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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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braunen Tabakblättern aus Letzterem und zündete sie dann mit einem Zweig aus dem Feuer an. »Es ist spät. Du solltest schlafen, Prinzessin. Ich weiß nicht, wann du dich wieder ausruhen können wirst, und ich wette, wenn es so weit ist, wirst du keine so hübschen, sauberen Laken haben.«
    »Mein Mann wird vermisst. Meine Mutter ist tot. Wie, bitte, soll ich mich da ausruhen?«
    »Du wärst erstaunt, wenn du wüsstest, unter welchen Umständen Menschen Schlaf finden können«, erwiderte Talia, und in ihren Worten schwang eine gewisse Bitterkeit mit. Sie blies einen Rauchschwall in Richtung Kamin. »Du auch, Schnee.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Danielle.
    Das Licht des Feuers tanzte rot in Talias Augen. »Ich hatte genug Schlaf für vier Leben.«
    Etwas in ihrer Miene erstickte jeden weiteren Protest Danielles; sie schnappte sich ein Nachthemd für sich und eins für Schnee und kleidete sich wortlos um.
    Sie wollte Talia gegenüber ihre Ermüdung nicht eingestehen, aber die Erschöpfung lastete bei jedem Schritt wie Blei auf ihr. Sie hatte gegen einen Dämon gekämpft und anschließend die halbe Stadt zu Fuß durchquert, um es auch noch mit einem Troll aufzunehmen, ganz zu schweigen von den beiden Klettertouren zu den geheimen Räumen unter dem Palast und zurück. Nur ihre Sturheit hatte sie davor bewahrt, auf einer der Bänke dort unten zusammenzubrechen.
    »Mach dir keine Sorgen!«, meinte Schnee, als sie von der anderen Seite ins Bett kletterte und die Stelle einnahm, wo Armand normalerweise schlief. »Ich schnarche nicht.«
    Danielle schluckte den Klumpen in ihrem Hals herunter und quälte sich ein Lächeln ab.
    Schnee hatte recht: Sie schnarchte nicht. Allerdings war sie eine Deckendiebin, und sie strampelte und wälzte sich im Schlaf so sehr hin und her, dass sie Danielle fast aus dem Bett warf.
    Danielle gähnte und blinzelte. Kein Sonnenlicht drang durch die provisorischen Vorhänge vor dem Fenster. Sie warf einen Blick neben sich und schüttelte den Kopf: Schnee trug ihr Halsband sogar zum Schlafen. In den ovalen Spiegeln flackerte orangefarbenes Licht.
    Über dem seidenen Himmel des Betts warf das Kaminfeuer die Silhouette von Talias tanzender Gestalt an die Zimmerdecke. Sie trug eine eng anliegende, knielange Hose und eine schwarze Weste. Ihre Füße waren nackt. Eine lange, schlangenförmig gekrümmte Klinge blitzte in ihrer Hand auf, zu groß für ein Messer, aber nicht ganz lang genug für ein richtiges Schwert.
    Talia fuhr herum und ließ die Klinge in einem engen, flachen Bogen durch die Luft sausen. Gleichzeitig schoss ihr hinteres Bein nach oben und ihre Ferse schnellte in Leistenhöhe vor. Danielle zuckte vor Mitgefühl für Talias imaginären Feind zusammen.
    Schon war Talia vom Kamin weggesprungen, drehte lautlos Saltos über den Boden, kam mit hoch erhobener Waffe wieder hoch und parierte einen Schlag von oben. Sie drehte sich, zog die Klinge über den Bauch ihres Feindes und drehte sich noch einmal um die eigene Achse, um mit bloßer Hand zuzuschlagen.
    Danielle lauschte dem Zischen der Klinge durch die Luft, während Talia ihrem Parcours durchs Schlafzimmer folgte. Jede ihrer Bewegungen war anmutig und effizient in ihrer Tödlichkeit.
    »Was ist dir widerfahren?«, wisperte Danielle.
    Nur das leiseste Zögern zeigte, dass Talia sie gehört hatte. Und dann drehte sie sich schon wieder weg, packte mit der freien Hand den Arm eines Gegners und ließ die Spitze ihrer Waffe über seine Kehle zucken.
    Danielle betrachtete Talia aufmerksam, als sie über den Hof gingen. Sie entdeckte keine Spür von Müdigkeit oder Erschöpfung. Schnee gähnte noch und blinzelte in die aufgehende Sonne, die Muskeln in Danielles Schultern und Beinen protestierten bei jedem Schritt, doch Talia wirkte so frisch, als ob sie den vergangenen Tag mit Sonnenbaden zugebracht hätte.
    Danielle blieb kurz stehen, um ihren Umhang wieder über ihr Schwert zu ziehen, und vergewisserte sich mit raschen Blicken, dass niemand etwas bemerkt hatte. Es wäre nicht gut, wenn die Leute fragten, warum die Prinzessin bewaffnet herumlief. »Botschafter Trittibar lebt hier im Palast?«
    Sie hatte den Elfenbotschafter zweimal während ihrer Zeit hier gesehen. Er war ein großer, übermäßig schlanker Mann mit langem weißen Haar und einem jungenhaften Gesicht. Seine Augen hatten eine purpurrote Tönung und glänzten wie frisch geblasenes Glas.
    »Er hat eine Wohnung bei den Mauserkäfigen.« Schnee deutete auf die hohe Steineinfassung,

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