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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
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gestalteten Restaurantgarten. Jetzt musste ich erst einmal meine Bergschuhe ausziehen und in meine Sandalen schlüpfen. Zwanzig Kilometer bergab schlauchen gewaltig. Gut, dass wir morgen in Ponferrada einen Ruhetag geplant hatten. Jetzt aber hatte ich keine Ruhe, wenn ich daran dachte, dass die beiden alleine vorauseilten. Aber ich konnte nichts machen. Zumindest eine davon ist schon lange erwachsen. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und mir mein kühles Bier trotzdem schmecken zu lassen.
    Nach einer dreiviertel Stunde machten wir uns ebenfalls auf den Weg. Kaum aus dem Ort erhielten wir dann die telefonische Rückmeldung von Larissa, dass sie gut angekommen waren und bereits im Hostal auf uns warteten. Jetzt hatte ich das Gefühl, als hätte ich meinen Turbo eingeschaltet. Das kühle Bier gab mir Kraft und so liefen wir die restlichen sechs Kilometer in nicht ganz einer Stunde. Im Hostal angekommen wurden wir bereits von zwei netten jungen Damen erwartet. Sie nahmen uns unser Gepäck ab, händigten uns den Zimmerschlüssel aus und übermittelten uns eine Nachricht unserer Tochter, dass beide in ihrem Zimmer auf uns warteten. Als auch wir geduscht hatten, suchten wir beide auf und machten uns gemeinsam auf den Weg, um die Stadt, zumindest im näheren Umfeld unseres Hostals, zu erkunden. Wir wohnten für die nächsten zwei Tage unweit der Burg, welche wir unbedingt besichtigen wollten. In einem der unzähligen Andenkenläden fanden wir schöne Lederarmbänder, verziert mit der silbernen Pilgermuschel. Dann gingen wir in ein sehr gutes italienisches Restaurant und bestellten uns Pizza und Pasta, dazu einen guten Chianti. Alles schmeckte fantastisch. Nach dem Essen entdeckte ein kleines spanisches Mädchen unsere Franzi als Freundin. Beide spielten und gingen so süß miteinander um, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Wir freuten uns des Lebens und waren froh und glücklich wieder eine Etappe geschafft zu haben.
    Den lauen Sommerabend wollten wir in Ruhe ausklingen lassen und tranken deshalb vor unserem Hostal noch einen Absacker . Jetzt lernten wir Maxi aus Wien kennen. Sie saß uns gegenüber und sprach uns an. Sie sagte, dass sie uns auf dem Camino schon eine Weile beobachtet habe und zeugte uns Respekt bei unserem Vorhaben. Flugs saßen wir beisammen und sie erzählte uns, dass auch sie den Jakobsweg ginge, um Trauerarbeit zu leisten. Sie selbst war bereits Pensionistin und hatte ein Jahr zuvor einen schweren Herzinfarkt gehabt. Wie wir, war auch sie in Roncesvalles gestartet. Täglich lief sie konstant ihre 20 Kilometer, aber nur mit einem kleinen Rucksack voll Proviant für den Tag ausgestattet. Ihren großen Rucksack ließ sie sich von einem darauf spezialisierten Transportunternehmen immer 20 Kilometer voraus in eine vorbestellte Pension fahren. Maxi war trotz ihres Schicksals eine sehr fröhliche Natur. Mit ihren kurz geschnittenen blonden Haaren sah sie wesentlich jünger aus, als sie war. Sie erzählte von ihren sehr interessanten Erfahrungen mit anderen Pilgern, mit denen sie Teilstücke des Weges lief. Auch sie wollte morgen, wie wir, einen Ruhetag einlegen. Nun war es aber trotz des lauen Sommerabends Zeit, ins Bett zu gehen.

14. Juni Ruhetag in Ponferrada
    Wir hatten zwar vereinbart an diesem Tag etwas länger zu schlafen, doch nix da. Punkt sechs Uhr war ich wach und an Weiterschlafen war nicht mehr zu denken. Also stand ich auf, um zu duschen und mich einigermaßen zu restaurieren. Heute mussten wir unbedingt Wäsche waschen. Da es aber leider in unserem Hotel keinen Wäscheservice gab, mussten wir uns heute auf schnellstem Weg einen Waschsalon suchen. Als ich so vor dem Spiegel stand und mein äußeres Erscheinungsbild in Augenschein nahm, dachte ich, es wäre schon schön sich mal wieder von einer Friseurin die Haare waschen und föhnen zu lassen.
    Peter war zwischenzeitlich auch aufgestanden. Nachdem wir fertig waren, gingen wir nach unten, um zu frühstücken. Unten angekommen trafen wir auf unsere beiden Kinder. Jetzt nahmen wir ein gemütliches Frühstück ein und machten uns anschließend bepackt mit unseren Wäschebeuteln auf den Weg, um in der Innenstadt den von den netten jungen Damen des Hotels beschriebenen Waschsalon zu suchen. Als ich meiner Tochter meinen Wunsch nach einem Friseurbesuch unterbreitete, meinte sie: »Oh ja, das wäre schön !« Kurzerhand wünschte ich mir, dass neben dem Waschsalon auch ein Friseursalon sei. Würde doch fast zusammenpassen. Also

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