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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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dem Telefon liegen. »Wo seid ihr?«
    »In Bedfordshire.«
    »In Bedfordshire!«, ruft sie laut. »Was um Himmels willen macht ihr in Bedfordshire?«
    »Ah... wir waren bummeln.«
    »Ihr wart bummeln... in Bedfordshire... ohne mich?« Ihre Stimme versagt bei den letzten Worten.
    »Na ja, wir wollten dir eine Überraschung besorgen, um dich aufzumuntern«, improvisiere ich hastig. »Da konnten wir dich schlecht mitnehmen.«
    »O ja, und es wird eine echte Überraschung!«, kichert Louis im Hintergrund, bevor Tanya ihn mit einem »Pst« zum Schweigen bringt.
    »Kannst du kommen? Wir sitzen fest.«
    »Natürlich komme ich. Keine Sorge. Bin schon unterwegs. Sag mir nur noch, wo genau ihr seid.«
    »Du kannst uns nicht verpassen. Wir sind auf der A4012, kurz hinter Woburn, neben einer alten roten Telefonzelle.«
    Einen haben wir, fehlt noch der zweite.
    »Sie ist unterwegs«, teile ich den beiden anderen mit, quetsche mich nach draußen und reiche Louis den Hörer. Er hat sich aus offensichtlichen Gründen erboten, den nächsten Zug in unserem Spiel zu übernehmen: Ich glaube, wenn ich versuchen würde, Stuart anzurufen, würde er wahrscheinlich sofort wieder auflegen.
    Das Telefon scheint eine Ewigkeit zu läuten. Was, wenn er nicht da ist? Oje, das hatte ich gar nicht bedacht.
    Als wir gerade aufgeben wollen, hebt schließlich jemand ab. »Hallo?« Eine männliche Stimme. Auch er hört sich atemlos an, als sei er gerannt.
    »Stuart?«, fragt Louis und nickt uns dann aufgeregt zu. Anscheinend ist er es- »Hier ist Louis. Ja, gut, danke. Und wie geht‘s dir? Ja, ich weiß. Deshalb rufe ich auch an. Sie braucht dich, Stuart. Sie hatte wieder einen Unfall... nein, nein, es geht ihr gut, aber sie ist ganz allein, und wir können sie nicht abholen. Ich wusste nicht, wen ich sonst anrufen sollte.«
    Es entsteht eine lange Pause, dann fängt Louis an zu strahlen und hält den Daumen der freien Hand hoch. »Ooh, du bist ein Schatz. Wo? Genau, du kannst sie gar nicht verpassen, sie ist auf der A4012, kurz hinter Woburn, neben einer alten roten Telefonzelle.«
    Fast genau zwei Stunden später hält Grace‘ Wagen neben der Zelle. Wir beobachten sie von unserem sicheren Versteck aus, das hinter einer Hecke liegt, wo uns der Rand eines Gebüsches mit seinem Gestrüpp eine ungemütliche Tarnung bietet. Louis hört sofort auf, sich über diverse Blasen zu beklagen. Er hat sein Auto auf einer versteckten Lichtung eine Meile weiter unten an der Straße zurücklassen und dann zu uns zurücklaufen müssen. Jetzt lässt er seinen linken Fuß los und plumpst wie ein Fallschirmspringer neben mich, der gerade den Feind entdeckt hat und nun in Deckung geht.
    Einen Augenblick lang sitzt Grace in ihrem Auto da und ist anscheinend völlig perplex darüber, dass wir nicht da sind, wo wir behauptet hatten zu sein. Dann steigt sie aus und sieht sich verwirrt um. Eine Minute später steigt sie wieder ins Auto und wirft einen Blick auf die Karte.
    »Mach schon, Stuart!«, murmle ich mit zusammengepressten Zähnen. Wider alle Hoffnung hoffe ich, dass unsere groben Berechnungen, was Zeit, Entfernung und Verkehrsdichte für beide angeht, richtig waren. »Wie ich unser Glück kenne, steckt er im Stau.«
    »Oder sein Landrover hat eine Panne.«
    Louis sieht auf die Uhr. »Wo zum Teufel bleibt er?«, zischt er- »Sie wird nicht mehr lange hier warten, nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass wir nicht da sind.«
    »Wahrscheinlich denkt sie, sie ist an der falschen Stelle«, tuschle ich besorgt.
    Grace steigt wieder ein, steckt den Schlüssel ins Zündschloss, greift nach dem Autotelefon und tippt eine Nummer ein. Gott sei Dank hat mein Handy Vibrationsalarm und macht keinen Krach. Das wäre ja noch schöner: Grace ruft mich an, und der Strauch auf der gegenüberliegenden Straßenseite fängt an, »Tm in the Mood for Love« zu spielen, das Louis in einem sarkastischen Anfall für mich heruntergeladen hat, um sich über mein nicht vorhandenes Liebesleben lustig zu machen.
    Instinktiv will ich den Anruf auf meine Mailbox umleiten, doch Tanya bedeutet mir, ihn anzunehmen. Ich ignoriere sie, folge meinem Instinkt und schalte das Handy aus.
    »Warum hast du das gemacht?«, flüstert Tanya.
    »Ich wusste nicht, was ich zu ihr sagen soll, ich hätte alles verraten.«
    Grace lässt den Motor an.
    »Schnell, sie will fahren. Ruf sie an. Ruf sie auf dem Handy an.«
    »Und dann?«
    »Keine Ahnung. Sag ihr, dass wir losgezogen sind, um was zu essen zu finden oder so

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