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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
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nicht nur Gift für die Füße, sondern auch für den gesamten Knochenapparat. Aber wie kann ich jammern? Peter und Larissa trugen nicht nur ihr Gepäck, sondern schoben auch noch gemeinsam unsere Kinderkutsche über Berg und Tal. Jetzt erst merkte ich, dass ich meinen Rucksack zwischenzeitlich nicht mehr spürte. Offensichtlich hatte sich mein Muskelkorsett an das Gewicht gewöhnt. In alter Manier bedankte ich mich schnell bei unserem Herrgott sowie beim gesamten Universum, dass sich wieder einmal ein Wunsch erfüllte. Augenblicklich fing ich an zu beten und darum zu bitten, dass auch mein Mann und meine Tochter keine Schmerzen haben und dass es ihnen auch weiterhin gut ginge. Auch bat ich um Schutz für Franziska, welche aber, auch wenn ich mich wiederhole, wirklich hart im Nehmen war. Sie spielte in ihrem Wagen und quietschte vor Vergnügen. Was gäbe ich darum, mich in den Wagen setzen zu können und schieben zu lassen. Wenigstens hatten wir angenehmes Wanderwetter, aber wie sollte es auch anders sein, ich hatte ja darum gebeten und mein Wunsch wurde erfüllt. Der Weg der vergangenen Tage lehrte mich, dass sich ein Gespräch mit unserem Herrgott immer lohnt.
    Endlich an der angesteuerten Kapelle in Virgen del Poyo angekommen. Eine nette Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, von welcher die Legende erzählt, dass die dort platzierte, wunderschöne Muttergottes mehrmals nach Viana gebracht worden war. Jede Auslagerung aber scheiterte, weil sie immer wieder in die Kapelle zurückkehrte. Irgendwann wurde das Vorhaben aufgegeben und die Muttergottes endgültig in der Kapelle belassen. Leider mussten wir diesen idyllischen Platz nach einer kurzen Rast doch wieder verlassen.
    Es ging immer weiter bergauf und ich wusste ganz genau, dass wir alles, sobald wir oben angekommen waren, auch wieder bergab laufen mussten. Der Weg war auch heute wieder gut beschildert. Endlich erreichen wir die Bergkuppe. Wir waren tatsächlich oben, aber im selben Moment sah ich ein Schild zehn Prozent Gefälle. Peter und Larissa rüsteten sich gleich, denn nun hieß es nicht den Wagen bergauf schieben, sondern bergab bremsen. Über einen breiten, aber wirklich steilen Feldweg ging es bergab. Unten angekommen mussten wir wieder viele Höhenmeter bergauf. Jetzt half kein jammern und kein flehen, schließlich musste ich nur hinterherlaufen. Die Hauptarbeit und den größeren Kraftakt mussten meine zwei vor mir erledigen. Gut, dass beide mit guter Kondition und Trittsicherheit ausgestattet waren.
    Nach Viana gestaltet sich der Weg etwas flacher und angenehmer. Nachdem unsere Kleine zwischenzeitlich ihren Mittagsschlaf hielt, wollte meine Tochter wieder Kilometer machen und zog mit einem Affenzahn davon. Der Weg war jetzt wieder asphaltiert und relativ eben. Ich hingegen spüre auf geteerten Wegen meine Füße mehr denn je und wurde deshalb immer langsamer. Ich spürte, dass sich wieder neue Blasen an meinen Fersen bildeten. Allgemein hatte ich das Gefühl, meine Füße seien aus Blei, ebenso meine Beine. Trotzdem, wir mussten hinter Larissa und unserer Kleinen her. Ich ärgerte mich etwas über meine Tochter, denn Rücksicht ist nicht gerade eine ihrer ausgeprägten Stärken. Im selben Moment sagte eine Stimme in meinem Kopf, lass sie, sie ist jung und hält schon durch. Kümmere dich um dich und wechsle endlich dein Schuhwerk. Trink einen Schluck und iss eine Kleinigkeit. Mit leerem Magen kommst du nicht mehr weit. Wie erstarrt blieb ich stehen und fragte mich, wer da so deutlich mit mir gesprochen hatte. Oder fing ich jetzt schon an zu spinnen? Aber zum Glück wusste ich ja, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht immer erklären kann. Also sagte ich zu meinem Mann, dass es für mich wieder an der Zeit sei, einen Schuhwechsel (Trekkingschuhe gegen Sandalen) vorzunehmen. Ich hatte auch nicht wirklich viel Hunger und schon gar keine Lust auf die mitgeführten Müsliriegel. Mein Mann sagte nur, dass da vorne eine Eremitage mit Tischen und Bänken davor sei. Also gingen wir noch die paar Meter bis dorthin.
    Vor dieser Eremitage saß ein spanisches Paar, nicht mehr ganz jungen Alters , las in der Bibel, aß Grillwürstchen und trank Rotwein. Als sie sahen, dass ich meine Schuhe auszog, um anschließend in meine Sportsandalen zu schlüpfen, kam die Frau bewaffnet mit einem Tablett auf uns zu und bot jedem von uns eine Grillwurst mit Baguette an. Wie sagte gerade die Stimme in meinem Kopf, iss etwas, und so nahmen wir überrascht von der

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