Drei Frauen und ein Braeutigam
sicherzugehen, dass er wirklich ein Arschloch ist. Dann hätten wir uns auch nicht wegen des Versuchs schämen müssen, sie auseinander zu bringen, ohne einen guten Grund zu haben ...«, fügt Louis finster hinzu. »Denn genau das haben wir versucht. Sie auseinander zu bringen, ohne einen guten Grund zu haben.«
»Sondern aus ganz und gar egoistischen Gründen«, ergänze ich.
»Wir könnten behaupten, dass wir ihn prüfen wollten, weil wir sie so sehr lieben. Um sicherzugehen, dass er ihr auch treu ist. Und dass er die Prüfung souverän bestanden hat«, schlägt Tanya vor.
»Meinst du, dass sie uns das abnimmt?«
»Na ja, immer noch besser als die gemeine Wahrheit, dass ihre Freunde so fies waren, ihr Liebesleben zerstören zu wollen«, murmelt Louis, steht auf und durchforstet den Kühlschrank, wie er das in Krisensituationen immer tut. Er lässt die Kühlschranktür offen, um im Notfall sofort Zugang zu haben, lehnt sich an die Arbeitsplatte und beginnt, traurig eine Hand voll Weintrauben in sich reinzustopfen, die er im Gemüsefach gefunden hat.
»Jetzt mach dir nicht zu viele Vorwürfe. Wir dachten schließlich, wir würden das Richtige tun«, beschwichtige ich ihn, »und jetzt ist es an der Zeit, das auch wirklich zu tun.«
»So weit sind wir uns wohl einig«, seufzt Tanya. »Aber was um Himmels willen sollen wir denn machen?«
»Ich weiß auch nicht, doch wie heute jemand zu mir sagte«, antworte ich und sehe im Geiste wieder Dan vor mir, »uns wird schon etwas einfallen.«
Wir einigen uns darauf, den ersten Plan so einfach wie möglich zu halten, und ich werde nach oben geschickt, um zu versuchen, Grace zu überreden, Stuart anzurufen. Das wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
Doch das ist viel schwieriger, als ich dachte. Sie ist immer noch völlig hin und her gerissen; einerseits sehnt sie sich sehnlichst danach, mit ihm zu sprechen, andererseits will sie nie wieder mit ihm sprechen, weil er ihrer Meinung nach solch unverschämte Lügen über die Menschen verbreitet hat, die ihr am meisten bedeuten. Eine solch verbissene Loyalität verdienen wir nicht.
»Ruf ihn an. Ich weiß doch, dass du es willst«, wiederhole ich zum sechsten Mal innerhalb einer Viertelstunde.
»Nein, ich will nicht«, entgegnet sie schmollend und verzieht unglücklich das Gesicht.
»Du kannst Stuart nicht allein die Schuld geben...«, wage ich, zögernd anzumerken.
»Ich soll ihm nicht die Schuld geben können! Du weißt genau, was er über euch gesagt hat. Er hat behauptet, ihr hättet von Anfang an versucht, uns auseinander zu bringen.«
Ich atme tief durch. »Kann schon sein, dass wir ihm diesen Eindruck vermittelt haben«, gestehe ich. »Du weißt doch, wie fürsorglich wir sind.«
»Wirklich?« Eine Sekunde lang sieht Grace hoffnungsvoll aus, dann nimmt ihr Gesicht wieder jenen unglücklichen Ausdruck an, den es schon die ganze Woche hatte. In gespielter Gleichgültigkeit zuckt sie die Achseln. »Selbst wenn, er hat nicht mal versucht, mich anzurufen. Wenn ihm etwas an mir läge, hätte er das längst getan. Und weil er das nicht hat, liegt ihm offensichtlich auch nichts an mir«, schließt sie deprimierend logisch.
»Du bist diejenige, die ihn verlassen hat. Er sitzt wahrscheinlich genau wie du neben dem Telefon und hofft und betet, dass es klingelt und dass du ihn anrufst.«
Grace sieht mich aus tränenschimmernden Augen an.
»Meinst du wirklich?«
Ich nicke nachdrücklich, und sie wägt diese Erkenntnis einen Moment lang ab. Dann schüttelt sie erneut den Kopf. »Ich rufe ihn nicht an!«, beharrt sie stur. »Schließlich hat er mich immer noch angelogen, was dich betrifft. Das ist unverzeihlich, Ollie.«
Ich weiß, ich sollte ihr die Wahrheit sagen und Stuarts Ehre wieder herstellen, aber ich kann mich einfach nicht dazu durchringen. Ich bin ein schrecklicher Mensch. Vielleicht könnte ich mich ja auf Dans Variante - besoffen und verzweifelt - rausreden, aber selbst das bringe ich nicht über mich. Ich bin ein Feigling. Ich gebe auf.
Ich überlasse Grace ihrem Wein und kehre nach unten zurück, wo die beiden anderen auf mich warten. Tanya sitzt noch immer am Küchentisch und umklammert eine Tasse heißen schwarzen Kaffee. Sie muss mit den Nerven ziemlich am Ende sein, denn sie raucht auch eine ihrer seltenen Zigaretten. Louis hat wie üblich den Kopf in den Kühlschrank gesteckt, um sich mit Essen zu trösten.
»Frohe Nachrichten?« Tanya sieht hastig auf, als ich die Küche
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