Drei Frauen und ein Braeutigam
Immobilienmaklerin.«
»Gebäudemanagerin...«, verbessert sie mich.
»Und er ist ein Immobilienhai. Hast du ihn vielleicht schon mal getroffen?«
»Glaube ich nicht«, antwortet Tanya grübelnd. »Habe schon von ihm gehört, aber ihn nie persönlich kennen gelernt. Wie er wohl ist?«
»Ich weiß, wie er ist«, knurre ich.
»Du hast ihn getroffen?«
»Ich brauche ihn nicht zu treffen, um zu wissen, wie er ist. Er ist ein Schwein! Was soll ich nur machen, Tan?« Ich kann hören, wie Tanya mit dem Stift auf ihren Schreibtisch klopft, während sie nachdenkt.
»Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass du im Moment viel tun kannst, außer still zu halten und auf seinen nächsten Zug zu warten.«
»Glaubst du, er will das Tate‘s in eine schicke Wohnanlage verwandeln?«
»Ich habe wirklich keinen Schimmer, meine Liebe, aber du bist in einem Viertel, das als trendy gilt. Dieser Teil von Battersea heißt nicht umsonst Little Chelsea. Dessen ungeachtet kannst du zur Zeit nur abwarten und Tee trinken. Ich vermute mal, dass du sowieso ziemlich bald wieder von ihm hören wirst.«
Ich beginne, die Ankunft der Post zu fürchten. Eigentlich habe ich mich immer auf diesen Teil des Tages gefreut; obwohl ich normalerweise nur Rechnungen und geradezu unheimliche Kontoauszüge kriege, besteht immer die Möglichkeit, dass man etwas Nettes oder sogar Aufregendes bekommt, einen Brief von einem Freund oder eine Partyeinladung zum Beispiel, oder, was mir im Moment noch lieber wäre, einen netten, fetten Scheck.
Als der nächste weiße Umschlag mit dem nun vertrauten Absender »Slater Enterprises« in fetten roten Buchstaben kommt, bin ich versucht, ihn einfach auf dem Tisch liegen zu lassen und ihn den ganzen Tag jedes Mal misstrauisch zu beäugen, wenn ich vorbeigehe. Louis ist jedoch nicht so geduldig, und nachdem er mich lange genug bearbeitet hat, sieht er zu, wie ich ihn schließlich aufreiße. Er lugt mir über die Schulter, in dem Versuch, ihn so schnell wie möglich zu überfliegen. Ich erbarme mich seiner und lese laut vor.
»Sehr geehrter Herr . Sehr geehrter Herr! Die kriegen noch nicht mal mein Geschlecht richtig hin, ganz zu schweigen von meinem Namen!«, rufe ich empört.
»Bezug nehmend auf Ihren kürzlich erfolgten Anruf bitten wir Sie, dieses Schreiben als Bestätigung unseres Angebots zur Übernahme...«
Weiter komme ich nicht. »Welchen Teil davon, sich ihre Angebote sonst wohin zu stecken, haben die denn nicht kapiert!«, schreie ich wütend und knalle den Brief auf den Tisch. »Ich geh hier nicht raus!«
Die gießen wirklich Öl ins Feuer!
Ich greife sofort wieder zum Telefon und habe auch umgehend wieder die Kampfemanze an der Strippe, mit der ich mich schon beim letzten Mal rumgestritten habe. »Ich fürchte, Mr. Slater ist im Moment nicht in seinem Büro«, erklärt sie mir gebieterisch.
Nicht in seinem Büro, dass ich nicht lache. Er will nur nicht mit mir reden. Ohne die üblichen Floskeln - also vielen Dank für nichts und auf Wiederhören, alte Schnalle - knalle ich den Hörer auf die Gabel, schnappe mir meine Jacke vom Haken an der Tür und meine Autoschlüssel vom Fensterbrett über dem Spülbecken.
»Was hast du vor, Ol?« Louis blickt mich besorgt an.
»Ich fahre hin.«
»Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
»Nein, aber ich fahre trotzdem.«
»Und was genau hast du vor, wenn du dort bist?«, fragt Louis sachlich.
»Jemanden umbringen...«, erwidere ich wild.
Slater Enterprises befindet sich in einem Penthouse; die Firma nimmt die ganze Breite der zwei letzten Stockwerke in einem imposanten Gebäude aus Glas und Stahl in der Euston Road ein. Im Schutz einer Traube von Angestellten, die aus der Mittagspause zurückkommen, schlüpfe ich am Empfang vorbei und in den Aufzug. Ich fahre an dem Firmenempfang im vorletzten Stock vorbei, hinauf in den letzten, denn ich vermute, dass ein Typ wie Daniel Slater dort sein Domizil aufgeschlagen hat.
Richtig. Die Türen des Aufzugs geben den Blick frei auf eine überaus plüschige Lobby mit dem weichsten aller blassblauen Teppichböden, der lächerlich teuer gewesen sein muss und wahrscheinlich höllisch schwer sauber zu halten ist, und mit schwerer, zweifelsohne genauso lächerlich teurer Einrichtung in Eiche rustikal. Aber jemand, der umgeht und unschuldige, kleine Unternehmen frisst wie ein Ein-Mann-Heuschreckenschwarm, kann sich so etwas bestimmt leisten.
Eine tadellos gekleidete Frau in den Vierzigern wacht an einem Schreibtisch, der
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