Drei Frauen und ein Braeutigam
gelöst«, verkündet sie. Sie schnappt Louis, zerrt ihn hoch und verfrachtet ihn wieder auf den Gepäckwagen. »Na los, Rasselbande, es geht heimwärts.« Sie fängt an, ihre Taschen und Flaschen einzusammeln und sie auf den überraschten, sprachlosen Louis zu stapeln.
»Was? Und wie?«
»Wir werden mitgenommen.«
»Wie denn das?«
»Ich habe Stuart angerufen.«
»Und?«
»Wie ich schon sagte, er hat etwas für uns arrangiert.«
»Wie um alles in der Welt hat er das hingekriegt?«, frage ich und rapple mich hoch.
»Er hat Freunde in hohen Positionen«, äußert sie rätselhaft. »In sehr hohen Positionen. Zehntausend Meter hoch...«
»Wer hätte gedacht, dass dieser Dan Slater einen blöden Privatjet hat«, murre ich verdrießlich und klatsche mit einer zusammengerollten Cosmopolitan nach einer etwas zu hartnäckigen Fliege.
»Er gehört eigentlich nicht Dan, sondern einem Freund, der ihm noch einen Gefallen schuldete«, erwidert Grace, die mir einen Schluck aus ihrer so gut wie leeren Champagnerflasche anbietet.
»Freund! Gefallen! Ha! Wohl eher jemand, den er geschäftlich übers Ohr gehauen hat«, grolle ich und nehme einen großen Schluck.
»Das ist ja SO geil«, haucht Tanya wohl zum zwanzigsten Mal.
»So ein Arsch«, wiederhole ich, ebenfalls etwa zum zwanzigsten Mal.
Nach ihrer überraschenden Ankündigung hat Grace uns in ein Taxi verfrachtet und fünfzig Kilometer durch Staub und Hitze zu einem privaten Flugplatz gekarrt, der vor den Toren der Stadt liegt. Jetzt kauern wir im Schatten eines Olivenbaums, beobachten den Sonnenuntergang, schlürfen Schampus, benutzen unsere Taschen als Sitzgelegenheit und werden allmählich immer betrunkener, während wir darauf warten, dass Dämon Dan wie James Bond bei einer Rettungsmission herbeieilt.
So ein Arsch.
Die Maschine landet schließlich um zwei Uhr morgens, als ich gerade hinter einem Busch mein Geschäft verrichte, der einen Hauch zu stachelig ist, um seinen Hintern wirklich nahe heranschieben zu können. Die Scheinwerfer der Maschine schwenken über die Startbahn wie Suchlichter über einen Gefängnishof, verharren auf meinem Busch und veranlassen mich, hastig meinen String hochzuziehen, damit der Pilot nicht denkt, es gäbe heute Nacht zwei Monde.
Zu Tanyas riesiger Enttäuschung und meiner riesigen Erleichterung ist Dan nicht mitgekommen. Stuart mit u dagegen schon. Kaum ist der kleine Privatjet gelandet, taumelt er aus der Tür, bevor noch die Treppe ausgeklappt ist, und sinkt in die offenen Arme seiner wartenden Grace.
»Du glaubst gar nicht, welche Sorgen ich mir gemacht habe!«, sprudelt es aus ihm heraus. Er drückt sie so fest an sich, dass ich hören kann, wie sie nach Luft schnappt.
Bilde ich es mir nur ein, oder starrt Stuart mit u Tanya und mich wirklich wütend an! Na ja, man kann es nicht wirklich wütend nennen - ich kann mir nicht vorstellen, dass er in der Lage ist, seinen sanften, maßvollen Zügen einen Ausdruck zu verleihen, der etwas Boshaftes hat -, aber er sieht nicht besonders glücklich aus.
Jetzt habe ich doch ein etwas schlechtes Gewissen, bis Grace, die an Stuarts rührend beschützendem Arm hängt, sich beim Einsteigen zu uns umdreht, uns zuzwinkert und die leere Champagnerflasche schwenkt, die sie immer noch in der Hand hält. Sie nuschelt: »Echt klasse, Leute, es... war... echt... klasse.«
Den ganzen Flug über schmolle ich. Das mag zwar ein bisschen kleinlich erscheinen, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Dan Slater mir hiermit einmal mehr eins ausgewischt hat.
Tanya ist glücklich. Sie hat den ganzen Flug im Cockpit verbracht und den sexy Piloten angebaggert. Louis ist glücklich. Er hat den ganzen Flug damit verbracht, das Cremeschnittchen von einem Steward anzubaggern. Ein ganzer Steward für einen so kleinen Privatjet. So ein Arsch! Der einzige Dämpfer während dieser Reise ist für sie die Tatsache, dass Stuart und Grace fast den ganzen Flug die Lippen aufeinander gepresst hielten, als hätte das kleine Vakuum, das durch das Schließen der Tür entstanden war, dazu geführt, dass ihre Münder sich festsaugen und nie wieder getrennt werden können. Zumindest nicht bis zur Landung.
Der schwuchtelige Steward hört lange genug auf, Louis mit provozierend gespitzten Lippen anzuhimmeln, um mir etwas zu trinken anzubieten. Ich sehne mich verzweifelt nach etwas Alkoholischem, doch ich sehne mich noch verzweifelter danach, Dan Slater nicht noch mehr zu schulden, als ich ohnehin schon tue,
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