Drei Frauen und ein Braeutigam
von der klebrigen Masse, die Stuart vorfinden wird, sobald er sein Sakko wieder anzieht.
»O nein, das ist wirklich gemein!«, rufe ich, wobei ich mir ein bisschen mies vorkomme, aber nicht mies genug, um hinzugehen und sie wieder herauszuholen.
»Das ist noch nicht alles«, fährt Mel fort, den Blick auf die Tür gerichtet. »Er hat Stuart auf einem der alten Schulstühle Platz nehmen lassen - du weißt schon, die wir eigentlich nur für den Tisch ganz hinten nehmen können, weil sie für die anderen zu niedrig sind -, und jetzt sieht er aus wie ein Kind bei Tisch. Die Tischkante befindet sich in etwa auf Brusthöhe! Und du weißt doch, dass diese Stühle leichte Ausbuchtungen für den Po haben. Tja, da hat er ein bisschen Bleiche hineingegossen, auf beiden Seiten, sodass er beim Aufstehen ein paar richtig schöne Flecken auf dem Hosenboden haben wird...«
»O nein!« Ich stöhne. »Das ist schrecklich...«
»Wage es bloß nicht!«, warnt Tanya mich.
»Was denn?«, halte ich ihr unschuldig entgegen.
»Ich kenne dich, du bist immer viel zu gutmütig. Wage es nicht, rauszugehen und ihn zu retten. Das ist eine einmalige Gelegenheit für Grace zu erkennen, was für ein Schwachkopf dieser Stuart ist. Und wenn wir ihr bei dieser Erkenntnis auf die Sprünge helfen müssen, dann sei’s drum. Ich lasse nicht zu, dass du Mitleid mit dem Kerl hast und unsere Pläne durchkreuzt.«
Louis kommt mit dem Bestellblock wedelnd herein. »Bestellung für die Schmuseecke! Stuey-Pooey will als Vorspeise die Suppe«, verkündet Louis mit dämonischem Grinsen und reibt sich voller Schadenfreude die Hände. »Eine bessere Wahl hätte er gar nicht treffen können. Ooh, was für Möglichkeiten sich uns da eröffnen!«
Während ich für Grace die heiße Makrele in frischem Ingwer zubereite, füllt Louis für Stuart eine Schale mit dampfender, hausgemachter Suppe, die über dem Wasserbad köchelt, und macht sich an die Arbeit. Eine alles andere als prisenhafte Prise Pfeffer und ein gar nicht so kleiner Spritzer Tabasco werden dem hinzugefügt, was eigentlich eine frische Tomatensuppe mit Basilikum sein sollte. Anschließend fügt er einen Zweig frischer Petersilie und einen Löffel Crème fraîche hinzu, damit das Ganze verführerisch und harmlos aussieht. Plötzlich fällt ihm noch etwas ein: Er kehrt zum Küchenschrank zurück, greift nach dem Glas mit dem Knoblauchpfeifer und mischt einen ganzen Teelöffel davon hinein.
Zwei Minuten, nachdem er sie bedient hat, platzt Louis wieder in die Küche. »Er hat sich gerade den Magen aus dem Leib gehustet, alles quer über den Tisch«, kreischt er entzückt. »Es war widerlich! Er hat einen großen Löffel voll gegessen, während er noch am Reden war, und dann Grace mit Suppenbröckchen bedeckt!«
Louis tanzt um den Küchentisch wie ein Indianer bei einem Kriegstanz. »Und das war erst ein Vorgeschmack auf den Hauptgang!« Er lacht durchtrieben.
Im Laufe der nächsten Stunde unterwirft Louis Stuart jeder denkbaren Gemeinheit, die ein Kellner einem Gast nur zufügen kann, abgesehen davon, ihm ins Essen zu spucken. Als sie beim Nachtisch angelangt sind, hat Stuart mehr Essen auf der Kleidung als im Magen.
»Ein Tuch bitte!«, jubelt Louis und platzt rückwärts durch die Schwingtüren, um dann in Windeseile zum Spülbecken zu stürzen.
»Was hast du jetzt wieder angestellt?«
Louis taucht aus dem Schränkchen unter dem Spülbecken auf, wo ich die Putzmittel aufbewahre, und grinst von einem Ohr zum anderen. »Sagen wir einfach, wenn er seinen Wein noch trinken will, dann muss er ihn wohl von seinem Hosenlatz saugen!«
»Louis!«, rufe ich. In meiner Stimme schwingen Bewunderung und Entrüstung mit. »Also wirklich!«
»Na ja, er griff in die Tasche, und ich dachte, er holt vielleicht ein Schächtelchen von Tiffany oder so was hervor.«
»Er hat nur sein Taschentuch rausgezogen, um die Soße wegzuwischen, die du ihm während des Hauptgangs über die Krawatte gegossen hast«, verkündet Melanie, die mit einem Stapel dreckigem Geschirr durch die Schwingtüren kommt.
»Tja, das ging wohl schief«, versucht Louis sich zu rechtfertigen, »jetzt schmusen sie auch noch!«
»Ich hab doch gesagt, dass du sie nicht in die Schmuseecke setzten sollst«, jault Tanya vorwurfsvoll, bevor sie zur Tür eilt, um ins Restaurant zu lugen. »Ooh, brrg!«, kreischt sie entsetzt, »jetzt tun sie es schon wieder, und auch noch mit den Zungen! So muss es sein, wenn man eine Schnecke kaut, die der Koch nicht
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