Drei Frauen und ein Braeutigam
Restaurant in die Küche statt ins Klo schleift.
»Es ist schlimmer, als ich dachte«, japst sie, als die Tür hinter uns zufällt und Mel, die eine kurze Kaffeepause einlegt, uns erstaunt anblinzelt.
»Wovon redest du?«
»Ich habe das schon mal erlebt, nicht mit Grace, aber ich habe das schon erlebt.«
»Wovon redest du?«, wiederhole ich verzweifelt.
»Sie ist verliebt.«
»Sie ist nicht verliebt. Das glaubt sie nur. Sie hatte eine Gehirnwäsche.«
»Eher eine Gehirnamputation. Was findet sie nur an ihm? Als Nächstes heiraten sie womöglich und bekommen...«, Tanya schluckt, bevor sie das Wort aussprechen kann, »... Kinder! Kannst du dir eine Herde kleiner Stuart-Klone vorstellen, die in Minicordhosen und Minipolohemden rumlaufen! Brrg!«
»Jetzt übertreibst du aber, meine Liebe. Sie kennt ihn doch erst seit einigen Wochen, da wird wohl kaum schon von Heiraten die Rede sein.«
»Natürlich wird er ihr einen Antrag machen«, beharrt Tanya, »bevor sie wieder zu sich kommt und ihn in die Wüste schickt! Der kann sein Glück wahrscheinlich gar nicht fassen. Hält mal eben an, um einen Wagen aus dem Graben zu ziehen und hat anschließend eine Frau an der Angel, die sonst unerreichbar für ihn wäre. Außerdem ist er konservativer als irgendjemand, den ich kenne, und bei so einem wird geheiratet...«
»Meinst du?«
Tanya nickt nachdrücklich. »Darauf verwette ich den Betrag, den ich monatlich für Klamotten ausgebe«, fügt sie ernst hinzu.
Als wir zum Tisch zurückkommen, ist Grace Gott sei Dank zu scharf darauf, wieder auf ihren Stuart mit u zu sprechen zu kommen, um uns über unser plötzliches Verschwinden in der Küche zu löchern. »Er kommt am Samstag zu einem Tete-a-tete zu mir«, erklärt sie uns als Erstes, »nur er, ich, gutes Essen und leise Musik.«
»Das willst du doch nicht wirklich machen!«, rufe ich, da mir Tanyas düstere Vorwarnungen bezüglich drohender Heiratsanträge sofort wieder einfallen.
»Aber warum denn nicht?«
»Weil... äh... weil...«, stammle ich blödsinnig.
»Weil«, eilt Tanya mir zu Hilfe, »du den halben Abend in der Küche zubringen würdest, um sicherzugehen, dass nichts anbrennt. Und bevor ihr ins Bett geht, müsstest du den ganzen Abwasch machen; er nimmt sonst vielleicht an, du wärst total schlampig, weil du alles bis zum Morgen stehen lässt.«
»Ich habe einen Geschirrspüler, Tan.«
»Ja, schon, aber du musst ihn einräumen, und er ist vielleicht einer von denen, die es für den Gipfel der Schlampigkeit halten, wenn du deine Kochtöpfe nicht von Hand spülst.«
»Warum kommt ihr nicht einfach hierher?«, schlage ich vor. Eine Idee beginnt in meinem Kopf zu reifen. Tanya, die auf Zack ist, hält mir auf unserer Seite unter dem Tisch anerkennend den hochgestreckten Daumen hin, so dass nur ich es sehe. »So können wir dich im Auge behalten... äh, ich meine, die Dinge. Du weißt schon, sicherstellen, dass alles glatt läuft. Du kannst die Schmuseecke haben.« Ich deute auf den Tisch in der Nische, an den wir immer die Liebespärchen setzen, weil er so diskret ist. Er geht auf den kleinen Hinterhof hinaus, der gerade groß genug ist, um einige Kletterpflanzen und einen Springbrunnen zu beherbergen. Darauf hat Louis beharrt; oben drauf steht ein kleiner Cupido auf Zehenspitzen, dessen Bogen genau auf die am Tisch Sitzenden deutet.
»Genau«, ermutigt Tanya sie, »dann musst du zu Hause nur noch den Champagner kaltstellen und die Bettdecke anwärmen.«
»Das würdest du für mich tun?« Ein seliges Lächeln breitet sich auf Grace‘ Gesicht aus- Sie beugt sich über den Tisch und umarmt mich. »Das ist klasse.«
»Kein Problem, du bist meine beste Freundin. Ich würde alles tun, um dich glücklich zu machen.«
Ich unterdrücke das Schuldbewusstsein, das in mir aufsteigt, mit dem Gedanken, dass wir ja wirklich versuchen, sie glücklich zu machen. Wir versuchen, sie vor sich selbst zu beschützen. Grace würde umgekehrt das Gleiche für uns tun. Einmal hat sie mich sogar davor bewahrt, im Schlussverkauf ein Gucci-Kleid zu erstehen, von dem ich meinte, ich müsste es unbedingt haben. Ich hatte mich Hals über Kopf in dieses Kleid verliebt und war felsenfest davon überzeugt, mich sofort in Liz Hurley zu verwandeln, sobald ich es anzog. Doch Grace wusste, dass es mir nicht wirklich stand, wie sehr auch das Schaufenster unter meinem keuchenden Atem beschlagen mochte, und dass ich es mir nicht wirklich leisten konnte. Zugegeben, als sie mich schreiend und
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