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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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nach Italien nachzuholen, hätten wir damit erfüllt. Sollten wir die Kooperative finden, dann hätten wir es wirklich geschafft. Ein kleiner Schritt für normale Touristen, ein großer für drei Frauen in einem klapprigen R4!
    »Geht es dir schon besser?«, kuschelte sich Nele näher an mich ran.
    »Abgesehen von meinem Körper geht es mir verdammt gut«, antwortete ich ihr. »Und weißt du«, öffnete ich ein Auge und strahlte sie an, »es war wie früher, als du mir in die Arme gesprungen bist. Wir sind immer noch dasselbe Team, und ich bin saustolz auf uns, dass wir das noch können, und ich wünsche mir, dass das auf immer so bleibt.«
    »Klar, und sei es später im Rollstuhl und mit Rollator«, nickte meine eine beste Freundin von den zwei besten Freundinnen, die ich hatte.
    »Du musst dich warm halten, weißt du, damit dein Nerv sich gut entspannt.«
    Sie zog den Schlafsack an meinem Rücken etwas höher.

    »Das machen schon die Ameisen für mich«, stöhnte ich, weil gerade mal wieder eine heiße Welle kam. »Übrigens fährt auch Erika nach Forli, da können wir einen schönen Konvoi bilden.«
    »Erika fährt nach Forli?« Neles Stimme ging verblüfft nach oben.
    »Ja. Was für ein Zufall, findest du nicht auch?«
    »Irgendwie schon«, meinte sie. »Andererseits werden Autos ja überall gebraucht. Auch wenn sie alt und fast schrottreif sind, denk nur mal an unseren süßen Drachen.«
    Aber mit unserem Drachen hätte es niemand besser ausgehalten als wir. Wer wollte schon ein Auto fahren, das gleich Feuer spie, wenn es kein Wasser bekam, und das so bescheiden war, dass es nicht mal ein Handschuhfach als Luxus kannte.
    »Hatte Erika auch einen R4 auf ihrem Autoanhänger?«, überlegte ich laut, aber Nele war wieder draußen, um für sich und Renate einen ihrer unvergleichlichen Getreidekaffees zu brühen. Als der Duft des Gerstendampfes zu mir in den Schlafsack wehte, war ich doch froh, für heute kriegsversehrt zu sein, weil mir das wenn schon keinen Orden, dann wenigstens einen echten Kaffee einbringen konnte. Ich würde mir diesen schon erpressen, Schauspielerin, die ich seit diesem Urlaub war. Meine Ohren wanderten vor unser Zelt, ich hörte Renate etwas brummen, und Nele klapperte mit einem Topf. Der Pfeifenraucher war ohne Gruß weitergereist, und auf seinem Platz plagte sich gerade ein junges Paar mit den Heringen und Stangen ab.
    »Nun halt doch mal!«, fuhr er sie an, und ihr beleidigtes »Mach ich doch!« kam mir so bekannt vor, als käme es aus meinem Mund. Ich winkelte die Beine an, um den Rücken etwas zu entlasten, und meine Augen wanderten das Interieur ab, das sich mir in Augenhöhe bot. All die Bücher, die wir zwar nicht ganz durch-, aber angelesen hatten. Meine Walkwoman. Die Halstuchwindeln, die ich nie hatte tragen wollen. Und da, in der Ecke, ich richtete mich auf, hatte uns Maiki zum Andenken ein Häschen hingemalt. Hey, registrierte ich in diesem Augenblick, ich kann mich aufrichten, ich bin schon wieder fast gesund. Freudig, aber auch noch immer zaghaft spielte ich ein wenig mit meinen Zehen und reckte meinen durch Erika lädierten Arm. Keine Lähmung. Die Ameisen hatten mich geheilt und das Olivenöl gesalbt. Es ging doch nichts über die gute alte Hildegard oder wie die ganzen Heilapostel hießen.
    »Schaut mal, ich kann mich wieder bewegen!« Ich krabbelte aus dem Zelt und linste neugierig über den Platz. Auch ohne dass ich darum gebeten hatte, bekam ich sofort eine Tasse Gerstenkaffee gereicht.
    »Ist lecker«, ermunterte mich Renate, »besonders wenn du ihn mit Honig süßt.«
    »Kommt Erika eigentlich noch mal?« Ich stellte die Blechtasse so wackelig hin, dass sie bei der nächsten Bewegung kippen musste. Das war meine Hoffnung. Nele durchschaute das sofort und stellte die Tasse auf ein Brett. »Damit sie nicht umfällt!«, lächelte sie mich an, und ich war mir nicht sicher, ob nicht auch eine Prise Spott mit in ihrer Stimme klang. Was Erika anging, brauchte es keine Antwort von Nele und Renate, weil sie uns, vermutlich vom Gerstenkaffee angezogen, just in diesem Augenblick besuchte. Während Nele und Renate sie stürmisch begrüßten und von meiner Wunderheilung sprachen, kippte ich die Gerste in das Gras und drückte Fips’ Nase weg, damit sein Spürsinn mich nicht verriet. Aber Erika und meine Freundinnen waren mit anderem beschäftigt.
    »Dett Geschäft is richtig!«, lachte Erika breit und rieb sich geschäftig die Hände. In einem Mischmasch verschiedener Dialekte

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