Drei Frauen und ein Braeutigam
neben sie setzt und sich viel näher an sie drängt, als er eigentlich müsste. Sie plaudern über eine Stunde miteinander und arbeiten sich bis zum Boden von Declans Champagnerflasche vor. Ich kann nicht verstehen, was sie reden, aber sie scheinen sich bestens zu amüsieren.
Tanya hält begeistert ihre Daumen hoch, als sie viel später zusammen aufstehen. Wir verfolgen, wie Declan Grace auf die Tanzfläche führt und sie zu einem zärtlichen Kuss an seine männlich breite Brust zieht. Dummerweise verlieren wir sie in der Menge tanzender Pärchen, die eine schnelle Fummelei zu einem langsamen Fox hinlegen, nur zu bald aus den Augen. So kommt es, dass wir uns selber mehr oder weniger aufs Rumschmusen verlegen, damit wir näher herankommen und die Fortschritte verfolgen können. Da zwei verschlungene Mädchen viel zu viel männliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, schnappen wir uns Louis und tanzen beide mehr oder weniger mit ihm und mit uns. Schwerfällig manövrieren wir in seltsamer schmusender Dreieinigkeit über die Tanzfläche, bis sie wieder in Sicht sind.
»Küssen sie sich?«, fragt Louis, der ihnen den Rücken zudreht.
Tanya verrenkt sich den Hals, um über die Schulter zu schauen. »Nein, ich glaube, ihr Kopf ist nur im Vollrausch an seine Brust gesunken.«
Eine Herde besoffener Kerle stürmt über die Tanzfläche, die Arme um die Schultern gelegt wie ein Rugby-Team beim Schlachtruf. Als die Sicht wieder frei ist, sind Grace und Declan verschwunden.
Wir teilen uns schnell auf und schwärmen in verschiedene Richtungen aus, um zu sehen, ob wir sie irgendwo entdecken können. Tanya und ich treffen uns zehn Minuten später an unserem Tisch wieder. Keiner von uns ist es gelungen, sie zu finden. Louis aber, der wenige Minuten nach uns außer Atem zurückkommt, hatte mehr Glück.
»Hast du sie gefunden?«, erkundigt sich Tanya.
Louis, der immer noch nach Luft ringt, nickt aufgeregt. »Sie ist mit dem deliziösen Declan nach draußen gegangen«, keucht er und grinst glücklich.
»Ja!« Tanya und ich ballen triumphierend die Faust. »Wir haben’s geschafft, endlich!« Sie schnappt mich und wir hoppeln über die Tanzfläche wie zwei grinsende Deppen, dann schnappen wir uns Louis und gehen zum Tisch zurück, um zur Feier noch ein Gläschen zu trinken.
Zwanzig Minuten später, als wir gerade eine weitere Flasche Moet in Angriff genommen haben, torkelt Grace wieder herein, allein, aber mit Declans Jackett über den Schultern.
»Was für ein netter Mann«, nuschelt sie glücklich, lässt sich auf den Stuhl neben mir plumpsen und stibitzt mein Glas.
»Wirklich?«, fragen wir wie aus einem Mund.
»Ja, sooo liebenswürdig.« Sie unterbricht sich, weil sie Schluckaufhat. »Er hat mir seine Jacke geliehen, weil es draußen kalt ist.«
»Und was genau habt ihr draußen gemacht...«, hakt Tanya nach.
»Na ja, er war so nett...«
»Ja«, helfen wir ihr weiter.
»Mir sein Handy zu leihen, damit ich Stuart anrufen kann. Es war ein wuuunderschöner Abend, wirklich, aber ich vermisse ihn ja SOOO.«
»Aaaah!« Tanya kreischt laut, ihr Kopf fällt nach vorn, und sie stößt die Stirn verzweifelt gegen die Tischplatte.
»Alles in Ordnung?«, lallt Grace, beugt sich vor und tätschelt wirkungslos Tans Schulter.
»Ja, ihr geht‘s gut.« Ich seufze tief. »Sie hatte nur einen etwas stressigen Abend.«
»Was für eine Verschwendung...«, murmelt Tanya vor sich hin. »Was für eine elende Verschwendung.« Langsam hebt sie den Kopf und sieht zu mir hoch. Aus den funkelnden grünen Augen spricht plötzlich Entschlossenheit. Sie greift nach ihrem Glas, kippt den Rest Champagner hinunter, steht dann auf und schnappt sich das Jackett, das Grace abgelegt hat.
»Wo willst du hin?«
Tanya hält die Jacke vors Gesicht und atmet den Duft nach Mann und CK One ein. Dann lächelt sie mir lüstern zu. »Der Besitzer dieser Jacke ist zum Anbeißen, und wenn Grace ihn nicht will...«
Ich bin fix und fertig. Nach dem reichlich weinseligen Freitagabend haben Louis und ich gestern noch eine Privatparty drangehängt, bis zwei Uhr früh durchgemacht und die nächsten anderthalb Stunden mit Aufräumen zugebracht. Dann musste ich bereits um sieben Uhr morgens wieder aufstehen, um die ausgebuchte Mittagsschicht des Sonntags vorzubereiten. Louis hat seinen freien Tag; so viel Glück habe ich nicht. Wenn ich nicht aufpasse, schlafe ich mit dem Kopf in der Bratpfanne ein. Ich habe mir bereits zweimal die Augenbrauen angesengt, weil ich zwar
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