Drei Frauen und ein Braeutigam
endlich auf dem Balkon findet. Er ist immer noch selig betrunken und weiß von dem Chaos, das drinnen stattgefunden hat, gar nichts. Er räkelt sich auf einem Liegestuhl, eine Flasche Wodka in der einen Hand, ein Fernglas in der anderen - der Himmel weiß, woher er das hat. Es klebt förmlich an seinen Augäpfeln, damit er die italienische Ware im Angebot prüfen kann, die unten in ihren Sonntagsklamotten über die Straße paradiert. Die Ärsche sind knackiger als die so mancher römischen Skulptur, und die Designerjeans sehen aus, als wären sie aufgesprüht worden. Aus einem unerklärlichen Grund trägt er ein duftiges, geblümtes Sommerkleidchen, das Grace gehört, und dazu Dock Martins und schicke Ray-Bans. Und die ganze Zeit kichert er hohl bei seiner Spannerei. »Ich bin ein italienischer Lustmolch«, hechelt er, als wir ihn von seinem Liegestuhl hochhieven und ins Innere schleifen.
Keiner von uns ist sonderlich überrascht, als sich bei unserer Ankunft am Flughafen herausstellt, dass wir viel zu spät dran sind.
»Was zum Teufel sollen wir jetzt machen?«, fragt Grace mit zittriger Stimme und massiert sich die Schläfen, als zum Kater auch noch der Katzenjammer kommt.
»Den nächsten Flug nehmen«, lallt Louis fröhlich, völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass er keine Zeit zum Umziehen hatte, immer noch das pink-orange Kleidchen trägt und nun eine Mischung aus amüsierten, erstaunten und verängstigten Blicken von den anderen Reisenden erntet. Das liegt nicht allein an seiner Kleidung. Aufgrund der Tatsache, dass er immer noch hemmungslos hackedicht ist, erschien es uns leichter, das Gepäck zu tragen und Louis auf den Wagen zu laden.
»Das ist nicht so wie beim Busfahren, Louis!«, faucht Grace.
»Nicht?«
»Ich glaube nicht, dass in zehn Minuten der nächste geht, nein.«
Erstaunlicherweise ist Tanya von uns allen die Nüchternste, also wird sie zum Check-In entsandt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Zwanzig Minuten später ist sie wieder da. »Wollt ihr zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?«
»Die gute, eindeutig die gute«, bettelt Grace, die offensichtlich an Stuffy denkt, der zu Hause auf sie wartet.
»Morgen in aller Frühe gibt es einen anderen Flug.«
»Hurra!« Grace ist die Einzige, die jubelt.
»Freu dich nicht zu früh. Wie ich bereits sagte, es gibt auch eine schlechte Nachricht.«
»Dann los, raus damit.«
»Es gibt nur noch zwei Plätze.«
»Tja, das ist schlecht- Wir fliegen entweder alle oder wir bleiben alle hier«, erkläre ich.
»Einer für alle«, grölt Louis.
»Und alle für einen«, fährt Grace leicht widerstrebend fort.
»Ich weiß, aber der nächste Flieger, in dem vier Plätze frei sind, geht erst am Mittwoch.« Tanya zwinkert mir voller Schadenfreude zu.
»Aber das ist in drei Tagen! Was sollen wir nur machen?«
»Ich habe uns auf die Warteliste für den Morgenflug setzen lassen, falls andere Passagiere nicht auftauchen. Wir können nur abwarten.«
»Ich schlage vor, dass wir zum Hotel zurückfahren und sehen, ob sie uns noch für eine Weile unterbringen können«, schlage ich vor.
»Ich finde, wir sollten hier warten«, widerspricht Grace besorgt. »Wenigstens bis wir wissen, ob wir morgen früh mitkommen.«
»Aber warum hier rumsitzen, wenn wir die Gelegenheit nutzen und noch mal ausgehen könnten?«
»Was, damit wir den nächsten Flieger auch verpassen?«, fragt Grace entnervt.
»Lenk sie weiter ab«, flüstert Tanya mir zu. »Ich habe uns gar nicht auf die Warteliste setzen lassen, sondern uns gleich für den Mittwochsflug eingetragen.«
»Kluges Kind!«
Wir suchen uns eine Ecke mit vier Sitzen und Blick auf die Startbahn. Gerade wollen wir es uns für die lange Wartezeit so bequem wie möglich machen, da stelle ich fest, dass einer von unserer Truppe abhanden gekommen ist. »Wo ist Grace?«, erkundige ich mich bei Tanya.
»Wahrscheinlich auf dem Klo.«
»Hat sie denn nichts gesagt?«
Als sie nach zwanzig Minuten immer noch nicht zurück ist, fangen wir an, uns Sorgen zu machen. Gerade wollen wir einen Suchtrupp ausschicken, als ich sehe, wie sie sich durch die abreisenden Urlauber vor uns drängelt. Sie winkt mit zwei Flaschen billigem Champagner und sieht eindeutig fröhlicher aus als vor einer halben Stunde.
»Grace! Wo um Himmels willen hast du gesteckt? Wir haben uns Sorgen gemacht.«
Grace, die selbst keineswegs mehr besorgt aussieht, stellt den Schampus ab und grinst breit. »Ich habe unser kleines Transportproblem
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