Drei Frauen und ein Braeutigam
Ewigkeit den Atem an, und ich habe bereits das Gefühl, ohnmächtig zu werden, als ich Grace endlich »Ja, bitte« flüstern höre, bevor sie Stuart zu sich hoch zieht und in die Arme schließt. Sie drückt ihn so fest an sich, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
»Ja!«, platzen Louis und ich heraus, springen auf und gratulieren uns aufgeregt, bevor wir uns eilig wieder hinter den Sträuchern verstecken und uns gegenseitig »Pst« zutuscheln, weil Stuart und Grace sich bei dem plötzlichen Geräusch erstaunt umdrehen.
Als ich mich wieder ins Unterholz schiebe, drehe ich mich grinsend zu Tanya um. Erstaunt stelle ich fest, dass sie sich mit einem Taschentuch über die Augen tupft. »Weinst du etwa?«, flüstere ich ungläubig.
Tanya reißt das Taschentuch von den Augen und stopft es hastig zurück in die Jackentasche. »Natürlich nicht!«, faucht sie. »Pollen.« Sie hüstelt wenig überzeugend, wird knallrot und wendet sich ab. »Das vertragen meine Linsen einfach nicht...«
Als Stuart und Grace schließlich das beenden, was wohl die längste Umarmung aller Zeiten war, ihre Autos besteigen und zu unserer Erleichterung Richtung London davonbrausen, während sie bereits über ihre Freisprechanlagen miteinander plaudern, tauchen wir aus dem Unterholz auf, picken uns Abfall aus dem Haar und klopfen Zweige, Blätter und Erdklumpen von unserer Kleidung.
Louis, dem es anscheinend Spaß gemacht hat, sich im Gestrüpp zu wälzen, sieht aus wie ein Dreckspatz; sein schwarzes Haar, das normalerweise stachelig mit blauen Spitzen ist, ist immer noch stachelig, aber nun überpudert mit einer feinen Schicht aus dunkelgrünem Borkenstaub, der nicht so recht zu der Farbe seiner Augen passen will.
»Tja, wir haben’s geschafft«, äußert Tanya etwas mürrisch und beobachtet, wie Grace und Stuart hinter einer Biegung verschwinden.
»Wir haben das Richtige getan«, sage ich und umarme sie.
»Ich weiß.« Sie seufzt, doch dieses Mal lässt sie es zu, dass das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, sich über ihr ganzes Gesicht ausbreitet.
»Zeit für einen Gruppenkuss!«, kreischt Louis aufgeregt, gesellt sich zu uns und schmiert uns beide mit Dreck ein. Wir befreien uns aus dieser schlammigen Umarmung und machen uns über die Straße auf den Weg zu der Lichtung, auf der Louis seinen dreckverkrusteten Mini zurückgelassen hat. Wir sind verfroren, müde und dreckig, doch auch freudig erregt. Bei mir wird die Freude nur durch das dringende Verlagen zu pinkeln gemindert, dem ich nur aus Abscheu vor der Rückkehr ins Unterholz nicht nachgebe.
Müde, wie wir sind, brauchen wir über eine halbe Stunde, um uns zu Louis‘ Mini zurückzuschleppen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir mehr als dankbar, in ein Auto klettern zu dürfen, das auf der Hinfahrt noch der Inbegriff des Unbequemen war, uns jetzt aber so anheimelnd vorkommt wie eine große, knautschige Daunendecke in einer kalten Nacht.
»Ich bin dafür, das nächstbeste Pub anzusteuern«, schlägt Louis vor und steckt den Schlüssel ins Zündschloss.
»Akzeptiert«, lässt sich Tanya entschieden vom Rücksitz vernehmen. »Ich brauche jetzt wirklich was zu trinken.«
»Ich hoffe nur, dass das nächste Pub nicht mehr als fünf Minuten entfernt ist.« Ich verdrehe mich, um unter großen Mühen meine Beine in der Enge des Beifahrersitzes übereinander zu schlagen. »Ich muss wirklich dringend pinkeln.«
»Zivilisation, wir kommen«, sagt Louis grinsend und dreht den Schlüssel. »Ich bin sicher, dass wir ein paar Meilen weiter südlich an einem Pub vorbeigekommen sind. Ich finde, wir sollten uns zur Feier des Tages eine Flasche Schampus gönnen. Und ich hoffe, dass es noch was zu Essen gibt, ich komme um vor...« Louis‘ Stimme versagt, als er merkt, dass der Motor nicht anspringt, obwohl er den Schlüssel umdreht. Er hustet nur wie jemand, der sein Essen in die falsche Kehle gekriegt hat. Ängstlich starrt Louis mich an, dreht den Schlüssel erneut um, und der Motor springt an. Er dreht sich zu Tanya um, lächelt erleichtert, legt den Gang ein und fährt los. Wir haben noch keine zehn Meter zurückgelegt, da stottert der Motor erneut, hustet wie ein Grippekranker und stirbt eines grausamen und grässlichen Todes. Dazu ertönt ein reichlich drastisches Knirschen irgendwo aus den Tiefen unter der Motorhaube.
»Mist.«
»Was ist los?« Tanya, die sich gerade in den Sitz hat sinken lassen und die Augen geschlossen hält, schießt besorgt und kerzengerade in die Höhe.
»Tja«,
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