Drei Engel für Armand
nahm die Hände weg und trat zurück: Es balancierte senkrecht auf dem dahinplätschernden Silberfall. »Ihr kennt dieses Bild, nehme ich an?«
Das Gemälde war dem Gobelin in Danielles Gemächern ähnlich. Eine Armee von Menschenrittern und Zauberern sah sich den stärksten Elfenwesen gegenüber: Riesen, Trollen und sogar ein oder zwei Drachen. Tote beider Seiten lagen überall auf dem zertrampelten Gras herum. Es waren mehr Menschen als Elfenleichen, aber noch immer waren die Menschen ihren Feinden zahlenmäßig überlegen.
»Wenigen unserer Art ist klar, wie nah wir dem Sieg waren«, fuhr Trittibar fort. »Ein Tag mehr, und ganz Lorindar hätte uns gehört.«
»Wie denn?«, wollte Talia wissen. Sie zeigte auf das Gemälde. »Eure Flanken waren umgangen. Prinz Reginalds Silberlanzenreiterei schnitt euch den Weg nach Norden ab. Euer einziger Rückzug hätte euch nach Osten geführt, wo Königin Celeste mit einer kleinen Hexenstreitmacht wartete.«
Trittibar schürzte die Lippen. »Schaut genauer hin!«
Danielle begriff nicht, tat aber wie geheißen. Ihr Kopf berührte beinah die Köpfe von Talia und Schnee, als sie angestrengt auf das Bild starrte, das weit detaillierter als jede menschliche Arbeit war. Detailliert und grausig.
Danielle fehlte die Ausbildung, um wie Talia die verschiedenen Einheiten unterscheiden oder die militärischen Manöver interpretieren zu können. In ihren Augen waren die Elfen sowohl eingekreist als auch in der Minderheit.
»Ich sehe sie!«, flüsterte Schnee. Sie zeigte auf einen Bereich zertrampelter Erde hinter der Reiterei des Prinzen, wo gepanzerte Leichen lagen.
»Sehr gut!«, lobte Trittibar.
Talia schnaubte. »Da ist nichts!«
»Doch!« Schnee berührte einen gefallenen Bogenschützen. »Hinter dieser Leiche versteckt sich ein Elf! Da kauern drei andere, verborgen von dem Pferd. Sie sind überall!«
Danielle kniff die Augen zusammen. »Ich sehe keine –«
»Ihr seht sie nicht, weil sie versteckt waren«, sagte Trittibar. »Dies sind meine Vorfahren. Schon vor langer Zeit erlernte mein Geschlecht die geheime Kunst, wie man seine Größe verändert. Zu dem Zeitpunkt, als die Schlacht bei Elfstadt begann, trugen die meisten eurer Streitkräfte unwissentlich Elfenkrieger in ihren Bündeln, ihren Zelten, manchmal sogar in ihren Rüstungen. Jeder einzelne von diesen Kriegern wäre eher gestorben als zuzulassen, dass ihr diesen Hügel einnehmt.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Danielle. Sie deutete auf das Pferd. »Es ist ein Gemälde. Wie kann man etwas malen, was unsichtbar ist?«
»Sie sieht sie«, sagte Trittibar mit einem Nicken in Schnees Richtung. Ein trauriger Zug überflog sein Gesicht. »Zu unserem Unglück tat das auch Malindar. Er war ein gescheiter Bursche. Jung und tollkühn, aber gescheit. Uns zu entlarven hätte uns gezwungen anzugreifen, bevor wir so weit waren, aber das Ergebnis wäre dasselbe gewesen. Stattdessen gab der raffinierte Hund vor zu fliehen. Er und eine Hand voll eurer Zauberer und Hexen schlichen sich anschließend hintenherum zurück, zum Fluss. Da wir unsere Kräfte massiert hatten, um eurer Armee entgegenzutreten, gelang es Malindar, an uns vorbeizuschlüpfen und in Elfstadt einzudringen. Er machte sich die Magie unseres eigenen Hügels zunutze, um die Insel zu spalten.«
Trittibar schüttelte den Kopf. »Er hätte ganz Lorindar auf den Grund des Ozeans geschickt! Jeder einzelne Mensch hätte den Tod gefunden, zusammen mit den meisten meines Volkes.« Er blätterte um, und Danielle sah einen jungen Mann, der von einer Frau mit honigfarbener Haut, die eine Rüstung aus lebendem Holz trug, ein goldenes Krummschwert entgegennahm. »Wir hatten das Ausmaß eures Wahnsinns unterschätzt, hatten unterschätzt, wie weit ihr Menschen geht, um die Niederlage abzuwenden. Also akzeptierten der König und die Königin eure Bedingungen. Die einzige Bedingung, die sie stellten, war, dass keiner eurer Art jemals wieder innerhalb der Mauern Elfstadts geduldet würde. Wir konnten den Verlust unseres Hügels nicht riskieren, und dies war der einzige Weg, sicherzugehen, dass niemand versuchte zu vollenden, was Malindar vor all diesen Jahrhunderten begonnen hatte.
Die einzige Ausnahme gilt für die von königlicher Abstammung. Eure Herrscher bestanden darauf; sie wollten die uneingeschränkte Regierungsgewalt über die gesamte Insel. Alle anderen bedürfen der Ausnahmebewilligung eines –«
Er unterbrach sich mitten im Satz und fing an zu kichern.
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