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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte Petronius bereits einen Laib Brot, Eier, Trockenbohnen, Salz, Pinienkerne, Oliven, einen Salatkopf und einen kleinen Stapel Sesamkuchen gekauft. Er hatte eine Vorliebe für Süßes.
     
    »Komm rein. Tja, Marcus, mein Junge, das ist wie in alten Zeiten.« Mir sank das Herz. Natürlich empfand auch ich eine gewisse Nostalgie bei dem Gedanken an die alten Zeiten der Freiheit, der Frauen, des Suffs und der sorglosen Herumtrödelei … Nostalgie war was Nettes, aber mehr auch nicht. Das Leben geht weiter. Wenn Petronius wieder in die Jugendzeit zurückverfallen wollte, dann musste er das allein tun. Ich hatte mich zu sehr an sauberes Bettzeug und regelmäßige Mahlzeiten gewöhnt.
     
    »Du weißt, wie man es sich gemütlich macht.« Ich fragte mich, wie bald der Reiz des Neuen verfliegen würde.
     
    »Man muss ja nicht in solcher Verkommenheit leben, wie du es getan hast.«
     
    »Mein Leben als Junggeselle war total anständig.« Das hatte es auch sein müssen. Ich hatte viel Zeit damit verbracht, Frauen mit übertriebenen Schilderungen der Annehmlichkeiten in meine Wohnung zu locken. Sie wussten alle, dass ich log, aber so, wie ich redete, erwarteten sie zumindest einen gewissen Standard. Außerdem hatten sie alle davon gehört, dass meine Mutter sich um mich kümmerte, auch nachdem ich bei ihr ausgezogen war. »Mama hat den Schaben das Fürchten beigebracht. Und Helena hat hier alles sehr sauber gehalten, nachdem sie eingezogen war.«
     
    »Ich musste unter der Kochbank den Schmutz wegwischen.«
     
    »Führ dich nicht so auf. Keiner putzt unter der Kochbank.«
     
    Petronius Longus streckte sich. Dabei stieß er an die Decke und fluchte kurz. Ich warnte ihn davor, das im Schlafzimmer zu tun, weil er dabei durch die Dachziegel stoßen konnte. Und die würden dann runterfliegen und Leute auf der Straße erschlagen, deren Verwandte ihn daraufhin verklagen würden. Bevor er anfangen konnte, mich wegen der Wahl meiner Wohnung zu kritisieren, sagte ich: »Mir fällt nur ein erstaunlicher Mangel in deiner perfekten Haushaltsführung auf – keine Amphoren.«
     
    Ein düsterer Ausdruck verdunkelte Petros Gesicht. Mir fiel ein, dass der Wein in dem Haus lagerte, das Silvia nach wie vor besetzt hielt. Sie würde wissen, was es für ihn bedeutete, nicht an seinen Wein kommen zu können. Wenn ihre Auseinandersetzung weiter so bitter blieb, konnte es gut sein, dass Petronius seine wunderbare zehnjährige Sammlung nie wieder sah. Er schaute elend aus.
     
    Zum Glück war noch eine halb volle Amphore von mir unter einem der Bodenbretter versteckt. Rasch zog ich sie heraus und setzte Petronius auf den Balkon in die Abendsonne, damit er sein Unglück vergaß.
     
    Ich hatte immer noch vor, nach Hause zu gehen und mit Helena zu Abend zu essen, aber irgendwie dauerte es länger, als ich gedacht hatte, Petro wieder aufzumuntern. Er war tief deprimiert. Er vermisste seine Kinder und die Vigiles sogar noch mehr. Er war wütend auf seine Frau, konnte aber seine Wut nicht an ihr auslassen, da sie sich weigerte, mit ihm zu sprechen. Er war bereits misstrauisch, was die Arbeit mit mir betraf. Unsicherheit über seine Zukunft hatte an ihm zu nagen begonnen, und statt sich auf sein neues Leben zu freuen, wurde er immer trotziger. Ich ließ ihm den Vorrang beim Wein, was ihm durchaus recht war.
     
    Bald hatten wir beide genug getrunken, um uns erneut über die abgetrennte Hand zu streiten. Dann blieb uns nichts anderes mehr übrig, als über den Zustand der Gesellschaft, die Brutalität der Stadt, die Härte des Lebens und die Grausamkeit der Frauen zu lamentieren.
     
    »Wie sind wir denn auf die Grausamkeit der Frauen gekommen?«, wunderte ich mich. »Fusculus meint, die Hand stamme höchstwahrscheinlich von einer Frau – also wurde sie vermutlich von einem wütenden Mann abgehackt.«
     
    »Sei doch nicht so kleinlich.« Petro hatte jede Menge Theorien über die Brutalität von Frauen auf Lager und würde mich stundenlang damit vollquatschen, wenn ich ihn ließ.
     
    Ich lenkte ihn mit unseren vergeblichen Nachforschungen im Atrium Libertatis ab. »Da hast du’s, Petro. Irgendeine arme Schlampe ist tot. Tot und unbegraben. Zerlegt wie ein Brathuhn und dann in die Wasserzufuhr geworfen.«
     
    »Wir sollten etwas unternehmen.« Das war eine gewaltige Erklärung für einen Mann, der vergessen hatte zu essen, sich jedoch gut daran erinnerte, wofür ein Weinbecher da war.
     
    »Was denn zum Beispiel?«
     
    »Versuchen, mehr über

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