Drei Frauen und ein Braeutigam
Wahrscheinlich habe ich jetzt mehr Falten als ein Klingone.
Warum nur habe ich das getan?
Zugegeben, ich war verärgert, aber ich gehöre normalerweise nicht zu den Cholerikern. Insbesondere, wenn das Cholerische mit den Worten »dumme, überflüssige Handlung« einhergeht. Ich brauche in der Tat ein offenes Ohr, aber auch ein vernünftiges. Jemand, der nicht nur aus Liebe zu mir mein Handeln gutheißt und immer auf meiner Seite steht, selbst wenn ich dem Vatikan den Krieg erkläre. Jemand, der nicht davor zurückschreckt, es mir zu sagen, wenn ich mich falsch verhalten habe, und der bereit ist, mir dabei zu helfen, eine vernünftige Lösung für meine Probleme zu finden.
Ich rufe Grace an, muss mir aber sagen lassen, dass sie heute nicht in der Arbeit ist.
Ich versuche es bei ihr zu Hause, wo nur der Anrufbeantworter drangeht.
Ich versuche es auf ihrem Handy. Es ist ausgeschaltet.
Man braucht kein Genie zu sein, um zu ahnen, wo und bei wem sie gerade ist. Grace ist noch tiefer in die Welt eines Stuart mit u abgetaucht. Jeder Satz, den sie dieser Tage von sich gibt, fängt mit den Worten »Stuart sagt« an. Das heißt, wenn wir sie überhaupt mal erwischen. Ich behaupte ja gar nicht, dass sie kein Recht auf ein eigenes Leben hat. Natürlich hat sie das. Vielleicht waren wir ein bisschen zu unzertrennlich, als wir noch beide Single waren, doch seit sie Stuart kennt, scheinen wir mit beängstigender Geschwindigkeit das andere Extrem erreicht zu haben.
Sie fehlt mir. Ich bin daran gewöhnt, dass Grace immer für mich da war, sobald ich sie brauchte. Das gilt natürlich für beide Seiten. Würde es zumindest, wenn sie mal da wäre.
Also rufe ich Tanya an. Sie ist zwar in der Arbeit, nimmt sich aber trotzdem eine halbe Stunde Zeit für mich. Ich beklage mich über den »Satan« Slater und über abhanden gekommene beste Freundinnen, ohne auch nur einmal Luft zu holen.
»Wir müssen einen draufmachen«, verkündet sie, als ich mich schließlich ausgekotzt habe. »Und wir müssen Grace überzeugen mitzukommen. Das wird euch beiden gut tun. Denk nicht mehr an deine Geschäftssorgen. Wir haben viel nachzuholen.«
Zu meiner Überraschung gelingt es uns tatsächlich, Grace für einen Abend von Stuart wegzulocken, indem wir einen gemütlichen Weiberabend im Tate‘s einberufen, nur für uns drei. Fast wie bei den Freimaurern. Mit Anwesenheitspflicht. Von Vorteil ist, dass an diesem Abend rein zufällig heiße Himbeeren mit Vanillesoße auf der Tageskarte stehen, Grace‘ Lieblingsnachtisch.
Doch der Abend fängt nicht gerade gut an. Als Grace kommt, klebt sie an ihrem Handy und verbringt die ersten zwanzig Minuten zusammengerollt in einem Sessel neben dem Feuer. Sie hat Stuart an der Strippe, der, wenn man seinen Ohren trauen darf, umgetauft und mit einem grässlich rührseligen Kosenamen belegt wurde, der so ähnlich klingt wie Stuey-Pooey. Tanya, die so nah wie möglich sitzt, um zu lauschen, ohne bemerkt zu werden, tut so, als müsse sie sich in ihr Weinglas übergeben.
Nach weiteren unerträglichen fünf Minuten voller »Küsschen, Küsschen«, »Leg du auf« und »du fehlst mir so« legt Grace endlich auf. »Wisst ihr was, ich glaube, der könnte es sein«, verkündet sie, als sie sich endlich zu uns gesellt. Sie seufzt glücklich und blickt versonnen in die Tiefen ihres Glases Chardonnay.
Es gelingt mir gerade noch, die Hand auf Tanyas Mund zu legen, bevor sie schreit. »Aber du kennst ihn doch kaum zwei Monate«, murmle ich und lasse schnell Tanya los, als Grace‘ Blick aus dem Weinglas auftaucht und auf uns fällt.
»Wie viel Zeit braucht die Liebe?«, antwortet sie philosophisch.
»Du bist in ihn verliebt!«, entfährt es Tanya, die mich wütend anblickt, als meine Hand wieder in Richtung ihres Mundes zuckt.
»Tja, um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube schon.«
»Aufs Klo!« Tanya schnappt meine Hand und zerrt mich hoch. »Sofort!«
»Was ist los?« Grace hört auf, in ihr Glas zu grinsen, und starrt Tanya überrascht an. »Wo wollt ihr hin?«
»Äh... ich muss mal eben Ollie ausleihen, ich meine, äh... ich muss, äh, ich muss was ausleihen... auf dem Klo, muss ich mir, du weißt schon, was für die Frau... Tampons«, stottert Tanya ein bisschen zu laut, als ihrem Hirn endlich eine überzeugende Ausrede einfällt, um mich zu einem Kriegsrat unter vier Augen zu entführen. »Wir sind gleich wieder da!« ‚
Grace sieht uns verwirrt hinterher, als Tanya mich quer durchs
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