Drei Engel für Armand
die die Jagdfalken der königlichen Familie beherbergte.
»Das ist nicht allgemein bekannt«, fügte Talia mit ruhiger Stimme hinzu. »Die Königin sähe es lieber, wenn dies auch so bliebe.«
Danielle nickte, ohne zu verstehen. Die Falkenkäfige waren ein schmaler Bau, der sich wie ein Miniaturhaus auf Stelzen an die Mauer schmiegte. Von der Größe her schätzte sie, dass wenigstens ein Dutzend Vögel bequem darin leben konnten.
Federn und weißer Flaum lagen überall auf dem Gras herum. Sie konnte nur annehmen, dass es einen weiteren Geheimgang gab, wie den in ihren eigenen Gemächern. Wie viele andere Geheimnisse waren wohl noch im ganzen Palast versteckt?
»König Theodore«, sagte sie leise. »Was weiß er über euch beide?« Danielle gestikulierte in Richtung Talia und Schnee. »Wer ihr wirklich seid und was ihr für die Königin tut?«
»Theo hat in ganz Lorindar seine eigenen Spione verstreut«, erwiderte Schnee. »Er erzählt Bea nichts von ihnen. Wieso sollte sie ihm von uns erzählen?«
»König Theodore weiß, dass ich eine der persönlichen Angestellten der Königin bin«, sagte Talia und warf Schnee einen finsteren Blick zu. »Und er weiß, dass Königin Beatrice sich manchmal um Angelegenheiten kümmert, die am besten geheim gehalten werden. Sie haben eine Übereinkunft. Er weiß von wenigstens zwei Gelegenheiten, wo sie ihm das Leben gerettet hat.«
Ein junger Mann im Grün und Silber der Whiteshore-Familie verneigte sich, als sie sich den Falkenkäfigen näherten. Er hielt eine Schnur mit toten Kaninchen in der Hand.
Danielle nötigte sich ein Lächeln ab. Sie hatte gehofft, sie würden unbemerkt bleiben, aber selbst so früh am Morgen waren Leute unterwegs.
»Guten Morgen, Peter.« Peter war im dritten Jahr beim Meisterfalkner in der Lehre. Dicke Lederhandschuhe schützten seine Hände und Unterarme.
Peter richtete sich auf. »Wollt Ihr uns verlassen, Eure Hoheit?«
Danielle warf einen Blick auf das prall gefüllte Reisebündel, das auf Talias Schulter ruhte, und die zusammengerollten Decken, die Schnee auf dieselbe Weise trug. Danielle hatte ihre Hilfe angeboten, aber es wäre zu verdächtig gewesen, wenn die Prinzessin wie eine gewöhnliche Dienerin ihre Siebensachen selbst durch die Gegend geschleppt hätte.
»Ich war auf der Suche nach … Ich dachte mir, ich mache einmal ein Picknick«, antwortete Danielle, »irgendwo am östlichen Strand.« Sie errötete. »Wir wollten nur kurz Halt machen und uns die Vögel anschauen, bevor wir gehen, das ist alles.«
Peter wartete, offensichtlich nicht gewillt, das Wort der Prinzessin infrage zu stellen. »Ich wollte sie gerade füttern«, sagte er langsam. »Wenn Ihr einen für eine Jagd mitnehmen möchtet, kann ich –«
»Nein, das brauchst du nicht«, sagte Danielle. Sie blickte sich hilfesuchend um, aber Talia schien sich das Grinsen kaum verbeißen zu können.
Schnee hatte eine Hand voll Klee gepflückt und fuhr sich mit den Blättern über Lippen und Kinn. »Du bist hierin nicht sehr gut, stimmt’s?«, raunte sie ihr zu.
»Ist alles in Ordnung, Hoheit?« Peter setzte die Kaninchen ab. »Ich habe von dem Angriff gestern gehört. Seid ihr sicher, dass es klug ist, den Palast zu verlassen? Wenn Ihr möchtet, könnte ich eine der Wachen holen, um Euch zu eskortieren.«
Bevor er sich rühren konnte, trat Schnee an ihn heran und schob ihm ihre Kleeblätter ins Gesicht. »Findest du, dass die komisch riechen?«.
Peter schnupperte. Seine Augen flatterten, und seine Beine gaben unter ihm nach. Talia bekam ihn noch am Arm zu packen und drehte ihn herum, sodass er nicht mit dem Kopf gegen den Falkenkäfig schlug, als er hinfiel.
»Du bist Prinzessin von Lorindar«, sagte sie. »Er hätte es nicht gewagt, dich derart auszufragen, wenn du nicht sämtliche Leute wie Freunde behandeln würdest. Du hättest ihm nur befehlen müssen zu gehen, und er hätte es getan.«
»Hast du ihm wehgetan?«, fragte Danielle.
»Schwerlich.« Schnee grinste und hob den Klee auf. »Er wird aber ein rasches Nickerchen machen. Falls er sich überhaupt an uns erinnert, wird er glauben, wir seien Teil seines Traums gewesen.«
Talia schaute sich um, um sicherzugehen, dass niemand sonst etwas bemerkt hatte. »Leute sprechen manchmal über ihre Träume, das ist dir schon klar?«
»Ich kann dir versprechen, dass er über diesen nicht sprechen wird.« Sie nahm Danielles Hand und zog sie um Peter herum zu der Seite, wo der Falkenkäfig sich an der Palastmauer
Weitere Kostenlose Bücher