Drei Hände Im Brunnen
Vater und Claudias liebenden Großeltern …«
Claudia richtete ihren ernsten Blick auf Justinus. Er war als einer der wenigen Menschen groß genug, ihrem Blick direkt zu begegnen, trotz ihrer Angewohnheit, sich zurückzubeugen und die Welt an ihrer langen Nase entlang zu betrachten. »O Quintus«, murmelte sie. »Ich glaube, Marcus Didius ist ein bisschen verärgert über dich!«
»Himmel! Bin ich in Schwierigkeiten, Falco? Keine Bange! Wenn zu Hause was davon rauskommt, schieben wir es einfach auf Aelianus!« Das war offenbar ein gemeinsamer Witz; unter dem Klirren ihrer Armreifen verbarg Claudia ein Lächeln hinter der beringten Hand.
In dem Moment tauchte Aelianus aus einer anderen Richtung auf, zusammen mit der Sänfte für seine Verlobte. Zusätzlich zu den Trägern fungierten drei Burschen mit Knüppeln als Leibwache, aber sie sahen kümmerlich und mickrig aus. Ich wies die beiden Camilli an, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. »Bleibt zusammen, haltet die Augen offen, und seht zu, dass ihr rasch nach Hause kommt.«
Die Porta Capena lag wirklich sehr nahe, sonst hätte ich mich verpflichtet gefühlt, sie zu begleiten.
Aelianus sah aus, als wollte er aus Prinzip einen Streit vom Zaun brechen, aber sein Bruder hatte kapiert. Als Claudia mich mit einem Kuss auf die Wange zu beruhigen versuchte, scheuchte Justinus sie in die Sänfte. Ich bemerkte, dass er sich vor die halb offene Tür platzierte, um das Mädchen von Neugierigen abzuschirmen und möglichen Ärger abwehren zu können. Leise sagte er etwas zu seinem Bruder, der sich daraufhin umschaute, als wären wir von Übeltätern umringt. Aelianus besaß dann den Anstand, sich seinem Bruder anzuschließen und eng neben der Sänfte herzumarschieren.
Justinus verabschiedete sich mit einem knappen militärischen Salut. Das war eine Erinnerung an unsere Zeit in Germanien und sollte mich wissen lassen, dass er jetzt wachsam sein würde. Auch Aelianus musste in der Armee gedient haben, allerdings hatte ich keine Ahnung, in welcher Provinz er stationiert gewesen war. So wie ich ihn kannte, bestimmt an einem Ort, wo die Jagd gut war und die Einheimischen vergessen hatten, wie man revoltiert. Wenn sein jüngerer Bruder erwachsener und in einer schwierigen Situation verantwortungsvoller wirkte, dann lag es daran, dass Justinus gelernt hatte, in einem von Barbaren beherrschten Gebiet zu überleben – und es von mir gelernt hatte. Ich hätte ihm auch Techniken im Umgang mit Frauen vermitteln können, aber zu dem Zeitpunkt schien er das nicht nötig zu haben. Ich war mir nicht sicher, ob er es jetzt brauchen würde.
Grimmig kehrte ich auf meinen Posten am Tempel von Sol und Luna zurück. Ich war erschüttert. Es gab genug junge Leute da draußen, die auf Ärger aus waren, auch ohne diejenigen, die ich kannte und um die ich mir Sorgen machen musste.
Die nächste Frau, die sich vor meinen Augen lächerlich machte, war schon wieder eine, die ich kannte – Pia, die Freundin der toten Asinia. Das Flittchen in Türkis, das Petro und mir versichert hatte, sie würde sich nach dem, was mit Asinia passiert war, nicht mehr in die Nähe des Circus wagen. Mich überraschte es nicht, dass dieses zitternde Blümchen heute aus dem Stadion gekommen war und die Spiele wie immer besucht hatte. Und natürlich hatte sie einen Kerl im Schlepptau.
Ich ging auf sie zu. Sie war verärgert, mich zu sehen. Ich war auch verärgert, dass sie uns angelogen hatte und es so offen an Loyalität gegenüber ihrer ermordeten Freundin fehlen ließ. Aber es gab mir die vage Hoffnung, ihre Lügen aufzudecken.
Der Bursche mit dem miesen Geschmack, der an Pia herumfummelte, war ein schmieriger Typ mit Flicken auf der Kleidung und einem ins Gelbe schillernden blauen Auge. Er spielte die Rolle eines alten Freundes, also hatte ihm Pia vielleicht selbst das Veilchen verpasst. Sie jedoch tat so, als würde sie diesen Traumprinzen kaum kennen.
Ich machte nicht viel Federlesen. »Ist das der Schmierlappen, den du in der Nacht von Asinias Verschwinden gevögelt hast?« Sie wollte es abstreiten, aber er merkte nicht, dass sie ihn zu verleugnen beabsichtigte, und gab es gleich zu. Pia hatte ihn offenbar wegen seiner Intelligenz gewählt. Frage mich bitte keiner, was er in ihr sah.
Sie schienen über diese Nacht bereits gesprochen zu haben. Er wusste von Asinias schrecklichem Schicksal, das war klar, und vielleicht wusste er sogar noch mehr als
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