Drei Generationen auf dem Jakobsweg
Stunde Pause machten wir uns auf den Weg in Richtung Etappenziel. Jetzt folgte ein wirklich schöner Abschnitt des Weges. Wir liefen durch Weinberge und nette Wäldchen. Nach einer Stunde und fünf Kilometern erreichten wir bereits Cacabelos. Nur ein kleiner Schluck aus der Wasserflasche und ein mitgebrachter Müsliriegel vertilgt und weiter ging es. Noch neun Kilometer! Die liefen wir jetzt doch mit links. Wenn nur mein Fuß nicht so schmerzen würde. Jetzt schon ein Schuhwechsel, nein! Außerdem hatten wir laut unserem Reiseführer jetzt erst einmal einen Aufstieg vor uns. Da wären die Sandalen fehl am Platz. Getreu meinem Motto »Augen zu und durch« lief ich die nächste Stunde weiter. Aber jetzt, in Valtuille de Arriba angekommen, brauchte unsere Kleine eine Spielpause, welche wir ihr und uns gerne gönnten. Wir fanden eine Bank im Schatten eines großen Baumes. Ganz romantisch! Nicht ganz so romantisch schlüpfte ich dann aus meinem rechten Schuh und musste feststellen, dass dieser immer mehr anschwoll. Schnell versteckte ich diesen hinter meinem Rucksack und auf Nachfrage meiner Familie, was denn der Fuß so mache, sagte ich nur: »Er braucht eine Pause, wie ich auch .« Die letzten fünf Kilometer des heutigen Tages wollte ich keinesfalls schlappmachen. Jetzt schlüpfte ich schnell wieder in meine Socken, legte die Sandalen an und war zusammen mit den anderen startklar.
Heute sahen wir am Wegesrand wieder viele Wanderschuhe liegen. Alle von Pilgern, die ihre Route hier beendet hatten. Wie schlecht musste es diesen armen Pilgern gegangen sein!? Ich hatte Mitleid mit diesen mir unbekannten Menschen. Auch wir trafen heute früh ein deutsches Ehepaar, welches wir seit über zwei Wochen täglich irgendwo am Camino sahen und welches aufgrund überstrapazierter Füße heute endgültig aufgeben musste. Sie waren sehr traurig, fast deprimiert, aber manchmal zwingt einen das Leben oder vielleicht sogar der liebe Gott persönlich in die Knie. Auch das würde seinen Sinn im Leben haben.
Die letzten Kilometer lief Larissa wieder ein paar Meter voraus. Warum auch immer, ich machte mir keine Gedanken mehr, plötzlich ging es ihr wieder nicht schnell genug. Durch hügelige Weinberge und eine liebliche Landschaft wanderten wir, von der Sonne begleitet, gemütlich weiter. Vor Villafranca wurde es plötzlich, von jetzt auf gleich, sehr windig. Der Wind wirbelte den Straßenstaub zu einer kleinen Windhose auf, die unsere Kleidung staubgrau überpuderte. In geduckter Haltung, mit einem Tuch vor Mund und Nase, erreichten wir kurze Zeit später den Ortseingang von Villafranca. An der dortigen Kirche trafen wir wieder auf Larissa und Franzi. Sie waren gerade dabei, in der Kirche ein paar Kerzen anzuzünden, als auch wir eintraten. Wir setzten uns in eine der Bänke und dankten Gott und allen unseren Heiligen, die uns auf unserer Reise begleiteten. Wir dankten dafür, dass alle wieder gesund und munter diesen Tag überstanden hatten, und baten darum, auch die nächsten Tage wieder von allen unseren Helfern im Himmel begleitet zu werden. Wir dachten an unsere Familien, unsere Bekannten und Freunde zu Hause und baten auch für sie um Schutz. Larissa und Franziska warteten zwischenzeitlich draußen auf uns und so marschierten wir gemeinsam die letzten Meter bis in die Innenstadt.
Im ersten Lokal am Weg wollte diesmal Franziska Pause machen, da es hier von Müttern mit Kindern nur so wimmelte. Wir ließen uns das nicht zweimal sagen. Rucksäcke abgeschnallt, Kaffee und Kuchen bestellt und das Ende des Tages eingeläutet. Jetzt war es gegen vier Uhr. Nach einer großzügig angelegten Pause, in der unsere Kleine lange mit anderen Kindern Fangen und Verstecken spielte, gingen wir in unser Hostal. An der nächsten Apotheke mussten wir noch schnell einen Stopp einlegen, da nicht nur unsere Magnesiumvorräte zur Neige gingen, sondern auch meine Kopfschmerztabletten, die ich doch von Zeit zu Zeit brauchte. Im Hostal angekommen wurden wir von einem freundlichen Ehepaar empfangen. Wir durften sofort unsere Wünsche für das Abendessen äußern. Nach einer ausgiebigen Dusche und ein paar Minuten relaxen auf unseren Zimmern trafen wir uns in dem liebevoll eingerichteten Speisezimmer. Alles schmeckte hervorragend. Der Platz unserer Franzi war liebevoll mit Kindergeschirr und Kinderbesteck ausgestattet. Das Ehepaar war sehr zuvorkommend und so wurde unsere Franzi an diesem Abend noch mehr verwöhnt als sonst. Sie durfte sogar mit dem Chef
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