Drei Frauen und ein Braeutigam
wir heute nur bis halb elf Bestellungen annehmen.«
»Aber Ollie!«, jammert Louis wie ein Kind, das gerade erfahren hat, dass es nicht aufbleiben und seine Lieblingsserie im Fernsehen ansehen darf.
»Keine Widerrede, Louis, ich habe genug und will früh schließen, klar?«
Schmollend schiebt Louis die Unterlippe vor. »Das wirst du ihm schon selbst sagen müssen. Ich tue es nämlich nicht«, murmelt er. »Nicht, nachdem er uns gerettet hat...«
Soll mir recht sein. Ich wische mir die Hände an der Schürze ab und dränge mich entschlossen an Louis vorbei. Es ist schon schlimm genug, dass Dan Slater ständig hierher kommt. Und dann muss mein untreues Personal auch noch auf seine Libido statt auf meine Warnungen hören und ihn jedes Mal, wenn er geruht, uns zu beehren, wie den verlorenen Sohn behandeln.
Das Restaurant ist voll besetzt. Ein Anblick, den ich immer zu würdigen weiß. Ein Anblick, der mich jedoch nicht mit der gleichen wohligen Wärme erfüllt, ist der von Dan Slater, der an einem Tisch in der Nähe des riesigen, offenen Kamins sitzt, welcher dank des wundervollen Wetters nicht benutzt wird, sondern voller Trockenblumen ist, wie ich es jeden Sommer mache. Als seine Begleitung erweist sich, wie kann es anders sein, Miranda. Sie sieht extrem selbstzufrieden aus, und ein Lächeln, das die Dimensionen eines Froschmauls hat, liegt auf ihrem stark geschminkten Gesicht. Das Lächeln rutscht jedoch bis zu den Kniekehlen ab, als sie mich auf ihren Tisch zukommen sieht, und wird durch einen Ausdruck extrem unangenehmen Überraschtseins ersetzt, der weit weniger attraktiv, dafür aber weit erträglicher ist als der selbstgefällige Blick.
Ich schlängle mich zwischen den Tischen hindurch, und meine Entschlossenheit nimmt mit jedem Schritt ab. Es ist eine Sache, sich die Genugtuung vorzustellen, ihn hinauszuwerfen, aber eine andere, es auch durchzuziehen. Außerdem weiß ich wirklich nicht, ob ich so unverschämt sei kann... Ich kann schließlich nicht umhin anzuerkennen, dass er eine ganze Menge Ärger und Umstände auf sich genommen hat, um sicherzustellen, dass wir heil von unserer italienischen Eskapade zurückkehren, so sehr es mir auch zuwider ist, ihm verpflichtet zu sein. Ich weiß, dass er es Stuart und Grace und sicher nicht mir zuliebe getan hat, doch auch ich habe von seiner Selbstlosigkeit profitiert...
Selbstlos. Ich hätte in diesem Wort nie eine passende Beschreibung für Dan Slater gesehen. Ich seufze tief und halte abrupt inne. Ich kann ihn nicht hinauswerfen, wie sehr ich es mir auch wünsche. Ich will gerade müde in die Küche zurückschlurfen, um Louis mit dem Bestellblock zu entsenden, als Dans Stimme quer durch das ganze Restaurant schallt.
»Entschuldigen Sie, Bedienung.« Ich brauche einen Augenblick, um zu erkennen, dass er mich meint. »Ah, Bedienung.«
Ich stehe wie angewurzelt da und starre ihn wütend an.
»Ich sagte, Bedienung .« Die Stimme wird ungeduldiger. Jetzt schnippt er auch noch befehlend mit den Fingern. Ein boshaftes Lächeln gleitet über sein Gesicht. »Also wirklich, der Service hier ist heute Abend eine Katastrophe«, sagt er reichlich laut zu Miranda, die verlegen kichert.
Ich brauche einen weiteren Augenblick, um zu erkennen, dass er betrunken ist. Eindeutig sturzbetrunken. Aus irgendeinem Grund finde ich diesen Dan Slater weit weniger einschüchternd. Vermutlich, weil ihm die übliche ruhige, lässige Unterkühltheit abhanden gekommen ist. Und ich finde diesen Dan Slater höchst anstößig. Meine Entscheidung, ihm heute Abend seinen Willen und sein Essen zu lassen, verflüchtigt sich. Um so viel Ruhe und Würde ringend, wie ich nur aufbringen kann, setze ich mein »Chefinnen«-Gesicht auf und gehe zu ihrem Tisch.
»Bedaure, mein Herr, aber die Küche ist bereits geschlossen ...« Das ist keine Lüge. Trotz seiner Anstrengungen ist dies immer noch mein Restaurant, und ich kann die Küche schließen, wann es mir passt.
»Dann machen Sie sie halt wieder auf.«
»Ich befürchte, dass das nicht geht, mein Herr.«
»Warum nicht?«
Das haut mich um. »Weil ich nicht will«, scheint irgendwie unpassend zu sein. Selbst im Zustand der Trunkenheit spürt Dan offensichtlich mein Zögern. Er wirft die Speisekarte auf den Tisch, lehnt sich frech zurück und verlangt, dass ich ihm die Tagesgerichte aufzähle.
Ich überhöre ihn. »Unser Koch ist heute Abend nicht hier, und wir schließen früher«, antworte ich mit geschäftsmäßiger Stimme, die normalerweise für
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