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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Aemilius.
     
    Also waren Kopf und Körper getrennt entsorgt worden. Ein Muster schälte sich heraus: Der Mörder entledigte sich der Leichenteile an unterschiedlichen Orten, auch wenn das hieß, dass die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung dabei größer wurde. Er besaß ein Transportmittel. Letzte Nacht hatte er mindestens den Kopf und den Körper transportiert und vielleicht auch noch weitere Gliedmaßen, die wir bisher nicht gefunden hatten. Er konnte eines der Pakete abladen und dann schnell wieder verschwinden, zu einer anderen Stelle, wo er rasch das nächste Stück in einen Kanalschacht oder über ein Geländer kippte. Jahrelang hatte er das gemacht und gelernt, dabei so zwanglos auszusehen, dass selbst ein zufälliger Beobachter nichts Ungewöhnliches bemerkte.
     
    Wasser rauschte an Asinias Kopf vorbei und trug den Sand mit sich fort, der sogleich durch neuen ersetzt wurde. Wenn der Schädel hier liegen blieb, würde er entweder unter dem Sand begraben werden oder sich vielleicht plötzlich losreißen und mit dem Wasserstrom zu der großen Einwölbung aus Tuff- und Travertinblöcken getragen werden, die den Zugang zum Fluss bildete.
     
    »Haben Sie schon früher Köpfe gefunden?«
     
    »Gelegentlich mal einen Schädel. Für gewöhnlich kann man nicht sagen, woher sie kommen oder wie alt sie sind. Dieser hier ist …« Der Vorarbeiter verstummte höflich.
     
    »Frischer?« Nicht ganz das richtige Wort, Anacrites. Ich warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
     
    Der Vorarbeiter atmete unbehaglich, ohne zu antworten. Er meinte, es gäbe noch eine Sandbank ein Stück weiter stromabwärts. Er sagte, wir sollten warten, während er dort nachschaute. Wir konnten Martinus in der Ferne rufen hören, daher ging der Bursche aus seiner Mannschaft wieder zur Leiter, um ihm mitzuteilen, dass bei uns alles in Ordnung sei, und ließ Anacrites und mich allein im Tunnel zurück.
     
    Es war ruhig, es stank, und uns standen die Haare zu Berge. Das kalte Wasser rauschte an unseren Stiefel vorbei, die immer tiefer in den feinen Schlick sanken. Um uns war Stille, nur unterbrochen von ständigem Tropfen. Asinias Schädel lag immer noch im Treibsand zu unseren Füßen. Weiter vorne, von hinten beleuchtet vom flackernden Fackellicht, ging der Vorarbeiter durch tiefer werdendes Wasser auf die Tunnelbiegung zu und wurde auf unheimliche Weise immer kleiner. Er war allein. Wenn er um die Kurve bog, mussten wir ihm folgen. Sich allein außer Sichtweite zu begeben war in der Kloake zu gefährlich.
     
    Er blieb stehen, stützte sich mit der Hand an der Seitenwand ab und beugte sich vor, als wollte er etwas inspizieren. Plötzlich wusste ich Bescheid. »Zu viel für ihn. Er übergibt sich.« Wir sahen weg.
     
    Auf uns wartete eine Aufgabe. Ich reichte Anacrites meine Fackel. Leider hatte ich am Morgen eine frische Übertunika angezogen, aber es half nichts, ich musste sie opfern. Vorsichtig setzte ich den Fuß neben den Schädel, um ihn zu stabilisieren, beugte mich dann vor und versuchte meine Übertunika darunter zu schieben. Ich bemühte mich, nichts zu berühren. Das war ein Fehler. Der Kopf rollte weg. Anacrites schob seinen Fuß vor und bildete zusammen mit meinem einen Keil. Der Kopf konnte uns nicht mehr entkommen, und ich fing ihn ein, als würden wir ein grausiges Ballspiel veranstalten. Nicht bereit, das Gewicht auch nur mit einer von unten stützenden Hand zu tragen, packte ich die vier Ecken meines Kleidungsstücks und ließ das Wasser hinausströmen, während ich mich aufrichtete. Ich hielt die Tunika und ihren Inhalt auf Armeslänge von mir weg.
     
    »Gute Götter, wie bringt er das bloß fertig? Ich dachte, ich sei hart im Nehmen. Wie kann der Mörder sich überwinden, die Leichenteile nur ein einziges Mal anzufassen, ganz zu schweigen von wiederholten Malen?«
     
    »Das ist eine schmutzige Sache.« Diesmal sprachen Anacrites und ich dieselbe Sprache. Wir redeten leise; er hielt die Fackeln und half mir mit seiner freien Hand, die Ecken meiner Tunika zu verknoten, um ein sicheres Bündel daraus zu machen.
     
    Ich stimmte ihm zu. »Ich habe Alpträume, dass nur durch meine Beteiligung an Szenen wie dieser etwas davon auf mich abfärben könnte.«
     
    »Überlassen Sie es den Vigiles.«
     
    »Die Vigiles haben seit Jahren gekniffen. Es wird Zeit, dass jemand diesen Mann aufhält.« Ich warf Anacrites ein reumütiges Lächeln zu. »Ich hätte es Ihnen überlassen können!«
     
    Er hielt die Fackeln hoch und

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