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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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hochdrückte. Die Steine waren hier mit Efeu überrankt, und der Käfig schützte die Mauer vor der Sonne. Mit einem schnellen Blick vergewisserte Schnee sich, dass sie keine Zeugen hatten, und drückte dann das Gesicht an eine Lücke zwischen den Steinen, wo der Mörtel abgebröckelt war. »Wollt Ihr, dass ich ein paar Kleeblätter für Euch aufhebe?«
    Eine schwache Stimme antwortete, zu leise, als dass Danielle die einzelnen Wörter hätte verstehen können. Schnee kicherte. »Es ist nicht Danielles Fehler. Sie ist halt ehrlicher, als gut für sie ist. Keine Bange, Talia und ich werden es ihr schon beibringen. Im Handumdrehen wird sie lügen wie eine Politikerin!«
    »Mit wem sprichst du da?«, fragte Danielle und versuchte, nicht beleidigt zu sein.
    Talia trat zurück. Augenblicke später kam ein winziger Mann aus einer Ritze in den Steinen.
    Danielle machte große Augen. »Botschafter Trittibar?«
    »Zu Euren Diensten, Prinzessin!« Trittibar, der nicht größer als Danielles Finger war, hielt mit einem Efeublatt die Balance, als er sich flink verbeugte. Er sah genauso aus, wie Danielle ihn in Erinnerung hatte, nur kleiner. Sein Haupthaar war zu einem langen weißen Zopf gebunden, ebenso wie sein Bart. Er trug ein gebauschtes, leuchtend grünes Hemd, dessen Farbe sich entsetzlich mit dem Rostbraun seiner Hose biss. Eine silberne Schärpe und ein ebensolcher Gürtel vervollständigten das desaströse Ensemble.
    »Die Königin teilt mir also mit, dass Ihr Elfstadt betreten müsst?« Er fingerte an einem Beutel an seinem Gürtel herum. »Warum tretet ihr Damen nicht ein?«
    »Sagte der Drache zur Jungfrau«, murmelte Talia.
    Trittibar fuhr fort, als ob er nichts gehört hätte. »Rasch jetzt, bevor der junge Peter wieder zu sich kommt! Wir wollen ihn doch nicht noch einmal verzaubern – zu viele Zaubersprüche an einem Morgen sind nicht gesund für einen Heranwachsenden.«
    »Wie kommen wir hinein?«, fragte Danielle.
    Schnee langte bereits nach unten, um etwas von Trittibar entgegenzunehmen. Sie hielt Danielle die Hand hin: Ein winziges Pünktchen, nicht größer als ein Salzkorn, lag in der Mitte ihrer Handfläche. »Iss das!«
    Talia ergriff Schnees Handgelenk. »Wir wissen nicht einmal, was das ist!«
    »Ihr glaubt doch nicht, dass Ihr so, wie Ihr jetzt ausseht, durch meinen Eingang passt, oder?«, fragte Trittibar. »Und selbst wenn Ihr hineinkämt, denkt nur, was Ihr mit meinen Möbeln anstellen würdet!«
    »Die Königin vertraut ihm«, sagte Danielle. Sie drückte ihre Fingerspitze auf Schnees Handteller; das Körnchen blieb hängen. Sie führte den Finger zum Mund und berührte die Kuppe mit der Zunge. Was immer es war, es löste sich beinahe augenblicklich auf und hinterließ einen schwachen, bitteren Geschmack, der sie ein bisschen an Essiggurken erinnerte.
    Ein schalkhaftes Grinsen machte sich auf Schnees Gesicht breit, als sie Danielles Hand nahm. »Halt dich fest, Prinzessin!«
    Schnees Finger begannen größer zu werden, und ihre Hand hüllte die von Danielle ein. Schon bald wand sich Schnees Zeigefinger um Danielles Handgelenk. Die Mauer wuchs in die Höhe, ebenso Schnee und Talia. Ein stechender Schmerz durchfuhr Danielles Schulter, als ihr Arm hochgezogen wurde, bis sie in Schnees Griff hing. Ihre Füße streiften die Spitzen der Grashalme. Inzwischen hielt Schnee Danielles Hand nur noch mit Daumen und Zeigefinger fest. Mit ihrer freien Hand langte sie hinunter und legte Danielle wie eine Puppe in ihren Handteller.
    »Macht das nicht Spaß?«, begeisterte sich Schnee.
    Danielle klammerte sich an der Seite von Schnees Hand fest. Sie wusste, dass sie sich nicht höher als vorher befand, aber wenn sie jetzt losließe, würde sie viele Male ihre eigene Körpergröße herabstürzen, bevor sie auf der Erde aufschlüge.
    Schnee brachte ihre Hand an die Mauer, wo Trittibar ihr schon die Arme entgegenstreckte. Er nahm Danielles Hände und führte sie herunter wie ein Herr, der seiner Dame beim Aussteigen aus ihrer Equipage behilflich ist. Ihre Schultern streiften den Stein zu beiden Seiten.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Euer Hoheit! Gebt acht auf Spinnen!«
    »Spinnen?« Danielles Hand fuhr zum Schwert, das zusammen mit ihr geschrumpft war. In Anbetracht ihrer gegenwärtigen Größe musste selbst die kleinste Spinne so groß wie ihr Kopf sein. Sie überprüfte das Dunkel über ihr auf Anzeichen von Bewegung.
    Trittibar gluckste. »Die meisten Damen Eures Standes würden bei meinem kleinen

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