Hast du schon vergessen, wie du versucht hast, die Prinzessin von Lorindar mit deinem Netz umzubringen?« Danielle bewegte sich nach vorn und trieb den Troll einen Schritt zurück. »Morgen früh werde ich ein Bataillon der Wachen des Königs hier herunterschicken mit dem Befehl, jeden Zoll deines kleinen Verstecks auseinanderzunehmen. Diese Brücke wird Stein für Stein abgerissen. Die Tunnel werden zum Einsturz gebracht. Alles, was zurückbleibt, wird verbrannt.«
»Das kannst du nicht –«
»Das schließt dich selbst mit ein«, redete Danielle zu Ende. Inzwischen stand Brahkop mit dem Rücken an der Wand.
»Ich werde bei der Königin protestieren!«
»Bei welcher?«, fragte Schnee mit zuckersüßer Stimme. »Bei der Elfenkönigin, die dich verbannt hat, oder bei Königin Beatrice, deren Sohn du Charlotte und Stacia zu entführen geholfen hast?«
Brahkop blieb ihr die Antwort schuldig.
»Komm mit, Hoheit!«, sagte Talia und legte ihre Hand auf Danielles Arm. »Unser Trollfreund hat viel Arbeit vor sich, wenn er alles in einem Tag zusammenpacken will. Wir sollten ihn nicht mehr länger stören. Es sei denn, du hast vor, ihn zu töten?«
Der ruhige, sachliche Ton ihrer Worte half Danielle, sich von ihrer Wut loszumachen. Sie könnte Brahkop töten, wenn sie sich dazu entschied, und niemand würde sie davon abhalten. Ein simpler Stoß würde ihm die Klinge ins Herz treiben.
Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie weigerte sich, das letzte Geschenk ihrer Mutter mit der Ermordung eines unbewaffneten Trolls zu besudeln, ganz gleich, wie sehr er es verdient haben mochte. Sie wandte sich ab, immer noch erschüttert von der Intensität ihrer Reaktion.
Sie hatte erst einen einzigen Schritt gemacht, als Talia sie am Arm packte und so heftig zog, dass sie das Gleichgewicht verlor. Talia entwand ihrer Hand das Schwert und fuhr herum.
Danielle knallte auf den Boden. Sie wälzte sich herum und sah, wie Talia sich zur Seite duckte, um Brahkops gewaltigen Fäusten auszuweichen. Talia schwang das Schwert. Das Glasschwert zog eine klaffende, dunkle Wunde über den Arm des Trolls, oberhalb des Ellbogens.
Brahkop brüllte und taumelte zurück. Talia setzte ihm nach, verpasste ihm eine Schnittwunde am Handgelenk des anderen Arms und stieß dann mit dem Schwert nach seinem Gesicht. Brahkop fiel auf den Boden und entging nur knapp der Attacke.
»Warte! Ich werde nicht versuchen, euch aufzuhalten, ich verspreche es! Ich verschwinde heute Nacht! Mein Wort als Elf!«
Talia drückte Brahkop ihren Absatz auf die Brust. Die Schwertklinge berührte seinen Hals. Seine Haare waren zur Seite gerutscht und ließen seine blassblaue Kehle sehen. Es sah nicht so aus, als ob Talia Druck auf das Schwert ausübte, aber die Schneide war dennoch so scharf, dass Blut am Glas entlangperlte.
»Du bist die Prinzessin von Lorindar«, sagte Talia. »Es ist dein Recht, zu entscheiden, ob er lebt oder stirbt.«
Danielle rappelte sich auf. Ihr Ellbogen pochte. Von diesem Sturz würde sie eine böse Quetschung davontragen. »Er muss sein Wort halten, richtig?«
»Es liegt ihnen im Blut«„ bestätigte Schnee.
Danielles Körper war taub, als sie sich umdrehte und durch die Tür ging. Schnee folgte ihr. Talia zog die Tür hinter ihnen zu und gab dann Danielle das Schwert zurück.
»Nächstes Mal, wenn du einem wütenden Troll den Rücken zudrehst, Hoheit, tust du es auf eigene Verantwortung!« Talia ging weg, kopfschüttelnd und etwas über naive Kinder brummend, die versuchten, sich umbringen zu
Weitere Kostenlose Bücher