Drei Frauen und ein Braeutigam
Besichtigungen und Einkäufen bestand, landen wir schließlich in einer Bar.
Der Ersten von vielen. Das Julius Cäsars folgt. Dann das Big Mama in Trastevere. Die Tour führt uns nach drei Stunden schließlich bis Monte Testaccio, einer geballten Ansammlung von Kneipen, Restaurants und Menschen, die Tanya sofort und aus eindeutigen Gründen in Monte Testosteron umbenennt.
»So viele Männer und so wenig Zeit«, haucht sie und stürzt aufgeregt hin und her wie ein Kind in einem Süßwarenladen.
»Ich dachte immer, die italienischen Machos sind diejenigen, die herumlaufen und in Pobacken kneifen«, bemerke ich, sie beobachtend.
»Du weißt doch, dass Tanya für sexuelle Gleichberechtigung ist«, antwortet Grace grinsend.
Zehn Uhr Samstagabend. Wir haben uns irgendwie in eine schäbige Kneipe alias Disco verirrt, in die Louis unbedingt wollte, weil dort Carlsberg verkauft wird, und in diesem Stadium der Trunkenheit ist kein anderes Gesöff mehr gut genug.
Grace sorgt sich um Stuart. »Ich sollte ihn wirklich mal anrufen. Ich habe es heute Morgen vom Zimmer aus probiert, aber das Telefon ging nicht.«
Tanya lächelt verschlagen. Dank unseres bewusst hektischen Zeitplans und eines Parcours, der Telefone aller Art geschickt umgangen hat, ist es Grace immer noch nicht gelungen, wie versprochen Kontakt mit Stuffy aufzunehmen.
»Neben den Klos ist ein öffentliches Telefon«, teilt Louis ihr mit, während er mit einem Bündel Lira wedelt, um die Aufmerksamkeit eines trägen Barmanns zu erringen.
»Louis!«, kreischt Tanya, als Grace loszieht, um zu Hause anzurufen. »Warum zum Teufel hast du ihr das verraten?«
»Keine Panik«, flötet Louis. »Ich bin auf dem Weg zum Klo daran vorbeigekommen. Es ist kaputt. Sie ist so besoffen, dass sie zehn Minuten brauchen wird, um das zu kapieren, und bis dahin hat sie längst vergessen, dass sie Stuart anrufen wollte.«
Unglaublicherweise behält Louis Recht. Zehn Minuten später kommt Grace zurück und lässt sich neben mir auf die Sitzbank plumpsen. Ohne Stuart auch nur zu erwähnen, übersieht sie die große Auswahl Flaschen auf dem Tisch und beschließt aus heiterem Himmel, dass sie jetzt sofort und unbedingt ein Eis essen muss. So viel zum Thema Männerjagd. Ich bin überrascht, dass auch Tanya noch keinen aufgerissen hat. Sie hat rekordverdächtig geflirtet, aber das ist alles. Doch das ändert sich bald. Kurze Zeit später zerrt Tanya mich wegen ihrer neuesten Eroberung aufgeregt am Arm.
»Ollie! Du wirst es nicht glauben.«
»Was?«
»Ich habe Romeo gefunden!«
Vor meinem inneren Auge sehe ich Tanya über ein Balkongeländer gebeugt. »Was soll das heißen?«
»Ich habe einen süßen Typ aufgetan, und stell dir vor... er heißt wirklich Romeo.«
»Das soll wohl ein Witz sein!«
»Nein.« Breit grinsend schüttelt sie den Kopf.
»Na, wenn das kein gutes Omen ist«, verkündet Louis. »Wo ist Grace?«
»Die schläft, das Gesicht im Eis, glaube ich.«
»Weck sie auf und wisch sie ab, heute Nacht ist sie Julia.«
»Aber er ist mein Romeo.« Bockig runzelt Tanya die Stirn. »Ich habe ihn gefunden.«
»Sei großzügig, Tan«, schmeichelt Louis, »es ist für eine gute Sache.«
»Aber ich hatte noch nie einen Romeo...« Tanyas Unterlippe zittert, aber ich sehe, dass sie zögert. »Wahrscheinlich habe ich nie wieder...«
»Sag niemals nie«, entgegnet Louis. »Außerdem, wie kann man Grace besser von einem schrecklichen Fehlschritt abhalten als mit einem waschechten, lupenreinen, authentischen Romeo? Wie könnte sie da widerstehen?«
»Also gut, du kannst ihn haben«, lenkt Tanya seufzend ein. »Die Sache hat allerdings einen Haken - er spricht nur Italienisch.«
»Liebe kennt keinen sprachlichen Schranken«, erklärt Louis zuversichtlich.
»Dann geh du und rede mit ihm. Er hat nichts von dem verstanden, was ich ihm in den letzten zehn Minuten verklickert habe.« Tanya führt uns über die kleine, überfüllte Tanzfläche zu einem Tisch in einer dunklen Ecke. Dort plaudert eine kleinere und stämmigere Ausgabe von Fußballstar David Ginola mit zwei dunkelhaarigen, rehäugigen Freunden.
Als er Tanya bemerkt, blickt er auf und strahlt aufgeregt. »Ciao bella« , ruft er ihr zu und kommt zu uns herüber.
»Er ist nicht ganz das, was ich erwartet habe«, brülle ich Louis über die Musik zu.
»Was meinst du damit?«
»Na ja, er ist wohl kaum ein Leonardo DiCaprio.«
»Weiß nicht - ich finde ihn irgendwie süß.«
»Ich stehe nun mal nicht auf Männer, die
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