Drei Frauen und ein Braeutigam
zu tragen. Im Moment ersetze ich sie allerdings oft durch immer fleckigere Küchenschürzen, da Claude in letzter Zeit allzu häufig durch Abwesenheit glänzt. Ich hatte ganz vergessen, wie ich mit ein bisschen Kriegsbemalung aussehe, doch das Ergebnis gefällt mir durchaus. Vielleicht könnte auch ich heute Abend ein bisschen Spaß haben und mich von dem drohenden Verhängnis ablenken, das Grace‘ Hochzeit und das Begräbnis des Tate‘s für mich bedeuten. Ich spüre einen lange verschwundenen Optimismus in mir und drehe mich zu den beiden anderen um, die sich um eines meiner Lieblingskleider von Karen Millen balgen.
»Alberne Gänse, beeilt euch und werft euch in Schale, damit wir die Stadt unsicher machen können. Ich habe so ein Gefühl, dass wir einen ausgelassenen Abend vor uns haben! Oh, und lass Tanya das Kleid anziehen, Louis«, füge ich hinzu, als Grace aus dem Bad kommt. »Ich fürchte, es steht ihr viel besser.«
»O Mann, was fühle ich mich alt«, seufze ich, als ich eine weitere Truppe kichernder, Bacardi nippender Neunzehnjähriger vorbeistolzieren sehe, die unverschämt jung, geschmeidig und einfach fantastisch aussehen.
»Du fühlst dich alt! Du bist fünf Jahre jünger als ich!«, entfährt es Tanya. »Wenn du alt bist, bin ich ein Tattergreis. Diese letzte Aussage musst du nicht kommentieren!«, warnt sie mich, als ein Lächeln meine Lippen umspielt. »Dabei hat eine reife Frau viel mehr zu bieten als so ein junger Hüpfer.«
»Ich glaube, dieses Wort mag ich nicht... reif.«
»Zum Beispiel intelligente Unterhaltung«, spinnt Tanya unbeeindruckt ihre Bambitheorie weiter. »Oder eine ausgeglichenere Lebenshaltung, finanzielle Unabhängigkeit, ausgefeilte Sexpraktiken.«
»Zellulitis, Falten und eine biologische Uhr, die sich in eine Zeitbombe verwandelt hat«, füge ich aufgekratzt hinzu.
Sie bringt mich mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen. »Eine jüngere Frau dagegen«, fährt sie mit Nachdruck fort, »hat geringfügig schlankere Beine... zumindest manchmal«, der vernichtende Blick folgt einer Siebzehnjährigen mit Babyspeck, deren breiter Hintern in einem nicht ganz so breiten Kleid steckt, »und macht weit mehr Theater. Apropos Theater, wo ist eigentlich Grace?«
Louis seufzt schwer und wirft ihr einen Blick zu. »Dreimal darfst du raten«, entgegnet er.
»Sie ist doch nicht etwa schon gegangen?«, fragt Tanya entsetzt. »Es ist erst halb zwölf!«
»So schlimm ist es auch wieder nicht«, antwortet er. »Aber ihr erinnert euch doch bestimmt an die Telefonzellen im Foyer... Sagen wir einfach, eine von ihnen ist wahrscheinlich gerade ein heißer Draht nach Leicestershire.«
Niedergeschlagen schüttelt Tanya den Kopf. »Ich glaube, ich brauche was zu trinken!«
Sie kehrt mit einer Flasche Champagner und vier Gläsern in der anderen Hand von der Bar zurück.
»Ooh, Champagner!«, ruft Grace, die von ihrem Telefonat mit Stuffy zurück ist und gierig die Flasche ansieht. »Mein Lieblingsgetränk! Was feiern wir denn? Nicht, dass ich einen Anlass bräuchte. Her damit!«
»Ich habe dich seit drei Wochen nicht gesehen. Wenn das kein Grund ist, dass wir mal wieder alle vier zusammen sind«, entgegnet Tanya sarkastisch, verteilt das schäumende Nass auf vier Gläser und reicht Grace das erste.
»Tut mir Leid, Kleines. Aber du weißt ja, wie das ist, ein neuer Mann...«
»Und die alten Freunde sind abgehakt.« Tanya sieht sie vorwurfsvoll an.
»Das wollte ich nicht sagen.« Grace schneidet eine Grimasse und erhebt ihr Glas, um einen Toast auszubringen. »Auf meine Freunde.«
»Freunde«, wiederholen wir feierlich, gerührt von diesem Lob.
»Die einen immer noch lieben, obwohl sie sich arg vernachlässigt fühlen!«, zieht Grace Tanya auf und umarmt sie, als Tan einen Schmollmund macht.
»Ich hätte dich ja zu dem Essen eingeladen«, versichert sie ihr. »Es ist doch nicht meine Schuld, dass du verreist warst und den ganzen Spaß verpasst hast.«
Mitfühlend lächle ich Louis zu, denn ich weiß, dass es ihn immer noch wurmt, nicht einmal auf der Gästeliste gestanden zu haben. »Apropos«, frage ich sie in dem Versuch, das Thema zu wechseln, weil Louis anfängt, ernsthaft zu schmollen. »Hast du Finn meine Nummer gegeben?«
»Na klar. Hat er noch nicht angerufen?«
»Vermutlich hat er es versucht, während ich unten im Restaurant war«, antworte ich ausweichend, da ich nicht glatt verneinen und mir und den anderen eingestehen will, dass er sich wahrscheinlich nicht die
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