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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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höchstpersönlich in die Kloake befördert hatte, um dem Kaiser Komplikationen zu ersparen, und sagte: »Es kann viele Gründe geben, warum kein Leichnam vorhanden ist. Krieg, Schiffsunglücke …« Das war die offizielle Version für den Tod von Helenas Onkel Publius.
     
    »Verschleppung durch die Barbaren«, trillerte Silvius.
     
    »Durchbrennen mit dem Bäcker«, fügte Brixius, der Zynischere der beiden, hinzu.
     
    »Ja, genau so was meine ich«, sagte ich. »Jemand, der aus unbekanntem Grund verschwindet. Das kann ein durchgebrannter Ehebrecher sein oder eine Entführung und Mord.«
     
    »Manchmal verschwinden die Leute absichtlich«, sagte Brixius. »Der Druck, unter dem sie stehen, wird unerträglich, und sie hauen ab. Mag sein, dass sie eines Tages nach Hause kommen oder nie wieder auftauchen.«
     
    »Und wenn nun ein Verwandter zugibt, dass der Gemeldete nicht steif auf der Totenbahre liegt, sondern nur vermisst wird?«
     
    »Wenn er wirklich glaubt, dass die Person tot ist, sollte er genau das melden.«
     
    »Warum? Was würdet ihr sonst tun?«, fragte Helena mit einem Lächeln.
     
    Brixius grinste. »Wir haben so unsere Möglichkeiten, ihnen das Leben extrem schwer zu machen. Aber wenn die Umstände unverdächtig scheinen, stellen wir ein ganz normales Dokument aus.«
     
    »Normal?«, fragte ich zweifelnd. »Was – kein kleiner Stern am Rand? Keine andersfarbige Tinte? Kein Eintrag in einer besonderen Schriftrolle?«
     
    »Oh!«, quiekte Silvius. »Falco will Einsicht in unsere besondere Schriftrolle!«
     
    Brixius stützte sich auf die Ellbogen und betrachtete mich verschmitzt. »Was für eine besondere Schriftrolle soll das denn sein, Falco?«
     
    »Die, auf der ihr fragwürdige Meldungen eintragt, wegen denen es später Ärger geben könnte.«
     
    »Na, das ist mal eine gute Idee. Ich könnte das als Vorschlag der Angestellten einreichen und den Zensor dazu bringen, das System per Edikt einzuführen.«
     
    »Wir haben schon genug Systeme«, stöhnte Silvius.
     
    »Genau. Hör zu, Falco«, erklärte Brixius aufgeräumt, »wenn irgendwas stinkt, wird jeder Schreiber, der nicht nur Stroh in der Birne hat, den Eintrag vornehmen, als hätte er nichts bemerkt. Falls es dann später irgendein hässliches Nachspiel geben sollte, kann er immer noch sagen, er hätte nichts Faules gerochen.«
     
    »Ich will mich ja auch nur vergewissern«, fuhr ich fort, obwohl ich erkannte, wie hoffnungslos es war, »ob ihr hier irgendwelche brauchbaren Informationen haben könntet, wenn jemand in Rom vermisst wird.«
     
    »Nein«, sagte Brixius.
     
    »Nein«, pflichtete Silvius bei.
     
    »Das Sterberegister ist eine ehrbare Tradition«, setzte Brixius hinzu. »Niemand ist je auf die Idee gekommen, dass es tatsächlich einem vernünftigen Zweck dienen könnte.«
     
    »Wenn du das sagst.« Das brachte mich alles nicht weiter. Tja, daran war ich gewöhnt.
     
    Helena bat Brixius, ihr das Baby wiederzugeben, und wir gingen nach Hause.
     

VII
    Ich wusste, dass Helena an ihren toten Onkel dachte, und wollte angesichts dessen, was ich mit ihm gemacht hatte, unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen. Also verfiel ich auf die Ausrede, mich um Petronius kümmern zu müssen. Da ich nur auf der anderen Straßenseite sein würde, klang es harmlos, und Helena stimmte zu.
     
    Meine alte Wohnung, die ich Petro zur Verfügung gestellt hatte, befand sich im sechsten Stock eines absolut scheußlichen Mietshauses. Diese Kaserne voll düsterer Rattenlöcher ragte über die Brunnenpromenade wie ein verfaulter Zahn und hielt das Licht ebenso erfolgreich fern wie die Hoffnung der Mieter auf Glücklichsein. Über das ganze Erdgeschoss erstreckte sich eine Wäscherei, geführt von Lenia, die den Hausbesitzer Smaractus geheiratet hatte. Wir hatten sie alle beschworen, das nicht zu tun, und sie hatte mich auch prompt eine Woche nach der Hochzeit gefragt, ob sie sich meiner Meinung nach wieder von ihm scheiden lassen sollte.
     
    Den größten Teil der Woche hatte sie allein geschlafen. Ihr unappetitlicher Liebster war der Brandstiftung angeklagt und nach einem Unfall mit den Hochzeitsfackeln, bei dem das Brautbett in Flammen aufgegangen war, von den Vigiles eingesperrt worden. Alle hatten das zum Totlachen gefunden – bis auf Smaractus, der sich übel verbrannt hatte. Nachdem die Vigiles ihn wieder entließen, wurde er unausstehlich, was Lenia angeblich total überraschte. Diejenigen von uns, die ihm seit Jahren Miete gezahlt hatten,

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